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Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Titel: Last Lecture - die Lehren meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Pausch
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Seiten gesteckt worden war.
    Es war weder an mich noch an Kodirektor Don Marinelli oder irgendein anderes Fakultätsmitglied gerichtet, sondern an irgendjemanden, der oder die an der Universität angestellt war, um Studenten bei der Vorbereitung ihrer Besuche zu helfen. Diese Person hatte nicht den geringsten Einfluss auf die Bewerbung, folglich war es auch kein Schleimerbrief. Es waren einfach nur ein paar Dankworte an jemanden, der der Bewerberin persönlich unbekannt war, weshalb sie den Brief ihren Bewerbungsunterlagen beigelegt hatte. Und ich hatte ihn nun Wochen später gefunden.
    Nachdem ich also zufälligerweise entdeckt hatte, dass sie jemandem dankte, einfach nur, weil das die nette Art war, hielt ich inne und dachte nach. Sie hatte es per Hand geschrieben. Das gefiel mir. »Das sagt mir mehr als alles andere in ihren Akten«, sagte ich zu Don. Ich las mir ihre Unterlagen noch einmal durch. Ich dachte über sie nach. Und weil mich ihr Dank beeindruckt hatte, entschied ich, dass sie eine Chance verdient hatte. Don stimmte zu.
    Sie kam ans ETC, machte ihren Magister und arbeitet heute als Disney-Imagineur.
    Ich habe ihr diese Geschichte erzählt, und sie erzählt sie heute anderen. Trotz allem, was mittlerweile mein Leben bestimmt, trotz all der medizinischen Probleme, versuche ich noch immer, handschriftliche Briefe zu schreiben, wenn es mir wichtig scheint. Es ist einfach die nette
Art. Und man kann nie wissen, welche Wunder geschehen können, nachdem sie jemand in seinem Briefkasten fand.

42
    Loyalität ist keine Einbahnstraße
    Dennis Cosgrove war Anfang der Neunzigerjahre einer meiner Studenten an der University of Virginia gewesen. Ich fand ihn beeindruckend. Er leistete fantastische Arbeit in meinem Computer Lab. Er war Lehrassistent im Betriebssystem-Seminar. Er nahm an Abschlusskursen teil. Und er war ein A-Student.
    Na ja, er war ein A-Student in den meisten Kursen. In »Calculus III« war er ein F-Student. Nicht, dass es ihm an Fähigkeiten gemangelt hätte. Als Lehrassistent und Forschungsassistent in meinem Lab war er nur einfach so sehr auf seine Computerkurse fixiert, dass er schlicht keine Calculus-Vorlesungen mehr besuchte.
    Das sollte zu einem ernsthaften Problem werden, denn es war nicht das erste Mal, dass er ein Semester mit lauter As und einem F abschloss.
    Zwei Wochen nach Beginn des neuen Semesters erregte Dennis’ schillernde akademische Geschichte die Aufmerksamkeit des Dekans. Er wusste, dass der Junge smart war, denn er hatte die Punkte gesehen, die er beim Zulassungstest (SAT) und beim AP bekommen hatte (»Advanced Placement« ist eine Höhereinstufung aufgrund von nachgewiesener Befähigung). Deshalb waren die Fs aus seiner Sicht allein Dennis’ Einstellung und nicht mangelnder Begabung zu verdanken. Also wollte er Dennis hinauswerfen.
Aber ich wusste, dass Dennis erstens noch nie eine Warnung erhalten hatte und zweitens gar nicht der Universität verwiesen werden konnte, weil seine As die Fs rein technisch aufhoben. Der Dekan führte jedoch eine undurchsichtige Regel ins Feld, womit der Rauswurf auf dem Tisch blieb. Ich beschloss, für meinen Studenten Partei zu ergreifen. »Sehen Sie«, erklärte ich dem Dekan, »Dennis ist eine gewaltige Rakete ohne Lenksystem. In meinem Labor war er ein Star. Wenn wir ihn jetzt rauswerfen, dann widerspricht das allem, wofür wir hier stehen. Wir sind da, um zu lehren, zu hegen und zu pflegen. Ich weiß, dass Dennis auf einem ganz besonderen Weg ist. Wir können ihn nicht einfach fallen lassen.«
    Der Dekan war unzufrieden mit mir, dem penetranten Juniorprofessor.
    Das machte mich nur noch penetranter. Ich beschloss zu taktieren. Das neue Semester hatte bereits begonnen. Die Universität hatte Dennis’ Studiengebühren bereits eingestrichen. Und damit hatte sie ihm, wie ich das sah, bereits mitgeteilt, dass sie ihn auch in diesem Semester willkommen hieß. Hätten wir ihn vor dem Semester der Universität verwiesen, hätte er versuchen können, sich an einer anderen Hochschule zu bewerben. Jetzt war es auch dafür zu spät.
    Ich fragte den Dekan: »Was, wenn er sich angesichts dieser Fakten einen Anwalt nimmt? Ich könnte jederzeit für ihn aussagen. Möchten Sie, dass eines ihrer Fakultätsmitglieder gegen die Universität aussagt?«
    Der Dekan war sprachlos. »Sie sind ein Juniormitglied der Fakultät«, erwiderte er, »Sie sind noch nicht einmal ordentlicher Professor. Warum riskieren Sie Kopf und Kragen und wollen sich auf einen

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