Last Date
Polizist ihnen scheinbar absichtlich den Rücken zudrehte und auch nicht grüßte. Sie schob es auf die Narbe in seinem Gesicht und das künstliche Auge. Beide waren ihr schon aufgefallen, als er plötzlich vor ihr gestanden hatte. Vielleicht war ihr Schreck deshalb auch so groß gewesen.
Der Polizeibeamte riss sie mit einer ausladenden Geste der linken Hand und seiner auffordernden Stimme aus ihren Gedanken. „Frau Habermann, kommen Sie bitte, es dauert wirklich nicht lange.”
„ Ja, natürlich!” Sie griff durch den Spalt der angelehnten Tür hindurch zum Schlüsselhaken, nahm den Wohnungsschlüssel und zog hinter sich die Tür ins Schloss. Schnellen Schrittes folgte sie dem Beamten durch das Treppenhaus ins Freie und die Straße entlang, wo sie vergeblich nach einem Streifenwagen Ausschau hielt.
Nach etwa fünfzig Metern zeigte er auf einen schwarzen Mercedes Kombi, der rückwärts zwischen zwei Lieferwagen geparkt war. „Dort entlang bitte.”
Er spürte ihr Zögern und ging voran. „Ich bin mit dem Zivilfahrzeug hier.”
Katharina folgte ihm. Er blieb neben dem Wagen stehen und öffnete die Beifahrertür. Dann ging er einen Schritt zur Seite. Katharinas Neugier zwang sie hineinzusehen. Sie ging zwischen dem Beamten und der Tür hindurch, um sich zum Beifahrersitz hinein zu beugen und nach den Dingen zu sehen, die angeblich von Adrian sein sollten. Alles was sie sah, waren eine Anzughose, ein Jackett, ein Paar Schuhe und ein paar Tüten im Fußraum des Wagens. Nichts davon hätte auch nur annähernd aus Adrians Besitz stammen können. Erleichtert krabbelte sie rückwärts wieder aus dem Mercedes, richtete sich auf und wollte sich umdrehen, spürte aber plötzlich die Hand des Polizisten vor ihrem Mund. Er riss ihren Kopf brutal nach hinten, sodass sie fast das Gleichgewicht verlor. Erst an seinem Oberkörper fand sie wieder Halt. Mit beiden Händen griff sie nach der Hand, die ihr auch den größten Teil der Nase zuhielt und somit die Atmung blockierte, hatte aber nicht genug Kraft, sie zu entfernen. Ihre Augen vor Panik weit aufgerissen, versuchte Katharina ihn zu beißen, bekam aber nichts als den Handschuh, den er trug, zwischen ihre Zähne. Sie trat um sich und hoffte, dass jemand ihren Kampf sehen und zu Hilfe kommen würde, was zwischen den Lieferwagen aber so gut wie aussichtslos war. Während er immer fester zupackte und sich in einer langsamen Drehung zwischen Katharina und den Wagen schob, versuchte sie sich fallen zu lassen, um aus dem Griff herauszukommen. Ihre Halswirbel knackten und extreme Schmerzen zogen ihr in Rücken und Kopf. Der Ohnmacht nahe tippelte sie in kleinen Schritten in eine Position, die es ihr erlaubte, mit beiden Händen nach seinem Zeigefinger zu greifen. Mit all ihrer Kraft schaffte sie es endlich, ihn wenige Zentimeter nach vorn zu biegen, um wieder atmen zu können. Sie fühlte seinen Oberschenkel an ihrem rechten Bein, holte aus und trat mit aller Kraft nach hinten. Er stöhnte kurz auf, ließ sie dabei aber nicht los, sondern trat wütend zurück. Sein Schuh traf ihre Wade mit einer solchen Wucht, dass ihr Wadenbein unter lautem Krächzen brach und Katharina sofort seitwärts wegknickte.
Der Schmerz schoss ihr durch den ganzen Körper und nahm ihr die Kraft , seinen Finger weiter festzuhalten. In dem Moment, als sie zu ersticken drohte, spürte sie eine Nadel in ihrem Hals. Alles um sie herum verschwamm jetzt. Alle Geräusche wurden dumpf und langsam.
Ohne die geringste Chance sich zu wehren, fiel sie in eine tiefe Ohnmacht.
Kassel
Mittwoch, 18:05 Uhr
Vor Katharinas Wohnung angekommen , vergewisserte sich Adrian im Rückspiegel, dass ihm niemand gefolgt war, bog in den kleinen Gehweg hinein, schaltete den Motor seiner Ducati aus und ließ sie die wenigen Meter um die Ecke bis zu den Mülltonnen ausrollen. Er stellte sein Motorrad auf den Seitenständer, zog Helm und Handschuhe aus und ging zur Tür. Als nach dem zweiten Klingeln noch niemand öffnete, ging er ein paar Schritte zurück und sah nach oben, ob eventuell das Küchenfenster weit genug geöffnet war, um es mit lautem Rufen zu probieren. Ihm fiel der Ersatzschlüssel ein, den er seit Tagen in seiner Hosentasche bei sich trug, aber ungern benutzen wollte, da es nicht seine Wohnung war. Er holte ihn heraus, schloss die Haustür auf und ging nach oben in die Wohnung. Die Tür hinter sich wieder geschlossen, stellte er seinen Rucksack auf den Boden, legte seinen Helm daneben und ging ins Wohnzimmer. Als er
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