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Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Titel: Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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an den Vortrag war aber noch nicht beendet. Deswegen hab ich den Vorlesungssaal nicht betreten, sondern bin im Vorraum geblieben. Ich wollte nicht auffallen.» Dr. Prestl fühlte sich unverstanden, denn der Kommissar blickte ihn mißtrauisch an. «Ich kann niemanden um 23 Uhr umgebracht haben!» Lürmann – wieder auf der Bank – sah sich aufgefordert, eine Bemerkung zur genauen Tatzeit vorzubringen, doch Glaser unterdrückte sie mit einer abwinkenden Handbewegung, wollte jede weitere Unterbrechung vermeiden. «Und Ihre jetzige Freundin; wann sind Sie ihr begegnet?» «Zehn, zwanzig Minuten später; nach dem Abschluß der Diskussion, als sie den Saal verlassen hat.»
    Dietmar Glaser hielt einen Augenblick inne. «Ihre Aussage überzeugt mich nicht besonders; um es offen zu sagen, sie erscheint mir konstruiert. Warum waren Sie zum Beispiel zu Fuß unterwegs? Warum haben Sie von unterwegs aus nicht bei Frau Ruhland angerufen? Sie hätten sich einen Weg sparen können. Auch dieses angeblich verzweifelte Hin und Her wirkt so, als wär's erfunden.»
    Prestl mußte sich verteidigen. «Das hab ich vergessen zu erwähnen: Ich habe, bevor ich das zweite Mal zu Frau Ruhland gegangen bin, von einer Telefonsäule aus bei ihr angerufen. Und das war das Seltsame, denn deshalb hab ich ja gedacht, sie ist zu Haus, daß nämlich ihr Anschluß besetzt war.»
    «Aha, urplötzlich wollen Sie angerufen haben. Sehr glaubwürdig. – Na schön, es könnte immerhin sein, daß jemand anderes, der Franziska Ruhland ebenfalls erreichen wollte, die Leitung gerade blockiert hat.»
    «Außerdem war es von meiner Wohnung aus zu Fuß nicht so weit zu ihr; und ich hätte an dem Abend bei ihr bestimmt was getrunken.»
    «Ein Trunkenheitsdelikt wär allerdings schlecht für die Karriere gewesen», murmelte der Kommissar und fabulierte in Gedanken die Schlagzeile: ‹Bücherwurm fuhr Schlangenlinien›.
    Er war mit der Befragung nicht zufrieden; keiner war das. Hatte er sich von Prestl einwickeln lassen? Aber dem war nicht beizukommen, obwohl seine Aussagen so durchsichtig schienen. Wie bei Konrad eben auch. Andererseits: Wenn beide unschuldig waren, dann auf sehr dumme Art.
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    Fürs Protokoll war die Befragung des Hausmeisters nachzureichen. Das übernahm Ernst Lürmann, zumal man sich bereits in der Universität aufhielt. Währenddessen begleitete Laubmann Glaser zu Sibylle Schmidt, indem er ihn stolz durch den «Geheimgang» führte. So hatte man sich das aufgeteilt, nachdem man Prestl wieder seinen Büchern überlassen hatte.
    Der Hausmeister, Wendelin Kappas, zeigte Kriminalkommissar Lürmann die fakultätseigenen Zimmer im Erdgeschoß, die er mit seiner Frau bewohnte und die ähnlich wie etliche Büroräume der Fakultät Fenster zum Innenhof besaßen. Lürmann gefiel die Aussicht auf den ruhigen Innenhof, und er bedauerte, daß seine Dienststelle nicht in diesem Gebäude untergebracht war.
    Kappas bestätigte ihm, daß er am 22. Oktober den auf der gegenüberliegenden Seite an den Innenhof grenzenden Vorlesungssaal von seinem Sessel aus beobachtet habe, um den Abschluß der Vortragsveranstaltung mitzubekommen, weil es seine Pflicht sei, die Lichter zu löschen und die Türen zu verschließen, wenn alle Gäste den Saal und das Foyer verlassen hätten. Manchmal bleibe sogar was liegen, wenn auch nie was Wertvolles. Genauso wie am Abend müsse er vor den Vorlesungen am Morgen – also in umgekehrter Reihenfolge – alle Türen aufsperren. Zwar hätten die Professoren selbst Schlüssel für die Haupttüren, aber die dächten nicht daran, solche Dienste zu verrichten. Lürmann wiederholte seine Frage, die Vorgänge am Abend des 22. Oktober betreffend. «Noch mal, wie war das?» Ja, den Dr. Prestl habe er kurz nach 23 Uhr im Foyer stehen sehen, sagte Kappas aus. Das war hell erleuchtet. «Der Doktor hat dort gewartet bis zum Ende der Veranstaltung, so um zwanzig nach elf. Ich war erledigt und wollt ins Bett. Ich muß ja früh raus. Der verspätete Anfang und damit das späte Ende der Veranstaltung … so was paßt mir nicht.» «Und wie war das mit Professor Konrad? War Licht in seinem Zimmer über dem Vorlesungssaal?»
    Das sei ihm komisch vorgekommen, denn der sei schon um zehn hinaufgegangen. «Der hat kurz Licht gemacht in seinem Büro und es gleich wieder ausgemacht. Und nach elf hat er wieder das Licht eingeschaltet und kurz darauf wieder ausgemacht. Dann ist er im selben Moment unten aufgetaucht, wie ich rübergegangen bin.» Und

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