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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Zähne,
rollten mit den Augen, streckten lange schwarze Zungen heraus. So deutlich
hatte sie diese Erscheinungen noch nie zuvor gesehen. Sie schauderte.
    Â»Sieh nicht hin«, sagte Raoul ruhig. »Es sind Illusionen. In
Wirklichkeit sehen sie ganz anders aus.«
    Ein Bild blitzte vor ihrem inneren Auge auf. Sich windende, glänzend
schwarze, kopflose Schlangen. Eine Masse von vibrierenden, ölig schimmernden Seilen.
Hier und da das weiße Aufblitzen von Stacheln – oder Zähnen? Seidig flüsternde
Stimmen, die einen Namen raunten. Den Namen, den sie so gerne wieder vergessen
hätte.
    Karla riss sich von diesen Bildern los und legte ihre Hand auf
Raouls Arm. »Lass mich den Verband wechseln«, sagte sie. »Sehen wir nach, ob du
nicht doch ins Krankenhaus gehörst.«
    Raoul ließ zu, dass sie ihn zu sich herumdrehte und nach der Schere
griff. Er sah sie an. Karla erwiderte den Blick nicht. Sie musste immer noch
daran denken, wie ihre Zauber gestern auf der Straße verpufft waren. Raoul wäre
nicht verwundet worden, wenn sie nicht schändlich versagt hätte. Sie war
unnütz, ein Klotz am Bein … »Es tut mir leid«, sagte sie und begann den
Verband aufzuschneiden, der steif von getrocknetem Blut war. »Ich habe dich im
Stich gelassen.«
    Er griff nach ihrem Handgelenk und hielt es fest. »Du hast mir das
Leben gerettet«, widersprach er.
    Karla lachte bitter. »Ohne meine Herumpfuscherei hätte der Killer
dich nicht angeschossen.«
    Â»Das stimmt nicht ganz. Ich war zu langsam und habe falsch reagiert.
Du hast getan, was du konntest.«
    Â»Und das war nicht besonders viel wert«, erwiderte Karla wütend und
löste den Verband. Sie starrte auf die Wunde. »Das … da war ein
Riesenloch«, stammelte sie.
    Raoul bewegte vorsichtig seine Schulter und tastete mit den
Fingerspitzen über die Einschussstelle. Es war deutlich zu sehen, wo die Kugel
ins Fleisch geschlagen war. Empfindlich gerötete, neue Haut bedeckte die
Vertiefung im Fleisch, die aussah wie ein kleiner Krater. Kein Blut, kein
zerrissenes Gewebe, keine Wunde. Nur eine frische rote Narbe.
    Karla hob den Blick und sah Raoul an. »Wie hast du das gemacht?«,
fragten beide gleichzeitig.
    Karla schüttelte den Kopf. »Haben wir uns das eingebildet?«
    Raoul drehte den Arm, dehnte die Schulter. »Es tut weh«, sagte er.
»Aber nicht mehr so stark. Euer morphisches Feldzeugs scheint erstaunlich
wirksam zu sein.«
    Â»Vielleicht war es meine Essentia, die dich geheilt hat? Oder hast
du selbst es getan?«
    Â»Kaum«, sagte er trocken. »Ich war nicht bei Bewusstsein.« Er
befühlte noch einmal die Vertiefung in seiner Schulter, zuckte die Achseln und
zog sein Hemd an. »Brad wird es kaum gewesen sein. Obwohl er es könnte.«
    Karla schauderte. »Brad ist ein Sadist.«
    Â»Das sind sie alle.« Raoul knöpfte das Hemd zu und lächelte sie an.
»Frühstück? Und dann versuchen wir herauszufinden, wer uns umlegen wollte?«
    Bei der hastigen Durchsuchung der beiden Angreifer war nichts
zutage gefördert worden, was hilfreich gewesen wäre. Karla wendete eine
abgegriffene Reklamekarte zwischen den Fingern, die für einen Spielsalon warb.
Raoul schob ein Zuckertütchen, zwei angestaubte Aspirin, einen Kugelschreiber
und einen Streifen Kaugummi hin und her. »Als hätten sie vorher ihre Taschen
geleert«, sagte er nachdenklich. »Keine Spuren hinterlassen. Profis?«
    Karla stützte das Kinn in die Hand. »Sie haben sich überrumpeln
lassen. Das spricht dagegen. Außerdem – wer sollte Profis engagieren, um uns
aus dem Weg zu räumen?«
    Raoul lehnte sich zurück und stieß mit dem Zeigefinger die
Zuckertüte über den Tisch. »Sie sollten uns nicht töten«, sagte er
nachdenklich. »Es wäre ganz leicht gewesen, uns aus dem Auto abzuschießen, als
wir über die Straße gingen. Wir waren zu leichtsinnig, Karla.«
    Sie schnaubte. »Im Nachhinein betrachtet mag das stimmen. Aber
hättest du mit so einem Überfall gerechnet?«
    Â»Seid ihr jemandem aus der Szene zu nah gekommen?«
    Die Szene – das war Perfidos Reich. Karla verneinte energisch. Sie
gehörte zur Gens – er hätte niemals Mietkiller geschickt, um sie aus dem Weg zu
schaffen. So etwas wurde, wenn Santo es für notwendig erachtete, innerhalb der
Familie erledigt.
    Â»Dann lass hören,

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