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Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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trocknen, bevor er sie wieder anziehen musste.
    Sobald er warme und trockene Sachen anhatte und sich wieder einigermaßen wohlfühlte, stieß er einen tiefen Seufzer aus und saß für einen Moment einfach nur da und lauschte dem Prasseln des Regens auf das Zelt. Dann aß er noch einen Proteinriegel und trank eine Flasche Wasser. Er hätte unheimlich gerne etwas Warmes gegessen, aber das war noch nicht möglich. Also trank er das Wasser und versuchte, nicht an Kaffee zu denken. Er kaute an dem Riegel und versuchte zu ignorieren, dass er beschissen schmeckte und eher die Konsistenz von klebrigen Sägespänen hatte als von richtigem Essen. Mit jeder Sekunde, die verstrich, entspannte sich jedoch sein Körper und begrüßte die Wärme und die Trockenheit.
    Er hatte sich noch nie zuvor so allein gefühlt. Bis auf das Pferd im Pferch hatte er in dieser ganzen Scheiße nichts und niemanden gesehen, nicht einmal einen Vogel. Jeder – Mann, Frau und Tier – hatte sich sich hier irgendwo verkrochen und wartete den großen Regen ab.
    Aber Tiere mussten doch trotzdem fressen, ob es regnete oder nicht? Vielleicht bedeutete das, dass sie bei Nacht herauskämen. Er stellte sich vor, wie Bären und Pumas draußen um sein Zelt herumschlichen, holte sich nervös sein Gewehr und legte es in Reichweite. Gott, war er müde. Er konnte nicht noch eine elende Nacht wach bleiben. Er musste heute etwas schlafen, oder er würde morgen zu nichts in der Lage sein, selbst wenn die Sonne herauskäme und das Land auf wundersame Weise trocknete.
    Aber er hatte Angst zu schlafen, Angst, dass er so tief und fest schliefe, dass ein Bär ins Zelt kommen und auf ihm herumkauen würde, bevor er aufwachte. Er saß auf der Matratze und ließ die Gedanken schweifen, sie schwirrten ihm durch den Kopf, ohne dass er einen klar zu fassen bekam.
    Er fragte sich, ob die drei Pferde, die er unter dem Überhang angebunden hatte, es wohl geschafft hatten, sich zu befreien, oder ob sie immer noch dort waren und auf seine Rückkehr warteten.
    Er fragte sich, ob der Bär zurückgekommen war, um fertig zu fressen, was von Mitchell Davis noch übrig war, während er erfolglos versucht hatte zu fliehen.
    Er fragte sich, ob es möglich war, dass Angie Erfolg gehabt hatte, wo er versagt hatte, ob sie es heute den Berg hinunter geschafft hatte oder zumindest eine größere Strecke bewältigt hatte. Sie könnte die Pferde gefunden haben, obwohl das reine Spekulation war.
    Vielleicht kannte sie eine Abkürzung; vielleicht war sie zäher, als er gedacht hatte. Sie könnte bei Lattimore sein. Unwahrscheinlich, aber er brauchte einen Plan für jede Eventualität …
    Darüber hätte er beinahe gelacht. Wie hätte er denn Vorkehrungen für einen Killerbären und das Gewitter des Jahrhunderts treffen können?
    Doch er durfte nicht stehen bleiben; er hatte viel mehr Angst vor Davis’ Geschäftspartnern als vor den Cops. Er wollte auf keinen Fall verhaftet werden, aber lieber würde er es mit einem Bären und dem Gesetz zusammen aufnehmen als, nun, er wusste, was Davis’ Schläger Leuten angetan hatten, die ihm in die Quere gekommen waren, und er wusste, dass Davis selbst sich vor jemandem verantworten musste, der eine noch höhere Position in der Nahrungskette eingenommen hatte, vor jemandem, der wahrscheinlich noch brutaler war. Er musste einfach verschwinden, und damit hatte es sich. Nicht einmal im Gefängnis würde er sicher sein.
    Seine beste Chance, das Land zu verlassen, war immer noch sein ursprünglicher Plan. Er konnte das Risiko nicht eingehen, sich in eine andere Richtung aufzumachen und zu versuchen, irgendwo anders einen Wagen zu mieten oder zu stehlen. Teufel, dies hier war Montana. Er konnte in einem gottverlassenen Teil des Staates landen, wo man tagelang keinen Wagen zu Gesicht bekam … so ähnlich wie der Teil, in dem er sich jetzt befand.
    Er würde sich an das halten, was seiner Meinung nach am besten zu funktionieren versprach. Er brauchte den SUV ; er war auf seinen Namen gemietet, wenn er also von einem Verkehrspolizisten angehalten wurde, weil er nicht geblinkt hatte, oder wegen einem anderen schwachsinnigen Scheiß, würde es kein Problem geben. Außerdem war er durch Scheiße gewatet, buchstäblich, und hatte die Hand in ekliges Zeug gesteckt, um die Schlüssel aus Davis’ Tasche zu holen. Also würde er jetzt nicht kneifen.
    Falls Angie es durch irgendeinen Zufall vor ihm dorthin geschafft hatte und dafür gesorgt hatte, dass Männer auf ihn

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