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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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japanischen Unterwelt, er genoss sie!
    Â»Gut«, sagte er keuchend. »Du machst das sehr gut.« Seine blutigen
Hände umfassten ihre Taille, zogen sie dichter an sich heran.
    Â»Lass das!«, fauchte Karla. Schweiß lief ihr in die Augen. Sie
musste sich zusammenreißen, damit ihre Hände nicht unkontrolliert zu zittern
begannen. »Wenn die Wunde sich entzündet, wenn er daran stirbt, stehst du ohne
Wirt da, also hör auf, mich zu stören!«
    Sie sah sein Grinsen im Augenwinkel. Oh, er genoss nicht nur seine
Schmerzen! Da waren auch noch ihr Zorn und ihre Angst, ihre Sorge um
Raoul … Nahrung. Essentia für Daimonen. Ein wahres Festmahl.
    Sie hatte die Kugel. Zweimal entglitt sie der Pinzette, zweimal
musste sie neu nachfassen, dann war sie draußen und landete klirrend im
Waschbecken. Karla warf die Pinzette hinterher und stützte sich auf. »Er hat zu
viel Blut verloren«, sagte sie. »Brad, wenn wir euch nicht in ein Krankenhaus
bringen, schafft euer Körper das nicht.«
    Er spuckte verächtlich aus und stand auf. Schwankend klammerte er
sich an den Waschbeckenrand, starrte in den Spiegel. »Wir werden das reinigen«,
knurrte er. »Du siehst, ich bin vernünftig.« Er griff nach der Plastikflasche,
schraubte sie auf und schüttete einen großen Schluck des Inhalts direkt in die
Wunde. Das Zeug schäumte weiß und rosa auf, und Karla glaubte, ein leises
Zischen zu hören.
    Â»Bist du wahnsinnig?«, sagte sie. »H 2 O 2 ? Das
ist doch mittelalterlich. Haben wir kein Jod …?«
    Er ließ die Flasche fallen und rang stöhnend nach Luft. »Wow!«,
stieß er hervor. »Das knallt!« Er spülte das schäumende Gemisch mit Wasser aus
und blieb eine Weile mit geschlossenen Augen stehen. »Verbinden«, sagte er
dann.
    Karla legte, so gut sie es konnte, einen Druckverband an. »Ich bin
keine verdammte Ärztin«, sagte sie wütend. »Hat Raoul einen Hausarzt? Was ist
mit diesem Doktor Frankenstein hier im Haus?«
    Â»Frankenheim.« Brad ließ sich von ihr ins Schlafzimmer helfen.
»Psychiater, meine Liebe. Er hat noch weniger Ahnung von Schusswunden als du.«
    Er legte sich auf das Bett und schloss die Augen. Raoul hatte zu
viel Essentia verloren. Ein Nachtgeborener würde jetzt zu seiner Delicata oder
zu ihr kommen …
    Karla setzte sich vorsichtig auf die Bettkante neben ihn. Sie legte
ihre Hand auf seinen gesunden Arm und fühlte seinen Puls.
    Brad sah sie an. Seine Augen glühten im Halbdunkel des
Schlafzimmers. »Wenn ich in dein Gesicht sehe, weiß ich, dass er es vielleicht
nicht schafft.« Er lachte keuchend, packte mit festem Griff ihr Handgelenk und
zog sie zu sich hinunter. Sein Mund berührte ihr Ohr. »Wenn er stirbt«,
flüsterte er, »musst du mich rufen. Wir wären ein gutes Team, Baby. Du und ich
in einem Körper. Macht dich der Gedanke nicht an?«
    Karla versuchte, sich von seinem Griff zu befreien, aber seine
Finger hielten sie eisern umklammert. »Ich bin nicht interessiert«, sagte sie
scharf.
    Er kicherte. »Ob du willst oder nicht, mein Liebling: Höre meinen
Namen, bei dem du mich rufen wirst. Ich werde gehorchen, Königin meines
Herzens. Ich muss gehorchen, wenn du meinen Namen rufst.«
    Karla wollte ihn nicht hören. Sie wollte dieses Geheimnis nicht mit
dem Daimon teilen. Es war schmutzig.
    Seine Lippen kitzelten an ihrem Ohrläppchen, er küsste es und
flüsterte dann: »Pourudhâxshtay.«
    Karla verschloss ihre Ohren und versiegelte ihr Gedächtnis vor dem
Eindringen dieses unheiligen Namens, aber es war umsonst. Er bohrte sich in ihr
Bewusstsein wie ein giftiger Wurm, und sie erkannte, dass sie ihn nie wieder
vergessen würde, solange sie lebte. Sie war unfähig, sich gegen ihn zu wehren.
Der Name breitete sich aus, verankerte sich in jedes ihrer Neuronen, besetzte
ihre Synapsen, klammerte sich an ihre Axone, brandete durch ihre Zellen und
Blutgefäße, brannte in ihren Muskeln, pochte in ihren Augen. Pourudhâxshtay.
Gebrandmarkt, gezeichnet, verseucht durch den Namen eines Daimons.
Pourudhâxshtay.
    Sie keuchte und stieß ihn von sich, musste sich bremsen, um ihn
nicht zu schlagen.
    Er fiel auf das Kissen zurück und schrie vor Schmerz. Karla sah in
sein bleiches, gezeichnetes Gesicht und hob die Faust an den Mund, um nicht zu
schreien.
    Raoul verdrehte die Augen und wurde bewusstlos. Karla

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