Last Date
Katharinas noch geöffneten Laptop sah, tippte er das Scrollpad an, woraufhin der Bildschirmschoner verschwand und sich die Seite von triffmich.net öffnete. Er wunderte sich, dass der Rechner noch eingeschaltet war, obwohl Katharina scheinbar die Wohnung verlassen hatte. Normalerweise achtete sie peinlichst genau darauf den Akku nicht unnötig zu belasten und erst dann wieder aufzuladen, wenn er absolut leer war. Mit einem seltsamen Gefühl im Magen stand er auf und ging unsicher durch die leere Wohnung. Bis auf Patricias Zimmer, dort klopfte er nur vergeblich, sah er in jedem Raum nach, ob irgendetwas passiert wäre. Als er nichts Außergewöhnliches entdecken konnte, holte er Leons Handy heraus und wählte Katharinas Mobilfunknummer. Einen Augenblick später hörte er es klingeln, folgte dem Signal und fand ihr Handy im Wohnzimmer auf der Couch. Er nahm es an sich, überprüfte das Display mit dem Hinweis, dass er der einzige unbeantwortete Anrufer bisher war und steckte es in seine Tasche, um es ihr zu geben, sobald er sie wieder sehen würde. Adrian ging wieder zur Wohnungstür und brachte seinen Rucksack und Helm in Katharinas Zimmer. Er überlegte, wie er die Wartezeit am besten nutzen konnte, ging wieder ins Wohnzimmer, schnappte sich Katharinas Laptop und nahm ihn mit in die Küche, um bei triffmich.net unter den verschiedenen Profilen die Postfächer nach eingegangen Nachrichten zu überprüfen. Er stellte den Rechner auf den Tisch und machte sich einen Kaffee. Dann öffnete er das alte Fenster, um ein wenig der durch den wolkenverhangenen Himmel abgekühlten Luft hereinzulassen. Er setzte sich und berührte kaum den Rechner, da signalisierte ihm ein Piepen den schwachen Akkuzustand des Laptops. Er hatte in den letzten Tagen mitbekommen, dass sich Katharinas Rechner recht schnell nach dem ersten Warnsignal ausschaltete und ihm dementsprechend nicht viel Zeit blieb, um das Netzkabel anzuschließen. Er lief schnell ins Wohnzimmer, wo er auf dem Tisch das entsprechende Kabel liegen sehen hatte, holte es und steckte den Netzstecker in die Steckdose unter dem Küchenfenster. Als er sich wieder aufrichtete, dachte er nicht mehr an das geöffnete Fenster und blieb mit dem rechten Oberarm an einem weit herausragenden Splitter hängen. Heftiger Schmerz durchfuhr ihn, als das Holz erst sein T-Shirt durchstach und dann tief in seinen Muskel eindrang. „Aaaarrghhhh, verdammt!”
Er drehte seinen Arm nach oben und sah sofort das Blut aus der etwa vier Zentimeter langen Fleischwunde kommen. Um nicht die ganze Küche voll zu tropfen, drückte er die linke Hand fest auf die Wunde und ging hinüber zur Spüle. Nachdem er sich dort sein blutverschmiertes T-Shirt ausgezogen hatte , ließ er einen Augenblick kaltes Wasser über die Wunde laufen und reinigte sie mit Küchentüchern. Als die Blutung schwächer geworden war, ging er zum Erste-Hilfe-Schränkchen, das neben dem Kühlschrank hing. Er holte sich ein kleines Wundabdecktuch sowie die kleine Rolle mit Klebeband heraus und versorgte damit seinen Arm. Anschließend räumte er den Arzneikasten wieder sorgfältig ein und hörte jemanden an der Wohnungstür.
Patricia betrat mit einer prall gefüllten Tragetasche die Wohnung und schob mit dem rechten Fuß die Tür wieder hinter sich zu. Sie hatte Adrians Motorrad vor der Tür stehen sehen und war neugierig von den beiden zu erfahren, was es mit dem Polizisten vorhin auf sich hatte, dem sie im Hausflur begegnet war und heimlich beobachtet hatte, wie er vor der Tür ihrer gemeinsamen Wohnung stehengeblieben war.
Sie ging Richtung Küche. „Katharina?” Nach einem Moment hörte sie Adrian antworteten.
„ Katharina ist nicht da.”
Sie ging in die Küche um den Einkauf auszuräumen und sah in dem Moment, als sie sie betrat, wie Adrian mit freiem Oberkörper gerade das Fenster schloss. „Wo ist sie denn hin?” Sie merkte, wie ihre Worte immer leiser wurden, als sie das blutverschmierte T-Shirt in seiner rechten Hand sah.
Er antwortete als wäre nichts gewesen. „Keine Ahnung. Als ich reinkam, war sie bereits nicht mehr da.”
Patricia stellte die Taschen vor sich auf den Boden und sah sich Adrian genauer an. Er hatte ein großes Wundpflaster am rechten Oberarm, der komplette Arm und seine linke Hand waren voller Blut. Schräg neben ihm sah sie mehrere rot gefärbte Küchentücher auf der Spüle liegen.
Sie runzelte fragend die Stirn. „Was war hier los?”
Adrian sah sie verwundert an. „Wie, was war hier
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