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Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Titel: Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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aufgespürt hätte, nein, es war einfach nichts Erkennbares vorhanden.
    Der Kommissar leuchtete mit seiner Taschenlampe den Boden vergeblich ab und wurde langsam ungeduldig, ja ungehalten darüber, nachts gegen elf aus dem Haus geholt worden zu sein. «Wo soll es sich hier denn versteckt haben, Ihr Phantom?»
    «Aber ich habe ihn gerade eben verfolgt», antwortete Konrad verärgert. «Es war kein Phantom, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut.»
    «Den Sie überhaupt nicht beschreiben können, bis auf den schwarzen Umhang.»
    «Aber es war genau der, der mich immer verfolgt hat!» beschwor der Professor den Kommissar, einzelne Worte betonend.
    «Und mit dem Sie dieses Mal nur die Rollen getauscht haben, ich weiß.»
    «Es ist jedenfalls nicht unmöglich», drängte sich Laubmann dazwischen. Sie redeten gedämpft, um die Anwohner zu dieser vorgerückten Stunde nicht zu stören. «Wir sollten uns schon überlegen, wie einer in einer Sackgasse entkommen kann.» «Und wie?» fragte Glaser kurz angebunden.
    «Na ganz einfach: wenn er kein Fassadenkletterer ist und keine Fensterscheibe eingeschlagen hat, dann nur durch eine der Türen.»
    «Dazu hätte er einen Schlüssel gebraucht», fügte Konrad hinzu.
    «Ach du meine Güte!» entfuhr es dem Kommissar. «Das heißt jetzt nichts anderes, als daß wir sämtliche Bewohner der umliegenden Häuser sowie deren Verwandte und Bekannte auf heimliche Schlüssel hin überprüfen dürfen. Nein, Herrschaften, da seh ich keinerlei Handlungsbedarf.» Laubmann wandte ein, es könne immerhin Zeugen geben, die den Vorgang beobachtet haben. «Uns sehen ja auch welche zu, hinter den Fenstern.»
    «Jetzt auf einmal. Als ich vorhin mit dem Kerl allein war, hat sich keiner blicken lassen, wie mit Absicht.» Erich Konrad war enttäuscht.
    «Erwarten Sie etwa, daß wir alle Nachbarn befragen, die vor lauter Langeweile herumspionieren; vielleicht noch heute Nacht? Also, das geht mir entschieden gegen den Strich. Ihre Verfolger-Show, die Sie hier abziehen, hat mit meiner Arbeit nichts zu tun.»
    Konrad antwortete leiser: «Ich habe nichts Derartiges von Ihnen verlangt, Herr Glaser. Aber ich mache Sie darauf aufmerksam, daß man mich weiterhin bedroht und daß ich um mein Leben fürchten muß. Ich habe nichts daran erfunden.» «Herr Konrad, ich korrigiere mich: Ihre Show hat mit meiner Arbeit insofern etwas zu tun, als ich glaube, daß Sie uns hartnäckig ein Ablenkungsmanöver präsentieren.» «Von was bitte sollte ich Sie denn ablenken wollen?» «Von der Wahrheit, was sonst?»
    «Ein wirklich großes Wort. Warum klingt es aus Ihrem Mund nur so platt?» Und selbstmitleidig, als wolle er aufgeben, fügte Konrad hinzu: «Was wissen Sie schon von mir …» Der Kommissar hätte dagegenhalten können, daß des Professors Äußerung ebenfalls recht flach klang, aber er sagte statt dessen: «Wir wissen inzwischen, daß Ihr Alibi nicht viel wert ist; es hat sich so ziemlich in seine Bestandteile aufgelöst.» Glaser kostete sein stichhaltigeres Argument aus: «Laut Aussage Ihres Kollegen haben Sie den Vortragsabend in der Universität für längere Zeit verlassen, weil Ihnen angeblich schlecht war. Damit haben Sie niemand mehr, der Ihre Anwesenheit in der Fakultät während der Tatzeit bezeugt. Man könnte es unter diesen Umständen fast für überflüssig halten, Sie zu fragen, warum Sie das verschwiegen haben.»
    «Mein Gott ja, ich weiß, Sie wollen mich als Täter sehen. Das vereinfacht alles für Sie – und für die Kirche. Aber genau das ist der Grund, warum ich mich bemühe, in meinen Aussagen so zurückhaltend zu sein. Jede Unregelmäßigkeit, die ich eingestehe, wird doch sofort gegen mich verwendet. Ich gelte als der wahre Schuldige, weil ich es gewagt habe, gegen die Norm zu verstoßen, und mir etwas zugestanden habe, wovon ich mich als Priester eigentlich fernzuhalten habe: nämlich von einer sexuellen Beziehung. Ich gebe ja zu, während der ganzen Zeit mit Franziska hat mich der Gedanke immer beunruhigt, daß ich mich eines Tages dazu bekennen muß. Franziska hat mich ab und zu gedrängt, die Geheimniskrämerei zu beenden. Und bevor Sie's von anderer Seite und dann womöglich falsch erfahren: Sie wollte mich unbedingt am Abend des Vortrags … und ihres Todes … an dem Abend wollte sie mich unbedingt sprechen, weil sie am Tag davor bei einem der wenigen Menschen war, denen sie außer mir vertraut hat, einem ihrer früheren Lehrer nämlich …» «Wie heißt er?» unterbrach ihn

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