Last Exit
bringen Sie sie bis spätestens achtzehnten zur Trubnaja Uliza 12. Verstanden?«
Sigrid Larsson, eine sechzigjährige Professorin für Internationale Beziehungen, war schockiert, aber auch geschmeichelt wegen des Aufhebens, das um sie gemacht wurde.
Jobs für Kinder, für drittklassige Botschaftsangestellte.
Nummer fünf im Januar 2008: »Vorsicht, wirklich eine heikle Sache. Der Mann heißt Lorenzo Peroni, bedeutender Waffenschieber in Rom. Die Details schicke ich per
SMS. Trifft sich in Montenegro mit einem südkoreanischen Käufer namens Park Jin Myung. Sie beschatten ihn ab dem achten, wenn er seine Wohnung verlässt, bis zu seiner Rückkehr am fünfzehnten. Nein, um Mikros müssen Sie sich nicht kümmern, das übernehmen wir. Sie machen die Kameraarbeit, wir brauchen gute Bilder.«
Wie sich herausstellte, war Park Jin Myung kein Waffenkäufer, sondern eine von Peronis zahlreichen Geliebten. Die Fotos hätten besser in eine englische Boulevardzeitung gepasst.
Und so weiter. Noch eine sinnlose Überwachung in Wien, der Befehl, von Berlin aus einen Brief an einen gewissen Theodor Wertmüller in München zu schicken, eine eintägige Beschattung in Paris und zu Beginn des Monats die einzige Liquidierung. Der Befehl dazu kam als SMS:
L: George Whitehead. Gefährlich. Ab Do.
eine Woche in Marseille.
George Whitehead, der Patriarch einer Londoner Verbrecherfamilie, sah ungefähr wie siebzig aus und war in Wirklichkeit fast achtzig. Keine Kugel war nötig, nur ein einziger Stoß im Dampfbad des Hotels. Sein Kopf knallte gegen die feuchten Wandbohlen, und die Gehirnerschütterung zog ihn für immer aus dem Verkehr.
Es fühlte sich nicht einmal an wie ein richtiger Mord.
Andere hätten sich vielleicht über diese mühelosen und belanglosen Aufgaben gefreut. Aber Milo Weaver – oder Sebastian Hall oder Mr. Winter – konnte sich nicht entspannen, weil die Mühelosigkeit und Belanglosigkeit nur einen Schluss zuließen: Sie hatten ihn im Visier. Sie wussten oder ahnten, dass er nicht hundertprozentig loyal war.
Und jetzt dieser Job, wieder ein Test. »Treiben Sie Geld auf. Im Idealfall zwanzig Millionen, aber wenn es nur fünf oder zehn werden, verstehen wir das.«
»Dollar?«
»Ja, Dollar. Haben Sie damit ein Problem?«
2
Möglicherweise aus Nervosität erzählte Stefan von einer schönen Frau in Monte Carlo, einer Tänzerin, die ihren komfortablen Lebensstil damit bestritt, dass sie Sex mit Tieren hatte, was Stefan für ein geheimes französisches Laster hielt. Auch das störte Milos inneren Soundtrack, und er forderte den Deutschen auf, den Mund zu halten. »Gib Radovan die Waffe.«
Stefan reichte sie dem Serben.
»Gleich da«, meldete Giuseppe.
Milo schielte auf die Uhr. Kurz vor halb fünf, in einer halben Stunde machten sie zu.
Giuseppe fuhr durch ein offenes Tor auf einen gekiesten Hof, wo drei Schweizer Autos vor dem Museum parkten, einer Villa aus dem neunzehnten Jahrhundert. Sie hatte einmal dem in Deutschland geborenen Industriellen Emil Georg Bührle gehört, der einen Teil seines Vermögens mit dem Verkauf von Waffen an das faschistische Spanien und das Dritte Reich verdient hatte. Der Italiener ließ den Motor laufen. Ein Paar mittleren Alters verließ das Museum, und auch jenseits der Mauer hinter ihrem Wagen waren Paare zu erkennen, die einen Sonntagsspaziergang unternahmen.
»Die vier ganz vorn, wie ausgemacht, okay? Wir können nicht lang rumtrödeln.«
»Ja, Tante«, antwortete Stefan, als sie sich schwarze
Skimasken übers Gesicht zogen. Giuseppe blieb hinter dem Steuer, während die anderen ausstiegen. Radovan presste die Beretta an den Schenkel, und die drei Männer liefen mit knirschenden Schritten zum Eingang.
Beim Auskundschaften dieses und vier weiterer Museen in der vergangenen Woche hatte Milo festgestellt, dass es hier keine nennenswerten Sicherheitsvorkehrungen gab, ganz als wären die Verantwortlichen des Bührle-Museums noch nie auf die Idee gekommen, dass vielleicht jemand zu vernarrt in Kunst oder auf schnelles Geld aus sein könnte. Vorn befanden sich zwei Wachleute, pensionierte Polizisten, die nicht einmal Schusswaffen trugen. Radovan war dafür eingeteilt, sie außer Gefecht zu setzen, und er erledigte seine Aufgabe mit Gusto: In seinem starken Akzent brüllte er, dass sie sich auf den Boden legen sollten, während er mit der Pistole herumfuchtelte. Vielleicht in dem Gefühl, dass sie es hier mit einem verzweifelten Mann zu tun hatten, gehorchten sie sofort.
Stefan
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