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Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Titel: Last Lecture - die Lehren meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Pausch
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erlebt, der stolpert viel schneller in eine Falle.
    Erfahrung ist das, was du bekommst, wenn du nicht bekommen hast, was du wolltest. Und Erfahrung ist nicht selten das Wertvollste, was du anzubieten hast.

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    Gewinne die Aufmerksamkeit der Leute
    So viele meiner Studenten waren unglaublich smart. Ich wusste, sie würden sofort in der Arbeitswelt Fuß fassen und fantastische neue Softwareprogramme, Animationsprojekte oder Entertainmentgeräte erschaffen. Aber ich wusste auch, dass sie das Potenzial hatten, im Zuge dieses Prozesses Millionen Menschen zu frustrieren.
    Die Ingenieure und Computerwissenschaftler unter uns denken nicht immer daran, Dinge so zu gestalten, dass sie einfach zu bedienen sind. Viele von uns sind sogar die schiere Katastrophe, wenn es darum geht, komplexe Aufgaben auf einfache Weisen zu erklären. Habt ihr euch je mit der Betriebsanleitung eines Videorekorders herumgeschlagen? Dann wisst ihr, wovon ich spreche.
    Deshalb wollte ich meinen Studenten einhämmern, wie wichtig es ist, bei ihren Entwicklungen an die Endverbraucher zu denken. Aber wie sollte ich ihnen klarmachen, wie wichtig es ist, keine Technik zu erschaffen, die die Nutzer frustriert? Da fiel mir etwas ein, womit ich todsicher ihre Aufmerksamkeit gewinnen würde.

    Als ich an der University of Virginia ein Seminar über »Benutzeroberflächen« hielt, pflegte ich am ersten Tag immer einen funktionierenden Videorekorder mitzubringen, vor aller Augen auf einen Tisch zu stellen, einen Hammer zu nehmen und ihn kaputtzuschlagen.
    Dann sagte ich: »Wenn wir etwas herstellen, das schwierig zu benutzen ist, machen wir die Menschen wütend. Sie werden so zornig, dass sie es zerstören wollen. Wir wollen keine Dinge erschaffen, die die Menschen zerstören wollen.«
    An den Blicken der Studenten konnte ich unschwer erkennen, dass sie schockiert, verwirrt oder auch leicht amüsiert waren. Das war aufregend für sie. Sie dachten: »Ich weiß nicht, was mit dem Typen los ist, aber ich werde morgen definitiv wieder in seinen Kurs kommen und mir seinen nächsten Stunt ansehen.«
    Ich hatte ihre Aufmerksamkeit. Das ist immer der erste Schritt, um ein übersehenes Problem zu lösen. (Als ich die University of Virginia verließ, um an die Carnegie Mellon zu gehen, überreichte mir mein Freund und Kollege Gabe Robins einen Hammer mit einer Plakette am Stiel, auf der die Worte »So many VCRs, so little time!« eingraviert waren - »so viele Rekorder in so kurzer Zeit!«)
    Alle Studenten aus meiner Zeit in Virginia haben heute Jobs. Ich hoffe, dass sie manchmal an den Hammerschwinger denken, wenn sie neue Technologien erfinden, und sich dann an die zornigen Massen erinnern, die sich nach einfachen Handhabungen sehnen.

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    Die vergessene Kunst der Dankschreiben
    Dankbarkeit zu zeigen ist eines der einfachsten und zugleich wirkungsvollsten Dinge, die Menschen füreinander tun können. Ungeachtet meiner Vorliebe für Effizienz finde ich, dass Dankschreiben am besten auf altmodische Weise mit Papier und Füller geschrieben werden.
    Wer Bewerbungsgespräche führt oder für Zulassungen zuständig ist, der kriegt eine Menge Bewerber zu Gesicht und liest Tonnen von Lebensläufen von »A«-Studenten mit vielen Fähigkeiten. Aber handschriftliche Dankschreiben sieht er nicht viele.
    Wenn du ein »B+«-Student bist, wird dich ein handschriftliches Dankschreiben zumindest in den Augen des künftigen Chefs oder Zulassungsbeamten um einen halben Grad höher steigen lassen und ergo zu einem »A« machen. Eben weil handschriftliche Briefe so selten geworden sind, werden sie sich an dich erinnern.
    Wenn ich meinen Studenten diesen Rat gab, dann nicht, um sie zu berechnenden Ränkeschmieden zu machen. Natürlich weiß ich, dass es einige von ihnen genau so auffassten. Aber mir ging es darum, ihnen zu vermitteln, dass es eine gute Art des respektvollen und überlegten Umgangs gibt, der vom Adressaten immer geschätzt werden wird, und dass sich letztlich immer nur Gutes durchsetzt.
    Es gab einmal eine junge Frau, die sich am ETC bewarb und deren Ablehnung wir bereits beschlossen hatten. Sie hatte große Träume: Sie wollte ein Disney-Imagineur werden. Ihre Noten, ihre Examina und ihr Portfolio waren
gut, aber nach den Auswahlkriterien, die sich das ETC leisten konnte, eben nicht gut genug. Bevor wir ihre Unterlagen auf den »Nein«-Stapel legten, beschloss ich, sie noch einmal durchzublättern. Dabei fiel ein handschriftliches Dankschreiben heraus, das zwischen die

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