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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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zwar verkehrt herum, wie einen Knüppel.
    Hasad trat beiläufig nach links und griff nach einem schweren Schlagstock unter dem Tresen, den er dort für Notfälle aufbewahrte.
    Sie redete weiter. »Das passiert manchmal. Ja, er hat mit Ihrer Tochter gesprochen, aber er hat nichts mit ihrer Entführung zu tun.«
    »Sagen Sie mir nicht!«, rief Andrei Stanescu. Er marschierte in Richtung von Hasads Theke, ohne den Blick von Frau Schwartz zu nehmen. Als er in den anderen Gang bog und ihr praktisch den Weg versperrte, drang Hasad der Gestank von Schnaps in die Nase, der Stanescu umwehte.
    »Was machen Sie denn da?«, fragte Direktor Schwartz mit ruhiger Stimme.
    »Bin ich krank! Bin ich krank von allen … Deutschen. Von Ihnen. Glauben Sie, bin ich ein dummer Einwanderer, was glücklich hört Ihre Lügen. Nein, ist das nicht so.
Interessiert niemand eine kleine Mädchen, was wird getötet von Mann in Bild. Niemand!«
    »Ich versichere Ihnen, Herr Stanescu …«
    »Versichere, versichere! Bin ich krank von dem versichere! Ich sterbe. Sagen Sie jetzt mir, wo ist dieser Russe, und ich mache selbst.«
    »Herr Stanescu.« Ihre Stimme wurde fester. »Sie müssen sich das aus dem Kopf schlagen. Der Mann war nur ein Tourist, der Adriana nach dem Weg gefragt hat. Außerdem ist er kein Russe.«
    Das schien ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen; von hinten bemerkte Hasad, wie seine Schultern nach unten sanken. »Kein Russe?«
    »Nein«, antwortete sie sanft. »Er ist Amerikaner.«
    »Amerikaner?«
    Hasads Griff um den Schlagstock lockerte sich.
    »Aber dann wer hat getan?« Stanescu verfiel wieder in sein klägliches Benehmen.
    Nach kurzem Zögern spitzte Frau Schwartz die Lippen. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Gleich morgen setze ich mich mit Herrn Reich zusammen und spreche den Fall mit ihm durch. Dann rufe ich Sie zu Hause an und erzähle Ihnen alles, was ich erfahren habe.«
    Niedergeschlagen starrte Adrei Stanescu auf den Fliesenboden. »Glaube ich Ihnen nicht.«
    »Das kann ich Ihnen nicht verdenken«, erwiderte sie, »aber ich meine es ehrlich. Herr Reich hat den Fall übernommen, weil er als sehr wichtig betrachtet wird. Wenn er Ihre Anrufe nicht beantwortet, dann nur, weil er so damit beschäftigt ist, Hinweisen nachzugehen. Ich werde herausfinden, welche Fortschritte er gemacht hat, und Sie informieren. Aber jetzt müssen Sie fahren. Sofort. Haben Sie verstanden?«

    Er schüttelte den Kopf; er verstand überhaupt nichts.
    »In zwei Minuten werden Männer durch diese Tür kommen und Sie verhaften, wenn Sie noch da sind. Als Sie vorhin so gebrüllt haben, habe ich einen Notruf ausgelöst. « Sie öffnete die freie Hand, in der ein Schlüsselring mit einem Schalter lag. »Wenn Sie bis dahin verschwunden sind, werde ich den Männern sagen, dass ich aus Versehen auf den Knopf gedrückt habe.«
    Stanescu hob den Kopf.
    »Abgemacht?«
    Er nickte.
    »Gegen zehn werde ich anrufen. Wenn ich mich um elf noch nicht gemeldet habe, rufen Sie bei mir an. In Ordnung? «
    Ohne Reaktion drehte sich Andrei Stanescu um. In seinem Gesicht bemerkte Hasad keine Hoffnung, nur die unbestimmte Verzweiflung, die er aus den Kreisen eingewanderter Türken kannte, zum Beispiel wenn jemand eine Arbeitsstelle verloren oder keine Aufenthaltsgenehmigung bekommen hatte. Er schlurfte zur Tür, die sich automatisch öffnete, und verschwand hinaus in die Nacht.
    Erst jetzt fiel Hasad auf, dass er die Luft angehalten hatte. Sein Blick fand den von Frau Schwartz, als sie die andere Flasche aus dem Regal nahm.
    Sie trat zum Tresen. »Puh.«
    »Soll ich die Polizei rufen?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Er trauert nur. Man muss ihm das Leben nicht noch schwerer machen.«
    »Das haben Sie sehr gut gelöst.«
    »Vielen Dank, Herr al-Akir. Aber er ist nicht gefährlich. «
    Er tippte die zwei Flaschen Wein ein. »Und das Snickers ?«

    »Heute Abend nicht. Vielleicht versuche ich abzunehmen. «
    »Viel Erfolg damit, Frau Direktor Schwartz.«
    Er nahm ihr Geld und schaute ihr nach, als sie auf den Ausgang zusteuerte. Dann fiel ihm etwas ein. »Und die Männer? Werden sie bald da sein?«
    »Welche Männer?« Sie wandte sich um.
    »Die Sie gerufen haben.«
    »Ach so.« Lächelnd zog sie ihren Schlüsselring heraus und deutete damit durch die offene Tür. Sie drückte, und ihr Volvo meldete sich blinkend.

32
    Im Aufzug, auf dem Weg zu einer Verabredung mit seiner Frau, war Alan Drummond an diesem Mittwochnachmittag erfüllt von einem Gefühl, das er

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