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Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Titel: Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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Befehl löste sich jemand von einem der Mauervorsprünge, rannte eilends davon. Und Konrad, der schon im Laufen begriffen war, rannte ihm, ohne zu zögern und so gut er konnte, nach.
    Die Gasse machte eine Kurve, hinter der sein Verfolger, jetzt der Verfolgte, verschwinden konnte. Für Sekunden nur, denn Konrad war ihm vielleicht im Abstand von fünfzig Metern auf den Fersen, und es schien ihm, als hole er auf. Er sah ihn, als er die Kurve hinter sich gelassen hatte, sofort wieder, trotz der Finsternis, vernahm das Keuchen des Fremden, seine hastigen Schritte, gewahrte so etwas wie einen schwarzen Umhang, der dem Flüchtenden beim Weglaufen hinderlich war.
    Der Unbekannte verminderte für einen Moment seine Geschwindigkeit, um links scheinbar zwischen die Häuser zu schlüpfen, tatsächlich aber in einer noch schmaleren Gasse seinen Fluchtweg fortzusetzen. ‹Idiot ›, jubilierte es in Konrad und es trieb ihn verstärkt an, da er wußte, wovon der Flüchtende offensichtlich keine Kenntnis besaß, daß diese Seitengasse, die keinen eigenen Namen hatte, eine Sackgasse war. Zwar führte eine steile und enge Steintreppe zu einem höhergelegenen Teil der Gasse, über den der vor Konrad Herlaufende hätte entwischen können, aber die Treppe war seit Tagen komplett gesperrt, weil sie saniert wurde, sogar unter Denkmalschutzvorgaben.
    Unglücklicherweise rutschte Konrad am Eingang der Seitengasse an einem locker gewordenen und leicht herausstehenden Pflasterstein mit der Außenkante seines linken Schuhs ab, stürzte diesmal zwar nicht, verstauchte sich aber den Fuß, weshalb er vor Schmerz für kurze Zeit keinen einzigen Schritt weitergehen konnte. Doch es gab ja keinen Durchschlupf in dieser Gasse; die Häuser standen auf der linken Seite direkt aneinander gebaut.Auf der rechten Seite erstreckte sich zwar ein großer Garten, dem aber als Begrenzung eine mehr als mannshohe kahle Mauer vorgelagert war. Die Mauer war eingezwängt zwischen einem sichtlich vernachlässigten, also schon lange zur Restaurierung anstehenden Haus, das offenbar zum Garten gehörte und an Tür und Fenstern völlig verriegelt war, sowie der sich auf der rechten Seite und im oberen Bereich der Gasse anschließenden Wohnbebauung. Der gejagte Verfolger mußte einfach in der Falle sitzen, und Konrad glaubte sich stark genug, ihn mit seinen geballten Fäusten zur Rede zu stellen. Nur – als ginge es mit Höllenmächten zu, er fand ihn nirgends.
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    Die Sackgasse war ohne Mühe zu überblicken. Hier verstellten keine Stützmauern den Weg. In die Gartenmauer war an einer Stelle zwar eine massive Holztür eingelassen, aber die war fest verschlossen. Konrad hatte mehrfach vehement daran gerüttelt und gezogen, war schließlich die Gasse zweimal auf und ab gegangen, dann jedoch umgekehrt, um rasch zu seiner Wohnung zu laufen. Er hatte noch nie hinter die Gartenmauer gesehen.
    Mag sein, daß die Erfolglosigkeit der Suche seine Aufgeregtheit vorübergehend gemindert hatte, mag auch sein, daß er sogar froh war, daß seine unüberlegte Aktion am Ende nicht zu einer persönlichen Gegenüberstellung geführt hatte, jedenfalls drängte es Konrad, das Erlebte mitzuteilen. Endlich konnte er, unter dem noch frischen Ein druck des Ereignisses stehend, eine faßbare Aussage machen. Zu Hause angelangt, beachtete er seine Haushälterin, die ihn verständnislos anblickte, gar nicht weiter. Er rief sofort Laubmann unter dessen Privatnummer an und bat ihn mit Nachdruck um sein Kommen.
    Philipp Laubmann zögerte nicht, obwohl ihn Konrad gestört hatte, und zwar bei jenem kleinen Vergnügen, von dem niemand wissen durfte, nämlich dem Schmökern in billigen Romanheftchen. «Zur Abwechslung», entschuldigte er sich vor sich selbst; und als «Gegenpol» zur ernsthaften Lektüre, um sich deren Bedeutung bewußt zu machen.
    Dr. Laubmann brachte – für Konrad überraschend – Kommissar Glaser mit, den er seinerseits verständigt hatte. Der Professor führte sie, aufgedreht und ohne Umschweife, zu den nahegelegenen Orten des Vorfalls und zeigte ihnen die Stelle, wo er ausgeglitten, und die Gasse, in der der Fremde unerklärlicherweise verschwunden war. Erich Konrad gestikulierte, als wären die Spuren deutlich wie auf einem feuchten Lehmboden zu erkennen. Doch, nichts dergleichen. Nicht, daß sich bloß undefinierbare Abdrücke abgezeichnet hätten, die schwerlich als Indiz anerkannt worden wären, nicht, daß man nur einen abgefallenen Knopf mit einem Fadenrest daran

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