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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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überstanden – , und darin lag eine gewisse Befriedigung. Und allmählich machte er sich Hoffnung, dass seine Tage in der Abteilung Tourismus noch lange nicht gezählt waren.
    Zur Feier dieser guten Aussichten und als Entschädigung, weil er wegen einer Besprechung mit Besuchern aus dem Verteidigungsministerium eine Verabredung zum Essen mit seiner Frau in letzter Minute hatte platzen lassen, hatte er in Penelopes Lieblingsrestaurant Balthazar einen Tisch für zwei reserviert. Die Drummonds waren dafür bekannt, dass sie einen guten Teil ihres Einkommens in teuren Speiselokalen ausgaben. Er konnte nicht anders: Penelopes Freude, wenn man ihr einen Ziegenkäse oder einen karamellisierten Zwiebelkuchen präsentierte, war einfach ein herzergreifender Anblick für ihn. Denn auch wenn es gesellschaftlicher Selbstmord gewesen wäre, so etwas in seinen Kreisen öffentlich zuzugeben, er liebte Penelope von Herzen und dankte Gott dafür, dass er jämmerlicher Tropf so eine Frau gefunden hatte.
    Versunken in diese peinlichen Gedanken stieg er in der Tiefgarage in einen schwarzen Ford. Am Steuer saß Jake, der gerade aus dem Familienurlaub in Miami zurückgekehrt war. Drummond fragte nach dem Wetter dort und wie es Frau und Kindern ging. Das Telefon klingelte, und als er sah, dass es Irwin war, spielte er mit dem Gedanken, nicht ranzugehen. Aber dem Buchstaben nach war der Mann noch sein Chef. »Tut mir leid, Jake, ein dringendes Gespräch.«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    Drummond ließ die Trennscheibe hochfahren. »Hallo, Nathan.«
    Nathan Irwin übersprang die Begrüßungsfloskeln. »Was ist das für eine Geschichte mit der Hang Seng Bank?«
    »Wir kümmern uns darum.«
    »Einem Vorstand wird sein Notebook gestohlen, und als Nächstes verkauft die HSBC all ihre Optionen?«

    »Was dachten Sie denn, was die mit den Informationen machen?«
    »Ich hab damit gerechnet, dass sie abwarten. Ich hab Freunde bei der Hang Seng, wissen Sie.«
    »Nein, das wusste ich nicht. Außerdem wusste ich nicht, dass Sie alle offenen Fallakten durchgehen.«
    »Glauben Sie, ich sitze zum Däumchendrehen da oben im zweiundzwanzigsten Stock? Ich möchte, dass wir uns zusammensetzen wegen dieser Hang-Seng-Sache. Vielleicht ist noch was zu retten.«
    »Morgen früh, Nathan. Sie wissen, wo Sie mich erreichen. «
    Nach dem Gespräch mit dem Senator hatte Drummond einen schlechten Geschmack im Mund.
    Jake stoppte neben dem Hochhaus an der 200 East Eighty-ninth Street. Drummond kletterte mit seiner Aktentasche hinaus und winkte kurz zum Abschied. Als sich der Ford entfernte, nickte er dem alten Pförtner zu, dessen Name ihm nie einfiel.
    Aber der Pförtner wusste offenbar, wer er war. »Da wartet jemand auf Sie, Sir.«
    »Ach?«
    Mit dem Kinn wies er auf das lange Sofa im Foyer, und Drummond verging schlagartig der Appetit. Milo Weaver stand auf und kam ihm entgegen. Er lächelte nicht.
    »Sie hätten mich vorher anrufen können«, sagte Drummond.
    »Weiß nicht, ob das so eine gute Idee gewesen wäre.«
    »Wie haben Sie rausgefunden, wo ich wohne?«
    »Das ist doch kein Staatsgeheimnis, Alan.«
    Stirnrunzelnd spähte Drummond zum Aufzug. Am liebsten hätte er ihn ignoriert und wäre in den sechzehnten Stock zu Penelope hinaufgefahren. Aber Weaver hatte
den flackernden Blick eines Menschen, der sich nicht abwimmeln lässt. »Was wollen Sie?«
    »Können wir oben reden?«
    »Auf keinen Fall. Meine Frau möchte ich da raushalten. «
    »Ach so, Ihre Frau.« Anscheinend war Weaver diese Kleinigkeit entfallen. Er schaute über Drummonds Schulter nach dem Pförtner, der wieder auf den Gehsteig getreten war, sie aber genau beobachtete.
    »Das Haus wird nicht abgehört, Milo.«
    Weaver nickte und rieb sich über die Nase. Als er sprach, hatte er die Hand vor dem Gesicht. »Wir haben uns getäuscht, Alan. Es gibt einen Maulwurf, und zwar schon seit einiger Zeit.«
    »Sie sind komplett verrückt, Weaver.«
    Milo schüttelte den Kopf. In seinen Augen brannte die Überzeugung. Da wusste Drummond, dass das Candle-Light-Dinner mit Penelope eine leere Hoffnung war. Vielleicht hatte Weaver doch recht, und die Welt drehte sich tatsächlich um ihn.

TEIL 3
IST ER NOCH DEIN HELD?
    MITTWOCH , 12. MÄRZ BIS DONNERSTAG 3. APRIL 2008

1
    Das Argument war mit einer Stimme in Milos Bewusstsein gedrungen, die seine Mutter erkannt hätte. Groß. Die große Stimme, die ihn nie belog.
    Und gleich, was Tina oder Bipasha Ray dachten, es war der Beweis dafür, dass er seiner Frau

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