Last Lecture - die Lehren meines Lebens
solchen Kampf einlassen?«
»Ich sage Ihnen, warum. Ich werde mich für Dennis verwenden, weil ich an ihn glaube.«
Der Dekan sah mich lange an. »Ich werde mich daran erinnern, wenn Ihre Berufung spruchreif wird«, sagte er. Mit anderen Worten: Wenn Dennis es noch einmal vermasselte, würde meine Urteilsfähigkeit ernsthaft infrage gestellt werden.
»Das ist ein Deal«, sagte ich zum Dekan. Und Dennis durfte bleiben.
Er bestand Calculus III, machte uns alle Ehre und verließ die Universität nach seinem Abschluss, um ein preisgekrönter Star in der Welt der Computerwissenschaften zu werden. Er blieb immer ein Teil meines Lebens und meiner Labore. Tatsächlich ist er einer der frühen Väter des Alice-Projekts. Und als Designer erschuf er bahnbrechende Programmierungen, um jungen Menschen die Systeme der virtuellen Realität zugänglicher zu machen.
Als ich mich für Dennis einsetzte, war er einundzwanzig Jahre alt gewesen. Nun ist er siebenunddreißig und wird sich für mich einsetzen. Ich habe Alice ihm anvertraut, er soll der Forscher sein, der das Design meines professionellen Erbes fit für die Zukunft macht.
Vor langer Zeit, als Dennis mich brauchte, um seinen Traum zu verwirklichen, war ich für ihn da. Heute, da ich ihn brauche, um meinen zu verwirklichen, ist er für mich da.
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Die Freitagabendlösung
Ich wurde ein Jahr früher als üblich zum ordentlichen Professor berufen. Das schien die anderen Juniorprofessoren zu beeindrucken.
»Wow, das ist aber früh«, sagten sie. »Was ist dein Geheimnis?«
»Ganz einfach«, antwortete ich: »Ruft mich Freitagabend um zehn in meinem Büro an, und ich verrate es euch.« (Das war natürlich, bevor ich eine Familie hatte.)
Viele Menschen versuchen, eine Abkürzung zu finden. Ich finde, die beste Abkürzung ist der lange Weg, der letztlich nur aus zwei Worten besteht: harte Arbeit.
Wenn man der Arbeit mehr Stunden als andere widmet, lernt man in dieser Zeit auch mehr über sein Handwerk. Und das verhilft einem meist nicht nur zu mehr Effizienz, es macht einen auch geschickter und sogar glücklicher. Harte Arbeit ist wie der Zinseszins auf der Bank: Der Gewinn baut sich schneller auf.
Das Gleiche gilt abseits der Berufswelt. Mein ganzes Erwachsenenleben lang drängte es mich, altverheiratete Paare zu fragen, wie es ihnen gelang, so lange zusammenzubleiben. Alle antworteten das Gleiche: »Wir haben hart daran gearbeitet.«
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Zeige Dankbarkeit
Kurz nachdem ich an der University of Virginia zum ordentlichen Professor berufen worden war, fuhr ich mit meinem ganzen fünfzehnköpfigen Forschungsteam nach Disney World. Es war meine Art, Dankbarkeit zu zeigen.
Ein Kollege nahm mich beiseite und fragte: »Randy, wie konntest du das tun?« Vielleicht glaubte er, ich hätte damit einen Präzedenzfall geschaffen, dem andere Professoren mit anstehenden Berufungen aber vielleicht gar nicht nachkommen wollten.
»Wie ich das tun konnte?«, antwortete ich. »Diese Leute haben sich den Arsch aufgerissen und mir den besten Job der Welt auf Lebenszeit verschafft. Wie hätte ich das nicht tun können?«
Und so fuhren wir also alle sechzehn in einem großen Van nach Florida runter. Wir hatten einen Mordsspaß, aber natürlich konnte ich es nicht lassen, auf dem Weg auch noch ein paar andere Dinge unterzubringen: Wir legten an mehreren Universitäten Pausen ein und besuchten andere Computerforschungsgruppen.
Der Disney-Trip war eine leichte Art und Weise, mich erkenntlich zu zeigen. Es war ein sinnlich erfahrbares Geschenk, das perfekt war, weil es ein Erlebnis bot, das ich mit Menschen, die mir etwas bedeuteten, teilen konnte.
Aber nicht jedem lässt sich auf so einfache Weise Dank sagen.
Einer meiner größten Mentoren war Andy van Dam, mein Computerprofessor an der Brown University. Er gab
mir weise Ratschläge. Er veränderte mein Leben. Das hätte ich ihm nie adäquat zurückzahlen können, also musste ich eben eine Art Vorauszahlung darauf leisten.
Ich erkläre meinen Studenten immer gerne: »Geht raus und tut für andere, was jemand für euch getan hat.« Als ich mit meinen Studenten zu Disney World fuhr und mit ihnen über ihre Träume und Ziele sprach, habe ich mein Bestes gegeben, um genau das zu tun.
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Verschicke Minzplätzchen
Zu meinen Aufgabenbereichen zählten auch wissenschaftliche Gutachten. Das bedeutete, dass ich andere Professoren bitten musste, schwerfällig geschriebene Forschungspapiere zu lesen und zu beurteilen, was eine ungemein
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