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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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Guoanbu ist.« Milos Ton war gereizt. »Ich bin nur verwirrt.«

    Drummond kümmerte sich nicht weiter um seine Verwirrung. »Als er was von Tourismus erzählt hat, war der Vernehmungsbeamte natürlich ratlos, wie Sie sich vorstellen können. Hatte keine Ahnung, wovon Marko redet. Also hat er sich an den Sicherheitsleiter der Botschaft gewandt, der genauso ratlos war. Eigentlich wollte er Marko schon als Spinner abschreiben und ihn davonjagen, doch dann hat er eine Anfrage nach Langley geschickt, um sich abzusichern. Die landete auf dem Schreibtisch des stellvertretenden Direktors, und der kam damit direkt zu mir. Mit einer gewissen Schadenfreude, wie ich hinzufügen darf. Ein Maulwurf käme Ascot gerade recht, um uns abzuschießen. Also hab ich einen von unseren Leuten losgeschickt, um mit ihm zu sprechen, und wir haben ihn hierhergebracht.«
    »Warum nicht in die Staaten?«
    »Da wird er schon noch hinkommen«, antwortete Drummond. »Aber ich möchte, dass zuerst Sie mit ihm reden.«
    »Warum ich?«
    »Die Geschichte betrifft Sie und diesen ganzen Wahnsinn vom letzten Juli. Und das Einzige in den Akten darüber ist ein Papier, das ganz betont nichtssagend wirkt. Also habe ich von dieser Scheißsache nicht die geringste Ahnung.«
    »Wirklich?« Milo wusste nicht, ob er Drummond diesen schlechten Informationsstand abnehmen sollte.
    »Sie können mir ruhig glauben«, erwiderte der Mann neben ihm gallig. »Was ich von Zubenko erfahren habe, ist ein Roman im Vergleich zu dem Haiku, das man mir bei meinem Dienstantritt in die Hand gedrückt hat.«
    »Moment mal.« Milo hob die Hand. »Wie erfährt denn ein ukrainischer Leutnant von einem chinesischen Maulwurf
in einer Geheimabteilung der CIA? Das gibt’s doch gar nicht.«
    »Glück«, erwiderte Drummond. »In den letzten Jahren sind haufenweise chinesische Agenten in die Ukraine geströmt, und Marko hat ein paar von ihnen kennengelernt. Er mag sie nicht besonders.«
    »Und die haben ihm einfach so von ihrem Maulwurf erzählt? Kommen Sie, Alan. Außerdem investieren die Chinesen fast nie in langfristige Doppelagenten.«
    »Das weiß ich. Trotzdem sollten Sie nicht vorschnell sein mit Ihrem Zweifel.«
    Nach einem kurzen Blick hinaus in die Dunkelheit wandte sich Milo wieder seinem Chef zu. »Ich hab da so ein mulmiges Déjà-vu-Gefühl. Letztes Jahr wurde eine Freundin von mir beschuldigt, Geheimnisse an die Chinesen weiterzugeben. Der Vorwurf war unberechtigt, und wenn ich das von Anfang an gewusst hätte, wäre sie jetzt vielleicht noch am Leben.«
    »Das war Angela Yates?«
    Milo nickte.
    Drummond überlegte kurz. »Hören Sie sich einfach an, was er zu sagen hat. Ich würde es am liebsten auch nicht glauben, aber wenn sich seine Geschichte als wasserdicht erweist, muss ich die Abteilung säubern. Natürlich fällt einem das besonders als neuer Leiter schwer, aber wenn es so ist, bleibt mir keine andere Wahl.«
    Milos Hand zuckte – anscheinend hatte ihn Drummond mit seiner zappeligen Nervosität angesteckt. »Na schön. Wer ist es? Erzählen Sie mir nicht, dass er das verschwiegen hat.«
    »Er hat keine Ahnung. Nach seinen Angaben zu urteilen, kann es nur jemand in der Verwaltung sein. Sehr wahrscheinlich also kein Tourist, sondern ein Reiseberater.«

    Milo rieb sich die Knie. Reiseberater sammelten und sortierten Informationen von Touristen und überwachten deren Position. Ein Maulwurf in ihren Reihen konnte alles weitergeben. »Wen haben Sie noch verständigt?«
    »Ausschließlich Touristen. Unseren Fahrer und noch ein paar zusätzliche Helfer – ich habe sie vom Krieg gegen Drogen. Dazu noch ein paar Leute aus anderen Abteilungen für Analysen und Personenüberprüfungen. Ich gebe Ihnen ihre Telefonnummern, bevor ich Sie wieder losschicke. «
    »Ein bestimmtes Ziel?«
    »Es gibt immer ein bestimmtes Ziel für Sie, Sebastian. Wenn bei dem Plausch mit Marko was rauskommt, werden Sie ein paar von seinen Geheiminformationen über die Ukraine überprüfen. Nichts Besonderes dabei, aber damit können wir ihm zusätzlich auf den Zahn fühlen. Und wenn es sich nicht verifizieren lässt, habe ich einen Grund mehr, seine Maulwurfstory anzuzweifeln.«
    »Für Verhöre bin ich nicht der Richtige«, gestand Milo. »Sie sollten John holen. Er ist grob, aber er erzielt Ergebnisse. «
    Einen Moment lang starrte ihn Drummond an, anscheinend schockiert über diesen Vorschlag. »Dieser Mann ist zu uns gekommen. Ich möchte nicht, dass ihm John die Elektroden an die Brustwarzen

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