Last Exit
alle.«
»Hat er sich dazu geäußert? Dass er Rache nehmen will?«
»Sie hören mir nicht zu. Ich bin seine Rache. Meine Story wird die Abteilung Tourismus ans Messer liefern. Ihre Existenz aufdecken. Rick meint, für so eine Abteilung gibt es nur eine einzige Bedrohung: dass sie enthüllt wird. Wir müssen den Leuten nicht mal zeigen, wie schlecht sie ist,
nur dass sie existiert. Den Rest erledigen dann die Politiker und Journalisten. Sie werden sie in der Luft zerreißen. Aber zuerst müssen wir beweisen, dass es sie gibt.«
Es war unheimlich, wie genau diese Aussage Drummonds Befürchtungen entsprach. »Und wie wollen Sie das beweisen?«
»Durch harte Plackerei. Sie haben einen Breitbandanschluss in das sichere Haus gelegt, und ich hab mich an die Arbeit gemacht. War nicht leicht, zwei Monate hat es gedauert. Rick hat mir von seinen Reisen öfter neue Informationen mitgebracht, um mir zu helfen.«
»Welche Art von Informationen?«
»Finanzdokumente, Biografien von einigen Akteuren. Thomas Grainger zum Beispiel. Ich weiß inzwischen alles über ihn. Über Ihre Bekannte Angela Yates, die getötet wurde. Und über Sie.«
»Was haben Sie über mich erfahren?«
Er grinste. »Das wüssten Sie wohl gern.«
»Ja.« Milo blieb ernst. »Das wüsste ich gern.«
Grays Lächeln erstarb. »Das Übliche. Familie, Arbeit – Sie waren einer von diesen Touristen, aber dann sind Sie in die Verwaltung gewechselt. Und Sie waren der Einzige, der die Ereignisse im Sudan aufdecken wollte. Dadurch haben Sie Ihre Familie und Ihre Freiheit verloren. Wenn ich uns beide so anschaue, muss ich sagen, ich bin noch besser weggekommen als Sie.«
Milo lehnte sich zurück. Es passte ihm nicht, wie beiläufig Gray sie beide in die gleiche Kategorie einordnete. Auch dass der Mann so viel über ihn wusste, ging ihm gegen den Strich. »Wie weit sind Sie schon?«
»Ziemlich weit. Die zwei ersten Artikel über die Abteilung hab ich bereits fertig. Einen habe ich heute per E-Mail an die New York Times geschickt.«
Milo war überrascht. Oder auch nicht. Das war schließlich der Grund, warum Gray sich überhaupt mit ihm getroffen hatte. Die chinesische Rache nahm also bereits ihren Lauf. Natürlich war E-Mail bekanntlich ein äußerst unsicheres Medium. Sicher hatten irgendwo die Alarmglocken geschrillt, und inzwischen saß ein Company-Vertreter mit dem Chefredakteur zusammen, um eine Vereinbarung zu treffen. »Sie werden es nicht drucken.«
»Dann probier ich es eben bei der Washington Post. Und danach so lange, bis ich ein offenes Ohr finde.« Er sprach im ernsten Ton eines Gläubigen. »Die Beweise sind da – die schwarzen Finanzlöcher, aus denen die Kosten der Abteilung bestritten werden, die Verbindungen zwischen Senator Nathan Irwin und der Öllobby, die China aus dem Sudan vertreiben will. Es war eine internationale Sache, das wissen Sie, oder? Sie hatten Unterstützung von der französischen Ölindustrie. Es war kein rein amerikanisches Komplott, sondern ein Komplott des Westens. Das ist eine Riesenstory, Milo, und die lasse ich mir bestimmt nicht nehmen.«
25
Die Kellnerin kam vorbei, und Gray bestellte noch eine Runde. Milo registrierte es kaum. Er hatte Mühe, das Gehörte zu verarbeiten, und fühlte sich wie gelähmt durch die allmähliche Zusammenballung von Enthüllungen. Rick war ohne Zweifel der chinesische Meisterspion Xin Zhu. Bevor er die logischen Schlüsse aus dieser Erkenntnis zog, musste er jedoch klären, was es mit dem merkwürdigen Zufall auf sich hatte, der ihn ausgerechnet jetzt mit Gray zusammengeführt hatte. »Vor dem Anruf gestern Abend bei Zsuzsa, haben Sie sich da mit Rick abgestimmt?«
»Natürlich. In der letzten Woche haben wir Riesenfortschritte gemacht, und ich habe geschrieben wie ein Verrückter. Ich will sie so schnell wie möglich wiedersehen.«
»Was für Fortschritte?«
»Na, zum Beispiel haben wir erfahren, was mit Ihnen passiert ist.«
»Und was ist mit mir passiert?«
»Immerhin haben Sie überlebt. Aus Graingers Brief wussten wir, dass Sie Nachforschungen anstellen, aber wir waren nicht sicher, ob Sie dabei auf der Strecke geblieben sind oder nicht. Schließlich wollten doch alle Ihren Arsch. Nach dem Gefängnis sind Sie nach New Jersey gezogen – doch dann sind Sie verschwunden, und wir haben erst diese Woche erfahren, dass Sie tatsächlich noch leben.«
»Wie haben Sie das rausgefunden?«
»Fragen Sie Rick. Er ist mit dieser Nachricht angekommen. «
Milo nickte. »Sie hatten
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