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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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hat?«
    Karla schloss die Hand um den Drudenfuß. »Ein Handlanger«, überlegte
sie. »Ein Mietgangster. Davon gibt es jede Menge.«
    Â»Der für einen Drachen arbeitet?« Raoul grunzte. »Es wäre möglich.«
Jetzt waren sie wieder an ihrem Ausgangspunkt angelangt. Der Verfolger war weg.
    Â»Nein, er ist noch hinter uns«, hörte Raoul Karla flüstern. »Er
wartet.«
    Â»Gut.« Raoul trat aufs Gas und fuhr nun geradewegs das letzte Stück
zur Wohnung. Er ließ den Jaguar in eine Parklücke gleiten und stellte den Motor
ab. »Und jetzt?«
    Â»Wir steigen aus. Im Schatten hinter der Laterne bleiben wir stehen,
und du tust so, als könntest du den Hausschlüssel nicht finden. Wir sind beide
angetrunken.« Er konnte ihre Zähne im Dunkeln schimmern sehen. »Vielleicht
fummeln wir auch ein bisschen. Je abgelenkter wir wirken, desto besser. Und
dann sehen wir, was passiert.«
    Raoul nickte mit einem flauen Gefühl im Magen. Was auch immer mit
Karla in den letzten Monaten geschehen sein mochte – es hatte ihr nicht den
Schneid abgekauft.
    Sie stiegen aus. Raoul schwankte weisungsgemäß um den Wagen herum
und half Karla beim Aussteigen. Sie lachte laut und hängte sich an seinen Arm. »Vermeide
das Licht«, wisperte sie. »Ich möchte nicht, dass wir ein Ziel abgeben.«
    Raoul spürte mehr, als er es sah, dass der andere Wagen ein Stück
die Straße hinunter mit abgeblendeten Scheinwerfern angehalten hatte. Er
umklammerte seinen Stab. Innerhalb einer Nanosekunde konnte er die Sigille
aktivieren, die jede Form von physischem Angriff abwehrte. Er verstaute das
Zeichen in einem Winkel seines Nicht-Bewusstseins und vergaß es.
    Sie überquerten die Straße und traten ein Stück hinter der Laterne
wieder auf den Bürgersteig. Dort blieben sie stehen. Raoul konnte über Karlas
Schultern hinweg die dunkle Silhouette ihres Verfolgers erkennen. Er flüsterte
»Nichts bewegt sich« in ihr Ohr und umarmte sie dabei mit gespielter
Leidenschaft.
    Mit nur teilweise gespielter Leidenschaft, wie er sich eingestehen
musste. Sie roch gut. Sie fühlte sich gut an. Sein Körper reagierte mit
unerwarteter Heftigkeit auf ihre Nähe.
    Â»Nun küss mich schon«, befahl sie laut und schickte ein betrunken
klingendes Kichern hinterher.
    Er beugte sich vor und küsste sie. Einige versunkene Augenblicke
lang vergaß er, dass sie eigentlich den Köder für ihre Verfolger spielten und
genoss das Gefühl der weichen, sanften Lippen, die seinen Kuss erwiderten.
    Dann spürte er, wie Karla sich in seinen Armen versteifte. »Sie
kommen«, hauchte sie. »Kannst du etwas erkennen?«
    Ohne den Kopf zu heben, blickte er auf. Durch die Dunkelheit
zwischen den Straßenlaternen bewegten sich Gestalten mit lautloser Vorsicht auf
sie zu.
    Â»Zwei«, flüsterte Raoul.
    Karla löste ihren Griff um seine Hüfte. Er spürte, wie sie nach
ihrem Drudenfuß tastete. »Der Mensch ist links von dir«, sagte sie leise. »Das
andere ist ein Untoter.«
    Er ließ die Lider gesenkt. In seinem Nicht-Bewusstsein glühte die
vorbereitete Sigille, wartete darauf, dass er sie losließ. Er schenkte ihr
keinerlei Beachtung, lenkte seinen Willen von ihr ab. Lauschte.
    Die schattenhaften Gestalten kamen näher. Und näher. Karla stöhnte,
murmelte und flüsterte und wand sich in seinen Armen. Raoul hatte Mühe, sich zu
konzentrieren.
    Dann waren die beiden Männer neben ihnen, und der Untote streckte
den Arm aus. In seiner Hand schimmerte Metall. »Magier«, sagte er scharf. »Lass
die Braut los! Ich will deine Hände sehen.«
    Raoul tat erschreckt, machte einen Satz zurück, was ihn in die Nähe
des anderen Mannes brachte, und stammelte: »Was denn? Das muss eine
Verwechslung …«
    Karla kreischte schrill und fuchtelte scheinbar panisch mit den
Händen. Der Mann mit der Waffe fluchte und versuchte, sie beiseitezuschieben,
weil sie ihm den Weg versperrte. Raoul war inzwischen rückwärts gegen den zweiten
Mann geprallt, hatte ihm den Ellbogen in den Leib gestoßen und ihn zum Wanken
gebracht.
    Â»Pass auf die Beißerbraut auf«, sagte eine dumpf klingende Stimme
hinter Raouls Rücken. Der Wankende fing sich und griff nach Raouls Arm.
    Der andere drehte sich hastig um, denn Karla hatte inzwischen einen
Bindezauber gewirkt. Raoul sah, wie das schwach schimmernde Geflecht

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