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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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auf die Brust gesunken, und Blutgeruch hing dick
und schwer in der Luft. Karla biss sich auf die Wange. Sie konnte diesen Geruch
nicht ertragen, er machte sie kribbelig.
    Raouls Gesicht hatte die Farbe von altem Papier. Karla konnte die
Essentia sehen, die zusammen mit seinem Blut aus ihm heraussickerte wie aus
einem leckgeschlagenen Gefäß. Sie musste ihn schleunigst in ein Krankenhaus
schaffen. Karla bückte sich, um die Autoschlüssel aufzuheben, die Raoul hatte
fallen lassen.
    Als sie sich aufrichtete, stemmte sich Raoul gerade mühsam mithilfe
seines Stabes auf die Beine. Er schüttelte den Kopf wie ein Boxer, der die
Wirkung eines Schlags abschüttelt. »Nicht ins Krankenhaus«, ächzte er. »Hilf
mir. Nach oben in die Wohnung!«
    Karla schob ihre Schulter unter seinen unverletzten Arm. »Du hast zu
viel Blut verloren. Die Wunde wird sich infizieren. Und wenn die Kugel noch
drinsteckt …«
    Er wandte mühsam den Kopf und sah sie an, sein Blick ließ sie
verstummen. »Es ist immer noch genug Blut im System«, sagte er. »Die Kugel
steckt, ich kann sie fühlen. Du wirst sie rausholen.« Das breite Grinsen, das
sein Gesicht teilte, machte sie schaudern. Seine Augen funkelten in einer
wahnwitzigen Freude. Er genoss seine Schmerzen, ihre Furcht, ihren
Abscheu …
    Karla musste sich zwingen, ihn nicht loszulassen. »Du bringst ihn
um«, sagte sie mit flacher Stimme. »Das kannst du nicht machen.«
    Â»Kann ich nicht?« Sein Lachen klingelte in ihren Ohren. »Denk doch
nach«, fuhr er fort. »Wir können nicht ins Krankenhaus gehen. Das ist eine
Schusswunde. Solche Verletzungen werden sofort gemeldet.« Er unterbrach sich
und stöhnte.
    Sie stiegen in verbissenem Schweigen die Treppe hinauf. Karla
öffnete die Tür zu Raouls Wohnung und half dem Verletzten ins Badezimmer.
    Â»Der Spiegel«, sagte er heiser. Sein Gesicht war bleich, die Augen
lagen tief in ihren Höhlen und glänzten. Er schälte sich unter Stöhnlauten aus
seiner blutigen Jacke. Karla biss sich auf den Finger. Er musste große Schmerzen
haben, aber Brad genoss es. Sein Gesicht war zu einer Grimasse irrsinniger
Wonne verzogen, sein Grinsen hatte etwas Ekstatisches. Und jetzt streifte er
das blutgetränkte Hemd ab, zischte vor Schmerz und tauchte seine Finger tief in
das Loch, das die Kugel geschlagen hatte.
    Â»Brad«, schrie Karla. »Du infizierst die Wunde!«
    Er biss die Zähne aufeinander und starrte in den Spiegel. Sie konnte
die Wesen sehen, die nur darauf warteten, den verletzten Wirt zu übernehmen.
Aber noch war Brad zu stark.
    Â»Bring mir den Erste-Hilfe-Kasten«, befahl er. »Im Wandschrank,
oberstes Brett.«
    Als Karla damit zurückkehrte, hockte Brad auf dem Badewannenrand,
wie es ein paar Stunden zuvor Raoul getan hatte. Immer noch floss Blut,
sickerte Essentia aus der zerfetzten Schulter.
    Â»Du bringst ihn um«, sagte Karla.
    Der Daimon hob den Kopf und sah sie mit seinen wahnsinnigen Augen
an. »Wenn er das nicht aushält, ist er es nicht wert«, erwiderte er lächelnd.
»Aber ich sollte Vorsorge treffen, du hast recht.«
    Seine blutverschmierte Hand löste sich vom Badewannenrand und griff
nach der Kiste, die Karla ihm hinhielt. Er zog eine schwarze Plastikflasche
heraus und stellte sie neben sich. Dann öffnete er ein schmales Etui, das blitzende
chirurgische Messer und Pinzetten enthielt. Brad knurrte zufrieden. »Gehört
mir«, sagte er, ihren fragenden Gesichtsausdruck richtig interpretierend.
»Saubere Lappen, dort in der Tasche. Verbandszeug. Pflaster. Kannst du
verbinden?«
    Karla nickte verbissen. Wundversorgung und Erste Hilfe gehörten zur
Grundausbildung einer Magistra.
    Der Daimon stemmte sich auf die Füße und beugte sich wieder zum
Spiegel. Mit ein paar sicheren Handbewegungen säuberte er die Wunde und ihre
Ränder und begann dann mit einer langen Pinzette darin herumzustochern.
    Karla konnte nicht mit ansehen, wie er Raouls Schulter misshandelte.
Sie nahm ihm die Pinzette ab, sagte: »Setz dich«, und drehte die Klemmlampe
neben der Badewanne so, dass ihr Licht in die Wunde fiel. Mit zusammengebissenen
Zähnen und leichtem Schwindel, den der Blutgeruch ihr verursachte, begann sie
die Wunde zu sondieren. Dabei war sie sich die ganze Zeit bewusst, dass Brad
sie fixierte. Sein Atem ging zischend und schnell. Er hatte Schmerzen. Und, bei
allen Oni der

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