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Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Titel: Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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jemand dasitzt, der es dann zu kalt findet.»
    «Konrad war nicht mehr anwesend? Das müssen Sie mir bitte genauer erklären!» Laubmann war einerseits hocherfreut über diese Information, andererseits verärgert, weil er offensichtlich einer Sache auf die Schliche gekommen war, die Konrad ihm, beziehungsweise dem Kommissar, verheimlicht hatte.
    «Er hat so blaß und schwach ausgesehen, daß ich ihn in der Pause in sein Büro hinaufbegleitet habe. Kaum, daß er gehen konnte. Ich mußte ihn auf der Treppe sogar stützen. Im Büro hat er sich aufs Sofa gelegt, um kurz die Augen zuzumachen. Aber zur Verabschiedung der Kollegin sollte ich ihn dann wieder holen.» «Haben Sie das getan?»
    «Selbstverständlich; wir haben im Hörsaal lang diskutiert, daß ich's bald selber nicht mehr abwarten konnte, so spät war's geworden. Ich weiß noch, daß ich so um zwanzig Minuten nach elf – ich hab oft auf die Uhr gesehen – endlich nach oben gegangen bin, um Konrad zu verständigen.» «Und wo haben Sie den Kollegen angetroffen?» «In seinem Büro, wie verabredet.»
    «Welchen Eindruck hatten Sie bei der Gelegenheit von ihm?»
    «Er sah überraschend erholt aus. Viel ruhiger als vorher. Die Blässe war aus seinem Gesicht verschwunden; seine Farbe war wieder viel frischer und gesünder. Ich war richtig erleichtert, weil ich mir schon Vorwürfe gemacht hatte; ich hätte möglicherweise den Sanitätsdienst verständigen müssen.» «Das klingt für Sie jetzt vielleicht überzogen, aber ich muß genau wissen, wo und in welchem Zustand sich Konrad in seinem Büro befunden hat.»
    Hanauer beschlich nun doch das Gefühl, verhört zu werden; er protestierte dennoch nicht, sondern bemühte sich geradezu um Genauigkeit. «Er lag nicht mehr auf dem Sofa, sondern war aufgestanden, hatte das Hemd geschlossen und die Krawatte wieder hochgebunden. Ach ja, und dann ist mir aufgefallen, daß am Schreibtisch das Licht gebrannt hat, so als hätte er dort gearbeitet. Ich dachte mir noch, da hätte er auch herunterkommen können!» «Haben Sie ihm das gesagt?»
    «Nein, wo denken Sie hin. Wir sind gleich nach unten und haben die Kollegin gemeinsam verabschiedet. Gegen Mitternacht hab ich sie wieder allein, also ohne Konrad, zum Hotel gebracht. Der Kollege Konrad dürfte zur gleichen Zeit nach Hause gegangen sein.» «Haben Sie das irgendwie mitbekommen?»
    «Nein, aber er hat's gesagt; und das war doch klar!» Laubmann insistierte. «Konrad hätte also während der Zeit, in der er allein oben im Büro war, kurz weggehen können, und zwar ohne gesehen zu werden.» «Wann soll das gewesen sein?»
    «Na etwa zwischen 22 Uhr 15 und 23 Uhr 15.» «Wozu sollte er das tun? Sicher: erholt war er wieder relativ schnell, das muß ich zugeben. Aber wie hätte er ungesehen das Gebäude verlassen sollen?» Hanauer war in kriminalistischen Fragen ungeübt.
    «Über die hintere Wendeltreppe, die vom ersten Stock direkt ins Parterre führt. Unten besteht ein separater Ausgang, so daß man gar nicht den Hauptausgang benutzen muß.»
    «Ach ja richtig, die hintere Treppe!» Die hintere metallene Treppe war Hanauer immer wegen ihrer Höhe nicht geheuer gewesen. Sie war im späten 19. Jahrhundert aus feuerschutzrechtlichen Gründen in den Barockbau eingefügt worden, um einen Notausgang zu ermöglichen. Seitdem hatte man sich kaum mehr um die Treppe gekümmert; sie war alt geworden, verstaubt und verrostet, sogar gefährlich und deshalb gesperrt. Rotweiß gestreifte Plastikbänder und Pappkartonschilder mit Warnhinweisen hingen daran. «Warum fragen Sie Konrad eigentlich nicht selbst, was er in der fraglichen Zeit alles gemacht hat? – Aber lassen Sie nur, Sie werden schon Ihre Gründe haben. Ich kann mir gut vorstellen, daß der Kollege zur Zeit große Schwierigkeiten hat. Da müssen wir ihm unbedingt zur Seite stehen! Das ist unsere kollegiale Pflicht!»
    «Das versteht sich doch», erwiderte Laubmann. Pflicht und Neigung trafen für ihn in diesem Fall weitgehend zusammen.

XIII
    Bei Vollmond glänzten die glattgeschliffenen Pflastersteine weißlich-silbrig. Diese Spiegelung glitt geräuschlos vor einem her, egal aus welcher Richtung man die Gasse betrat, in der sich das Wohnhaus des Professors befand, ein wie die meisten anderen Häuser dort im frühen 18. Jahrhundert errichtetes Gebäude.
    Diese nächtliche Atmosphäre hatte Konrad oft und mit Faszination erlebt. Doch die heutige Stimmung war vollkommen anders. Diese Nacht war dunkel; nicht schwarzdämmrig,

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