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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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sich.«
    Im nächsten Moment war die Leitung tot.

7
    Von Hotel zu Hotel dauerte die Reise neun Stunden, so dass er am Sonntagabend um sechs Uhr das Best Western betrat. Den größten Teil der Strecke legte er mit einem Toyota zurück, den er sich in einer Antwerpener Seitenstraße mit Hilfe seines Schlüsselrings angeeignet hatte, dann ließ er den Wagen gleich hinter der Schweizer Grenze in Basel stehen, wischte ihn mit einem Handtuch aus dem Kofferraum sauber und fuhr eine Stunde lang mit dem Zug zum Züricher Hauptbahnhof, vor dem sich der Schnee der vergangenen Nacht in braunen Matsch verwandelt hatte.
    Er nannte einem ernsten Rezeptionisten mit müden, abgespannten Augen seinen Tourismus-Namen und erhielt einen Umschlag, auf den SEBASTIAN HALL gekritzelt stand. Als er auf den Ausgang zusteuerte, bemerkte er, dass er von einem Mann und einer Frau in dunkler Kleidung beobachtet wurde, die strategisch an entgegengesetzten Enden der Lobby postiert waren. Er hielt sich an einer Herald Tribune fest, sie an einem Economist. Sie sahen, wie er an der Tür stoppte und die Nachricht las. Ein einziges Wort: Draußen.
    Er wählte eine Stelle an der belebten, kalten Schaffhauserstraße außerhalb der Reichweite mehrerer unauffälliger Überwachungskameras. Die zwei Leute aus der Lobby folgten ihm nicht hinaus.

    Es dauerte nur fünf Minuten. Mit einem schmatzenden Geräusch schob sich ein grauer Lincoln Town Car durch den schmutzigen Schnee am Bordstein. Die hintere Tür öffnete sich, und ein Mann, mit seinen vielleicht vierzig Jahren kaum älter als er selbst, spähte heraus. Eine inzwischen vertraute Stimme begrüßte ihn: »Stattlich und feist, Hall. Steigen Sie ein.«
    Er tat wie geheißen, und die Limousine setzte sich in Bewegung. »Endlich können wir uns kennenlernen wie zivilisierte Menschen.« Drummond setzte ein schmallippiges Lächeln auf, verzichtete aber auf einen Handschlag.
    Für einen Leiter der Abteilung Tourismus war er ziemlich jung, und sein dunkles Haar war so lang, dass er es hinter die Ohren streichen musste – die Zeit bei den Marines war lange her. In seiner Hemdtasche steckte eine Lesebrille, und er hatte ein breites, typisch amerikanisches Kinn.
    »Sehr erfreut, Sir.« Milo verfolgte, wie die Lichter der Stadt vorüberzogen. »Sind Sie nur meinetwegen nach Zürich gekommen?«
    »Das würde Ihnen wohl schmeicheln.« Drummond lächelte noch immer. »Nein, Kosovo steht unmittelbar vor der Erklärung seiner Unabhängigkeit. Ich muss mich mit einigen Abgeordneten zu Gesprächen treffen.«
    »Wird bestimmt lebhaft.«
    »Meinen Sie?«
    »Hängt von unserer Politik ab. Die Serben nehmen das garantiert nicht einfach so hin. Wenigstens hat Kosovo bis nach den Wahlen in Serbien gewartet. Wenn sie es vorher gemacht hätten, hätten die Nationalisten haushoch gewonnen.«
    Das Lächeln verschwand. »Ich war mir nicht sicher bei Ihnen, Hall. Hab davon Wind bekommen, dass Sie letztes
Jahr einen ziemlichen Schlamassel angerichtet haben. Ich persönlich hätte Sie nicht zurückgeholt. Sie sind zu …« Er schnippte mit den Fingern, aber das passende Wort fiel ihm nicht ein. »Ihre Tourismuskarriere hat vor sieben Jahren mit einem Zusammenbruch geendet, wie ich den Berichten entnehme. Dann sind Sie in die Verwaltung gewechselt, und – ich möchte da nicht um den heißen Brei herumreden – Ihre Leistungen in der Avenue of the Americas waren nicht gerade glänzend. Und als krönender Abschluss …« Er schüttelte den Kopf. »Nun, man hat Sie beschuldigt, meinen Vorgänger Thomas Grainger getötet zu haben.« Er presste die Lippen aufeinander und räusperte sich. »Möchten Sie sich dazu äußern?«
    Als er den selbstgefälligen Ausdruck in Drummonds Gesicht bemerkte, verging Milo jeder Wunsch, den Mann zu beeindrucken. Trotzdem versuchte er es. »Diese Anschuldigungen haben sich als haltlos erwiesen.«
    »Das weiß ich. Ab und zu darf ich einen Blick in die Akten werfen. Ein anderer Tourist hat Grainger umgebracht. «
    »Ja.«
    »Und diesen Touristen – den haben Sie doch getötet.«
    »Offenbar sind Sie gut informiert, Sir.«
    »Ich kenne Fakten, Sebastian. Viele Fakten. Aber was mir Sorgen macht, sind die chaotischen Umstände. Ein Tourismusleiter tot. Ein Tourist tot. Ganz zu schweigen von Terence Fitzhugh, dem Verbindungsmann zum Senat … Selbstmord , wenn man den Akten Glauben schenkt.«
    »Angela Yates«, ergänzte Milo.
    »Genau. Eine Botschaftsangestellte. Sie hat als Erste dran glauben müssen,

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