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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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oder?«
    Milo nickte.
    »Was für ein Chaos. So viele Tote. Und Sie mittendrin.«

    Milo fragte sich, ob man ihn tatsächlich nach Zürich beordert hatte, um ihm erneut Mordvorwürfe an den Kopf zu schleudern. Er wartete einfach ab. Doch Drummond schwieg beharrlich. Schließlich sagte Milo: »Sie müssen wohl Mendel fragen, warum er mich zurückgeholt hat.«
    »Er hat es Ihnen nicht erzählt?«
    »Irgendwas von wegen Budget.«
    Nachdenklich starrte ihn Drummond an. »Chaotisch oder nicht, Sie sind ein Profi und sollten über ein paar Sachen Bescheid wissen. Die Budgetprobleme haben sich seit letztem Jahr noch verschärft, und Graingers Tod hat uns in Washington auch nicht unbedingt weitergeholfen. Im Gegenteil, er hat nur alle Argumente unserer Feinde bestätigt. Dass wir angeblich verantwortungslos und teuer sind, nicht nur was die Finanzen angeht, sondern auch Menschenleben.«
    »Klingt einleuchtend, Sir.«
    »Sinn für Humor. Das gefällt mir. Entscheidend ist, dass wir einen Touristen, den wir verlieren, inzwischen nicht mehr ersetzen können. Für Mendel war das eine klare Kalkulation: Sie waren bereits ausgebildet, da war nur ein relativ billiger Auffrischungskurs nötig.«
    »Das reinste Schnäppchen.«
    Drummond grinste.
    »Wie viele haben wir verloren?«
    »Touristen? Einige. Das Glück ist nicht immer auf unserer Seite.«
    Milo empfand das als reichlich banale Erklärung für den Tod von Menschen, aber er schluckte seine Erbitterung hinunter und wandte sich zum Fenster. Sie waren gerade auf eine Autobahn gebogen und fuhren stadtauswärts.

    Drummond sprach weiter. »Letztes Jahr, als es für Sie drunter und drüber ging, hat da jemand außerhalb der Abteilung etwas über die Ereignisse erfahren?«
    »Janet Simmons vom Heimatschutz – sie weiß ziemlich viel. Wahrscheinlich nicht alles, aber sie ist schlau genug, um sich einiges zusammenzureimen.«
    »Wir haben sie überprüft«, meinte Drummond. »Sonst noch jemand?«
    Jewgeni Primakow war in alles eingeweiht, aber diesen Verrat konnte er nicht zugeben. »Sie ist die einzige lebende Person. Außer Senator Nathan Irwin.«
    »Der Senator weiß alles?«
    »Natürlich. Er war der Drahtzieher der Operation im Sudan.«
    »Ganz sicher?«
    »Ich hab keine Beweise, aber ich bin mir völlig sicher.«
    Kurzes Schweigen. »Senator Irwin ist der Einzige, der die Abteilung am Leben erhält. Um ihn müssen wir uns bestimmt keine Sorgen machen. Wenn wir überhaupt noch ein Betriebsbudget haben, dann ist das ihm zu verdanken. «
    Bestürzt erkannte Milo, dass der Senator wahrscheinlich Drummonds politischer Gönner war, der Freund, der ihm die Stelle beim Tourismus besorgt hatte. Aber er fragte nur: »Wollen Sie mit all diesen Fragen auf was Bestimmtes hinaus, Sir?«
    Drummond räusperte sich. »Also, Hall. Ich hab Sie nicht herbestellt, um mit Ihnen Spielchen zu spielen.« Er brachte ein lockeres Lächeln zuwege, wie um seine Menschlichkeit zu signalisieren. »Ich wollte Ihnen zu Ihrer ausgezeichneten Arbeit in Berlin gratulieren. Ich hatte Sie im Auge, glauben Sie mir.«
    »Genau wie die Deutschen.«

    »Fangen Sie schon wieder damit an? Hatten sie eine deutsche Fahne auf der Stirn kleben?«
    »Deutsche Frisur.«
    »Na, hoffentlich haben sie nichts Wichtiges notiert.«
    »Bestimmt nicht.«
    »Gut.« Er senkte den Blick auf die Hände, die ungewöhnlich rot waren. »Ich wusste, dass das nicht leicht wird. Für jemanden wie Sie.«
    »Nicht leicht – was?«
    »Das mit dem Mädchen.«
    Milo gab sich gelangweilt. »Die Sache war ein Kinderspiel. «
    »Freut mich, dass Sie das so sehen. Und der andere Auftrag, die Finanzgeschichte?«
    »Sollte bis Ende der Woche abgeschlossen sein.«
    »Gut. In Manhattan haben nämlich einige die Augenbrauen hochgezogen, als Sie die sechshunderttausend verlangt haben.«
    »Haben Sie Stift und Papier?«
    »In der Armlehne.«
    Milo öffnete die Armlehne zwischen ihnen und fand zwei Flaschen Evian, eine Fernbedienung für die Stereoanlage und einen Block mit einem Kugelschreiber. Er schrieb eine einundzwanzigstellige Nummer auf. Als er sie Drummond reichte, fragte er sich, welche Art von Kreislaufproblem hinter diesen roten Händen steckte. »Das ist die IBAN für das Konto. Das Geld sollte bis Donnerstag eintreffen. Harry Lynch weiß, wie man es abhebt, ohne Spuren zu hinterlassen. Ist Harry noch in der Abteilung?«
    Drummond schien verwirrt. Offenbar hatte er sich die Namen seiner Mitarbeiter in der Avenue of the Americas noch nicht

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