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Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Last Lecture - die Lehren meines Lebens

Titel: Last Lecture - die Lehren meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Pausch
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und amerikanische Lebensart« kämpft. Ich liebe diese Zeile.
    Ich liebe Rocky , sogar die Titelmusik. Am besten hatte mir am ersten Rocky -Film gefallen, dass es ihm egal war, ob er den Kampf am Ende gewinnt. Er wollte bloß nicht k.o. geschlagen werden. Das war sein Ziel. Während der schmerzhaftesten Zeit meiner Behandlung war Rocky meine Inspiration, weil er mich daran erinnerte, dass es nicht darum geht, wie hart du zuschlagen kannst, sondern darum, wie gut du einstecken kannst - und darum, dass du dabei immer nach vorne blickst.
    Natürlich liebe ich am meisten von allen die Football-Klischees. Meine Kollegen hatten sich an den Anblick gewöhnt, dass ich einen Football vor mir herwerfend durch die Flure der Carnegie Mellon streifte. Das half mir beim Denken. Wahrscheinlich würden sie sagen, dass Football-Metaphern den gleichen Effekt auf mich ausüben. Unter meinen Studenten hatten allerdings nicht wenige ein Problem damit: Sie diskutierten Computeralgorithmen, und ich kam ihnen mit Football. »Tut mir leid«, sagte ich dann, »aber es wird für euch einfacher zu sein, die Grundlagen des Football zu lernen, als es für mich ist, Lebensklischees aus einer
ganz anderen Ecke zu erlernen.« So wollte ich zum Beispiel, dass sie lernten, einen Sieg »für den Gipper« einzufahren (George Gipp war ein berühmter Football-Spieler, nach dessen frühem Tod seine Teamkameraden »one for the Gipper« zu spielen pflegten): Ich wollte also, dass meine Studenten aufs Feld stürmen, die Aktion an sich rissen, die Dynamik bestimmten, den Ball nicht verloren und ein Spiel auf Teufel komm raus hinlegten, auch wenn sie es am Montag in jedem Knochen spüren würden. Allmählich begriffen sie, dass es nicht allein ums Gewinnen oder Verlieren geht, sondern auch darum, wie du dem Klischee entsprichst.

39
    Sei der erste Pinguin
    Erfahrung ist das, was du bekommst, wenn du nicht bekommen hast, was du wolltest.
    Diesen Spruch lernte ich während meines Sabbatjahres bei Electronic Arts, dem Hersteller von Videospielen. Er prägte sich mir so ein, dass ich ihn wieder und wieder vor meinen Studenten wiederholte.
    Man sollte ihn sich vor jeder Mauer vorsagen, die einem im Weg steht, und nach jeder Enttäuschung, die man erlebt, denn er erinnert daran, dass ein Misserfolg nicht nur akzeptabel, sondern oft auch von entscheidender Bedeutung ist.
    Die Studenten meines Seminars »Building Virtual Worlds« ermutigte ich, sich schwierige Dinge vorzunehmen und sich dabei nicht über Misserfolge den Kopf zu zerbrechen. Und weil ich solches Denken belohnen wollte,
überreichte ich immer einem Team am Ende eines Semesters als Preis ein Stofftier: den »Ersten Pinguin«. Er ging an das Team, das beim Ausprobieren neuer Ideen oder neuer Technologien die größten Risiken eingegangen war, aber die selbstgesetzten Ziele nicht erreicht hatte. Es war also ein Preis für einen »glorreichen Misserfolg«, für unkonventionelles Denken und für einen gewagten Versuch, die eigenen Fantasien umzusetzen.
    Allmählich begannen die anderen Studenten zu begreifen, dass der »Erste Pinguin« immer an Verlierer ging, die definitiv auf dem besten Wege waren.
    Angeregt zu dieser Bezeichnung hatte mich der Gedanke, dass es unter den Pinguinen, die ins Wasser springen müssen, obwohl darin Raubtiere lauern, immer einen geben muss, der es als Erster wagt. Ursprünglich hatte ich einen Preis für den »besten Misserfolg« vergeben, aber »Misserfolg« ist ein so negativ besetztes Wort, dass sich die Studenten schlicht nicht darüber freuen konnten.
    Im Laufe der Jahre wurde es mir immer wichtiger, meinen Studenten die unzähligen misslungenen Produkte aus der Unterhaltungsindustrie vor Augen zu führen. Es ist ja nicht wie bei Baufirmen, in deren Häuser, egal, wie sie aussehen, immer irgendwer einziehen wird. Bei einem Videospiel kann es passieren, dass es die grandioseste Idee nicht durch die Prozesse von Forschung und Entwicklung schafft. Oder es gelingt ihr, und dann will niemand dieses Spiel spielen. Ja, natürlich werden die Erfinder von erfolgreichen Spielen in der Branche hoch geschätzt. Doch auch der Erfinder einer guten Idee, die sich nicht umsetzen ließ, wird geschätzt - manchmal sogar noch mehr.
    Startup-Unternehmen ziehen es oft vor, sich einen Geschäftsführer zu suchen, dessen Vita einen fehlgeschlagenen
Start-up aufweist. Denn wer einmal einen derartigen Fehlschlag erlebt hat, der weiß meist, wie er so etwas künftig vermeiden kann. Wer nur Erfolge

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