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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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des
Zaubers sich über den Mann senkte. Der machte eine heftige Handbewegung, und
das Netz zerriss. Der Angreifer fluchte und schlug zu. Karla versuchte, dem
Schlag auszuweichen, aber die Faust des Mannes streifte ihre Schläfe. Sie
geriet ins Taumeln und brach betäubt zusammen.
    Die Pranken, die Raoul gepackt hielten, waren zu stark, es gelang
ihm nicht, ihren Griff mit körperlicher Kraft zu brechen. Er trat nach hinten
aus, traf irgendeinen Körperteil und nutzte die Ablenkung, um die vorbereitete
Sigille freizulassen.
    Einen Moment lang verstummten alle Geräusche. Eine Glocke aus Stille
und Reglosigkeit senkte sich über die Straße, fror alles bis hin zu dem dunklen
Verfolgerauto ein.
    Das Zeichen leuchtete in Raouls Augen und ließ die beiden Angreifer
erstarren. Raoul riss sich mit einem Stöhnen los, drehte seinem Angreifer den
Arm auf den Rücken und zwang ihn zu Boden. Eine zweite Sigille, die er für
Notfälle in einem Winkel seines Nicht-Bewusstseins vergessen hatte, band ihn
und nagelte ihn auf dem Gehweg fest.
    Der Untote regte sich. Er hob den Kopf, schüttelte ihn benommen.
Sein Blick suchte und fand Raoul. Er hob langsam, wie gegen einen starken
Widerstand, die Waffe, zielte und schoss. Raoul, der sich nach seinem auf den
Boden gefallenen Stab bückte, konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren. Karla,
die gerade wieder auf die Beine kam, schrie und warf einen Zauber gegen die
Hand des Mannes. Auch dieser Spruch war zu schwach, um etwas Großes zu bewegen,
aber er reichte aus, dass seine Hand die Waffe ein wenig verriss.
    Ein Hammer schlug gegen Raouls Schulter und warf ihn zurück. Der
Mündungsblitz blendete ihn und ließ Nachbilder auf seiner Netzhaut tanzen.
    Der Schmerz kam mit Verspätung – heiß wie kochende Lava, reißend wie
der Biss eines Wolfs. Raoul keuchte und ging in die Knie.
    Karla schrie wie eine Furie und sprang den Untoten mit der Pistole
an. Er ging unter ihrem Ansturm zu Boden, knallte mit dem Kopf auf den Gehweg
und blieb betäubt liegen. Raoul sah die gebleckten Zähne, die spitzen, behaarten
Ohren, die scharfen Nägel – ein Wurdelak. Wie kam der hierher? Vertretern
dieser Art begegnete man doch sonst nur im Osten Europas …
    Er biss die Zähne zusammen und ignorierte den Schmerz in seiner
Schulter. Mit der Hand seines unverletzten Armes griff er in die Jacke des
Mannes und durchsuchte ihn hastig.
    Karla, die das Gleiche mit dem bewusstlosen Wurdelak getan hatte,
kam an seine Seite. »Lass mich«, sagte sie. »Verdammt, er hat dich getroffen!«
Ihr schuldbewusster Blick schmerzte Raoul wie ein Schlag.
    Â»Du konntest nichts tun«, sagte er. Und stöhnte unterdrückt, weil
die Bewegung den Schmerz aufflammen ließ.
    Â»Wie lange hält der Bann?«, fragte Karla.
    Â»Keine Ahnung«, erwiderte Raoul und tastete nach einem Halt.
»Spätestens, wenn ich umkippe, ist er frei.«
    Karla packte ihn um die Taille. »Stütz dich auf mich«, befahl sie.
»Ins Haus.«
    Â»Krankenhaus?«, fragte Raoul. Seine Knie gaben nach. Der Ärmel
seiner Jacke war nass, und er fühlte, wie Blut an seinen Fingern
heruntertropfte. Er kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit. Da war noch etwas, das
er aus den Augen verloren hatte …
    Â»Ins Haus«, wiederholte Karla. »Da ist noch der dritte Mann. Im
Wagen. Sobald der Bann erlischt …«
    Hinter ihnen flammten Scheinwerfer auf, ein Motor heulte. Karla
packte fest zu, schleppte Raoul zur Haustür. Er ließ den Schlüssel fallen, aber
sie fing ihn auf, rammte ihn ins Schloss, stieß die Tür auf, dass sie gegen die
Wand knallte, zerrte Raoul über die Schwelle und warf sich gegen die Tür, um
sie zu schließen.
    Eine Gewehrsalve erschütterte das Türblatt und rollte donnernd durch
den Hausflur. Dann quietschten Reifen, ein Auto entfernte sich mit heulendem
Motor. Karla hatte sich flach auf den Boden fallen lassen und schützte ihren
Kopf mit den Händen.
    Â»Stahlverstärkt«, murmelte Raoul. »Keine Sorge, da geht nichts dur…«

 

    12. 19. 19. 10. 17.
    Karla kniete neben der Tür und lauschte. Nach der Gewehrsalve
und dem Motorengeräusch war es still geworden. »Rufe ich einen Krankenwagen,
oder bringe ich dich im Jaguar hin?«, fragte sie. »Kannst du laufen?«
    Raoul antwortete nicht. Karla fuhr herum. Er lehnte zusammengesunken
an der Wand, der Kopf war ihm

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