Last Lecture - die Lehren meines Lebens
Zulu-Experten gehalten hatte, dass man ihm
diesen Artikel anvertraute? War er oder sie vielleicht selbst Zulu?
Meine Eltern waren genügsam. Im Gegensatz zu so vielen Amerikanern hätten sie niemals etwas gekauft, nur um andere zu beeindrucken, oder gar weil es ihnen selbst einen gewissen Luxus ermöglicht hätte. Aber das World Book erwarben sie freudig zu einem damals fürstlichen Preis, weil sie mir und meiner Schwester damit das Geschenk des Wissens machen konnten. Sie bezogen auch jeden Begleitband. Jahr für Jahr traf ein weiterer Band voller atemberaubender Artikel über neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Details aus der Zeitgeschichte ein. Jeder Jahrgang war groß auf dem Einband verzeichnet - 1970, 1971, 1972, 1973 … Ich konnte es gar nicht erwarten, ihn zu lesen. Den jährlichen Begleitbänden waren immer Sticker beigelegt, die auf den jeweiligen Eintrag in den alphabetisch geordneten Bänden verwiesen. Meine Aufgabe war es, diese Sticker an den entsprechenden Seiten anzubringen, und ich nahm diese verantwortungsvolle Aufgabe sehr ernst: Ich trug dazu bei, aufgezeichnete Geschichte und Wissenschaft für jeden Menschen zu chronologisieren, der diese Enzyklopädie künftig aufschlagen würde.
Da mir das World Book so kostbar war, wurde es zu einem meiner Kindheitsträume, einmal als Autor einen Beitrag zu leisten. Nun ist es ja aber nicht so, dass man einfach im Chicagoer Mutterhaus von World Book anrufen und sich empfehlen kann. Du musst schon dafür sorgen, dass World Book dich findet.
Vor ein paar Jahren, ob ihr es glaubt oder nicht, kam der Anruf endlich.
Auf magische Weise hatte mich meine Karriere inzwischen in genau die Art von Experten verwandelt, die sich
die Leute von World Book herausgreifen. Sie hielten mich gewiss nicht für den bedeutendsten Virtual-Reality-Experten auf der Welt, denn der war viel zu beschäftigt, als dass sie sich an ihn herangewagt hätten. Aber ich rangierte in dem Mittelfeld, in dem man schon angesehen genug ist, aber noch nicht so berühmt, dass sie fürchten mussten, eine Absage zu bekommen.
»Würden Sie gerne unseren neuen Eintrag zu Virtual Reality verfassen?«, fragten sie.
Ich konnte ihnen ja nicht sagen, dass ich schon mein ganzes Leben auf diesen Anruf gewartet hatte. Alles, was ich herausbrachte, war: »Ja, natürlich!« Ich schrieb den Artikel und fügte ein Foto von meiner Studentin Caitlin Kelleher mit einem Virtual-Reality-Headset auf dem Kopf ein.
Kein Lektor stellte jemals infrage, was ich geschrieben hatte. Ich gehe mal davon aus, dass das so üblich ist bei World Book : Sie picken sich einen Experten heraus und vertrauen darauf, dass er dieses Privileg nicht missbraucht.
Ich habe die letzten World-Book -Ausgaben nicht mehr gekauft. Seit ich zum Autor erwählt worden war und erfahren hatte, wie die Qualitätskontrollen bei einer echten Enzyklopädie aussehen, bin ich der Meinung, dass Wikipedia eine prima Informationsquelle ist. Doch manchmal, wenn ich mit den Kindern in einer Bibliothek bin, kann ich es immer noch nicht lassen. Dann schlage ich »V« auf (die Seite mit meiner »Virtual Reality«) und lasse sie einen Blick darauf werfen. Ihr Dad hat es geschafft!
9
Ein Talent namens Leadership
Wie zahllose andere amerikanische Sonderlinge, die um 1960 geboren wurden, verbrachte auch ich einen Teil meiner Kindheit mit dem Traum, Captain James T. Kirk zu sein, Commander des Raumschiffs Enterprise. Ich habe mich nie als Captain Pausch gesehen. Lieber stellte ich mir eine Welt vor, in der ich wirklich Captain Kirk sein konnte.
Für einen ehrgeizigen Jungen mit einem Hang zum Wissenschaftlichen hätte es gar kein größeres Vorbild als James T. Kirk aus Star Trek geben können. Ich bin ernsthaft davon überzeugt, dass ich ein besserer Lehrer und Kollege - vielleicht sogar auch ein besserer Ehemann - wurde, weil ich aufsaugte, wie sich Kirk als Chef der Enterprise verhielt.
Denkt doch mal nach. Wenn ihr die Serie gesehen habt, dann wisst ihr, dass Kirk nicht der smarteste Typ auf dem Raumschiff war. Sein Erster Offizier Mr. Spock war der immer logisch denkende Intellekt an Bord. Dr. McCoy verfügte über das gesamte medizinische Wissen, das der Menschheit im Jahr 2260 zur Verfügung stand. Scotty war der Chefingenieur mit einem technischen Know-how, das ihn befähigte, das Schiff selbst dann in Betrieb zu halten, wenn es gerade von Aliens angegriffen wurde.
Was aber konnte Kirk? Wieso hatte man ihn als Captain an Bord des Raumschiffs gehen
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