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Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Titel: Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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«Haben Sie eine Christophorus-Plakette im Wagen? – Der Heilige der Kraftfahrer schützt vor einem jähen Unfalltod.» Niemand antwortete, Glaser beschirmte nur ab und zu die Augen mit der Hand, aus Sorge über das Fahrvermögen seines Kollegen und redete lieber über den Fall. «Da kommt einiges an Motiven auf uns zu: Eifersucht, Karrierestreben, Fanatismus, Unaufrichtigkeit; letztlich bei allen Kandidaten, hab ich das Gefühl.»
    «Der Prestl hat's auch faustdick hinter den Ohren», hörten sie Laubmann auf dem Rücksitz.
    «Den schließ ich am wenigsten aus.»
    «Aber man benötigt für die Strecke zwischen dem Tatort und der Fakultät fünfzehn Minuten. Die Tatsache können wir bei seinem Alibi nicht negieren. – Ich weiß das; ich geh selber oft durch den Park rüber nach St. Vitus.» «Ist mir klar.»
    «Allein des Neumannschen Kirchenbaus wegen.» Lürmann drehte sich beim Sprechen gern zu Glaser und Laubmann um, ohne deswegen seine Fahrt zu verlangsamen. «Falls die von mir nach unten korrigierte Zeitangabe des Zeugen Frantz, des zweiten Autofahrers am Tatort, richtig ist, hat sich der Unfall nach 22 Uhr 50, aber vor 22 Uhr 55 ereignet.» «Schauen Sie bitte auf die Straße!»
    Lürmann ließ sich nicht beirren. «Prestl war nach eigener Aussage um 23 Uhr in der Fakultät. Zehn Minuten zu früh, wenn er der Täter sein soll.» Er zeigte die Zahl mit den Fingern an. «Behalten Sie bitte die Hände am Steuer!»
    «Herr Lürmann sieht das vollkommen richtig, was die Zeitangaben betrifft», meldete sich Laubmann wieder. «Sofern Prestl der Täter ist, hätte er, selbst wenn er sich beeilt hat, erst um 23 Uhr 10 im Foyer sein können. Dann hätt' er uns aber mit seinen Angaben bezüglich seiner Rückkunft angelogen.»
    «23 Uhr 10 würde mit der Zeitangabe des Hausmeisters übereinstimmen, denn früher als zehn nach elf hat der Prestl wahrscheinlich gar nicht gesehn», gab Glaser zu bedenken. «Unser Bibliotheksdirektor könnte folglich sehr wohl der Täter sein.»
    Sie analysierten gemeinsam die Aussagen der Verdächtigen und die bei der Vernehmung Prestls entstandenen neuen Aspekte. Ein Gedanke ergab den nächsten. Philipp Laubmann hatte aus der Innentasche seines Anoraks kleine gelbe Karteikarten herausgeholt, in der Größe A7, auf die er sich Tatsachen und Überlegungen zum Fall notiert hatte, und blätterte beständig in ihnen herum.
    Prestl hätte, wenn er am Tatort war, nach dem Unfall oder der Tat sofort zur Universität rennen, also eiskalt reagieren müssen; es sei denn, alles geschah in kopfloser Panik. Dem widersprach jedoch die Aussage Sibylle Schmidts, die ihren Geliebten und Chef nach seiner Rückkunft nur als «verfroren» beschrieben hatte, aber nicht als abgehetzt oder durcheinander.
    Freilich hatte sie Prestl nicht gleich nach seiner Ankunft am Vortragssaal getroffen. Zwischen seiner Rückkunft und ihrem Verlassen des Hörsaals lagen mindestens zehn Minuten; das hieß, es war zu überprüfen, ob er sich in dieser kurzen Zeit, etwa zwischen 23 Uhr 10 und 23 Uhr 20, innerlich und äußerlich von einem tödlichen Geschehen so weit hatte erholen können, daß ihm anschließend keiner was angemerkt hat.
    «Wie kann er denn ‹verfroren› gewirkt haben, wenn er sich nach seiner eigenen Angabe länger als zehn Minuten im Foyer aufgehalten und dabei doch wohl aufgewärmt hat?» kritisierte Glaser.
    «Das Foyer wird nicht beheizt, und zugig ist es auch», wußte Laubmann aus persönlicher Erfahrung zu berichten. «Außerdem war er stundenlang draußen. Die Nachwirkungen kann man sich gut vorstellen.»
    Ihre Gedanken wanderten zu Konrad und zu seinem unsicheren Alibi. Wenn er der Täter war, überlegten sie, hätte er über die vormals als Notausgang installierte Wendeltreppe unbeobachtet aus- und eingehen können, selbst wenn sie «offiziell» gesperrt war. Um die Tat auszuführen, hätte er eine Stunde Zeit gehabt, nämlich von 22 Uhr 10 bis 23 Uhr 10. Davor und danach brannte Licht in seinem Büro. Dieser Annahme widersprach die Überlegung, daß Konrad ja nicht wissen konnte, wie lange die Diskussionsrunde, während derer er abwesend war, dauern würde. Eher hätte er sein Unterfangen auf die Zeit des Vortrags abstimmen müssen, denn der ließ sich zeitlich klarer umreißen. Was war das für ein riskantes Alibi? Alle hatten zwar sein Weggehen und sein Wiederkommen gesehen, aber für die Zwischenzeit hatte er keine Zeugen. Wenn das geplant war, dann war es ungeschickt inszeniert.
    «Wir müßten

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