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Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Titel: Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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nicht sogar ein Mord war, stellen Sie sich vor! Mich haben sie noch gar nicht verhört, und ich könnt viel beisteuern – aber man will sich ja nicht aufdrängen, verstehen Sie?»
    Rose Laubmann pflichtete ihr bei. Aber ihr könne sie doch einiges erzählen – unter Kolleginnen: «Kennen Sie denn jemand aus dem Haus des Professors, außer ihn selbst?» «Ach, da gibt es nur die Frau Steinig, seine Haushälterin. Das ist mir eine ganz Überhebliche. Ich glaub, die ist gar nicht von hier. Die gehört nicht zu unsereinem. Will sie gar nicht. Ich kann Ihnen kaum schildern, wie eingebildet die ist. Haushälterin des Herrn Professors. Ich und der Herr Professor, verstehen Sie?» «Versteht sie sich gut mit dem Professor?»
    «Wer weiß das schon so genau.» Erna Ferdl senkte die Stimme. «Wenigstens haben die beiden ähnliche Marotten. Zum Beispiel lassen sie immer das Licht brennen, solang sie nachts nicht im Haus sind.» Ihre Stimme hob sich wieder. «Stellen Sie sich vor, was das unnötig Strom kostet!» «Sind die beiden oft nachts außer Haus?»
    «Sehen Sie, das ist recht merkwürdig.» Die korpulente Geschäftsinhaberin beugte sich erneut vertrauensvoll über den Ladentisch. «Wenn der Professor abends weggeht, schleicht sich bald danach auch die Steinig weg – man merkt richtig, wie sie's heimlich tun will; und tut zu uns Nachbarn später so, als wär sie daheim gewesen. Sie sagt zu uns, sie hat Fernsehen geschaut oder so was, dabei kann man sich doch denken, daß sie nicht da war! Ich glaub das jedenfalls nicht, daß sie daheim bleibt. Die macht mir nichts vor. Die geht immer weg, wenn der Professor ausgeht.» «Zu wem sie da wohl geht?» Stichworte genügten mittlerweile.
    «Mich kann sie nicht täuschen; sie geht zu solchen Leuten hin – Sie wissen schon, fast wie solche Sekten; und da war sie auch neulich, wie dem Herrn Professor seine Geliebte umgekommen ist.»
    «Was meinen Sie für Leute?» Eigentlich war das Rose Laubmann egal, aber sie wollte Interesse zeigen, Philipps wegen.
    «Na, Sie wissen schon, die beten die ganze Nacht und sühnen für alles und opfern und machen weiß Gott was nicht alles!»
    «Und da war sie auch neulich …?»
    «Da ging's überhaupt so turbulent zu, drüben, vor dem Haus. Ich hab immer mal rübergeschaut, verstehn Sie, und ständig dieses Kommen und Gehen und Herumstehen – die Straßenlampe hat eine neue Birne, seitdem kann man nachts alles sehr gut erkennen.» «Hat sich denn da so viel ereignet?»
    «Also: Erst einmal, so um halb acht, ist der Herr Professor weggegangen. Und kurz drauf, was hab ich gesagt, ging die Steinig weg. Sie hat sich wie immer weggeschlichen, durch die hintere Tür, und dann auf die Straße, als käm sie nicht aus dem Haus, sondern ganz woanders her.» Erna Ferdl redete so aufgeregt und pausenlos, als hätte sie seit Tagen mit niemandem mehr gesprochen.
    «Und dann sind noch andere Leute gekommen?» «Ja freilich; um neun Uhr, ich geh manchmal schon um die Zeit ins Bett, um neun Uhr bin ich nämlich in meinem Sessel aufgewacht, weil's drüben dauernd geklingelt hat. Ich war ein bißchen eingenickt. Ich hab unwillkürlich rübergeschaut und gesehn, wie die blonde Freundin des Professors vor der Tür gestanden ist – stellen Sie sich vor, seine Freundin, die sie in der gleichen Nacht noch umgebracht haben! Furchtbar, wenn ich im nachhinein drüber nachdenke.» «Da waren Sie vielleicht der letzte Mensch, der sie gesehen hat!»
    «Ja eben; und sie war ganz in Weiß gekleidet. Das war richtig gruselig. Weil … weiß ist doch gar nicht so modern zur Zeit, verstehen Sie? Die hat ein ganz strahlend weißes Kostüm angehabt, das ist mir richtig aufgefallen. Sie hat dann geklingelt, immer wieder, hat ja niemand aufgemacht. Drinnen war natürlich Licht, Sie wissen schon. Das hat die Frau bestimmt irritiert, daß sie gedacht hat, daß doch jemand da ist. Erst ein paar Minuten danach hat sie's aufgegeben und ist verschwunden.» «Und dann war Ruhe?»
    «Wo denken Sie hin; noch lang nicht. Um zehn Uhr in der Nacht ist ein Herr gekommen, der hat ebenfalls geklingelt. Der war so um die 50, mit etwas lichtem Haar und feinem Benehmen – dafür hab ich einen Blick – und mit so einer randlosen, eckigen Brille; könnte ein Kollege des Herrn Professors von der Universität gewesen sein oder aus solchen Kreisen. Der ist bestimmt zehn Minuten lang hin und her gelaufen und danach auch weggegangen. Jeder von denen hat wohl gedacht, daß jemand zu Haus ist; weil sie

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