Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
neben ihr, die sie in der Realität verankerte. Was für ein dummer, verstörender Traum!
    »Nur ein schlimmer Traum.« Sie versuchte ihn abzuschütteln, versuchte, die Bilder zu vergessen. Zaghaft rieb sie sich den Knöchel und bemühte sich, den Schmerz zu lindern.
    »Worum ging es denn?« Er setzte sich hin und schaltete die Laterne ein.
    Nach fast völliger Dunkelheit musste Angie in dem weißen Licht blinzeln. Sie legte sich wieder hin. »Nichts Besonderes.« Sie brauchte den Traum nicht zu analysieren, um zu wissen, was er bedeutete oder warum sie ihn gehabt hatte. Sie wollte auch nicht erklären, warum sie einen Albtraum über Hochzeitskuchen gehabt hatte. Es war so dumm. Der Schlamm, der Bär, Chad … das alles würde einen Sinn für ihn ergeben. Aber Hochzeitskuchen? Eher weniger.
    Er schwieg einige Sekunden lang, dann sagte er: »Vielleicht wird es helfen, darüber zu reden.«
    Sie sah ihn an, und –
oh Scheiße!
Er trug kein Shirt. Sie hätte schwören können, dass er eins getragen hatte, als sie sich hingelegt hatten, aber … jetzt nicht mehr. Irgendwann während der Nacht musste ihm zu warm geworden sein, und sie hatte zu fest geschlafen, um wach zu werden, als er es ausgezogen hatte. Sie starrte ihn an, bestaunte die Art, wie das Licht auf der kraftvollen Wölbung seiner Schultern glänzte, staunte über die sehnigen, von dicken Adern durchzogenen Muskeln seiner Arme. Dunkles Haar zierte die Mitte seiner Brust und, spärlicher, seine Brustmuskeln. An seiner rechten Schulter verlief eine fingerlange, gezackte Narbe, aber es war eine alte Narbe, die mit der Zeit zu nichts weiter als einer silbernen Linie verblasst sein mochte. Sie war nichtsdestoweniger eine stumme Erinnerung daran, dass der Mann neben ihr ein Krieger war, ein Mann, der gekämpft hatte und davon geprägt worden war. Er war verletzt worden, er hatte dem Tod ins Angesicht gesehen, er hatte vielleicht – sogar wahrscheinlich – den Tod anderer verursacht. Er würde Strategien kennen und verstehen, und mit der Entschlossenheit zu siegen würde er in jede Situation gehen.
    Verwirrter, als es beim Anblick eines halb nackten Mannes gerechtfertigt wäre, wand sich Angie und legte sich dann beiläufig einen Arm über die Augen, damit sie ihn nicht ansehen musste – aber nicht, weil er unattraktiv gewesen wäre. Das Gegenteil war der Fall, und zwar so sehr, dass sein Anblick ihr Denkvermögen beeinträchtigte.
    »Nach allem, was passiert ist, habe ich genug Albtraumfutter für ein ganzes Leben, einschließlich der Tatsache, dass ich neben dir geschlafen habe.« Sie wollte beleidigend klingen, aber es funktionierte nicht. Die Nähe zu all diesen Muskeln hatte ihr offenbar das Gehirn frittiert, denn sie konnte nicht verhindern, dass ihr ein neckendes Lächeln um die Lippen zuckte.
Neckend?
Oh Gott, versuchte sie jetzt tatsächlich, mit ihm zu flirten? Sie musste sich eine Ohrfeige verpassen, um richtig wach und wieder vernünftig zu werden, denn sonst würde sie sich völlig zum Narren machen.
    Er lachte. Dare
lachte.
Trotz der Gefahr, all diese Haut zu sehen, spähte Angie unter ihrem Arm hervor, gerade genug, um zu sehen, dass es ein echtes, natürliches Lachen war. Es war heiser und rau und klang, als hätte er einen Haarball in der Kehle, aber immerhin war es ein Lachen, und sie bekam wieder dieses schmelzende Gefühl in der Brust. Sie hatte ihn wütend machen wollen, damit er aufhörte, Fragen zu stellen, aber stattdessen hatte sie sich mit ihrem Lächeln selbst untergraben, und er hatte sie nicht ernst genommen.
    Nachdem er aufgehört hatte zu lachen, stützte er sich auf den Ellbogen und schaute auf sie herab, beugte sich ein wenig über sie, und ihr Herz hörte abrupt auf zu schmelzen und schlug sofort schneller in ihrer Brust. Wahrscheinlich war es das Licht, das seinen Gesichtsausdruck wie etwas aussehen ließ, das es nicht war, doch in diesem Moment dachte sie, dass er sie anblickte, als wollte er sie mit Haut und Haaren verschlingen.
    Ihr Mund wurde trocken vor Anspannung. Sie mochte zwar nicht die erfahrenste Frau der Welt sein, aber sie erkannte diesen Ausdruck instinktiv, obwohl sie noch nie zuvor von einem anderen Mann so angesehen worden war. Es war ein vollkommen männlicher, sexueller, raubtierhafter, hungriger Blick, der sie anlockte und gleichzeitig in die Flucht trieb. Diese Art von sexy Blick war eine Falle, denn seine ameisenlaufende, schmetterlingskribbelnde Intensität musste jede Frau dahinschmelzen

Weitere Kostenlose Bücher