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Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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unscheinbar gewesen war. Zum Glück hatte sie eine Kopie des Fotos, das sie von ihm und seinem Kunden gemacht hatte, nachdem der Kunde einen Hirsch erlegt hatte. Anderenfalls hätte sie keinen Schimmer mehr gehabt, wie er aussah. Er war einfach einer dieser Leute, die keinen großen Eindruck hinterließen: eher klein, aber nicht so klein, dass es auffiel; ein wenig kahl werdend, ein wenig weich um die Mitte. Nicht hässlich, nicht attraktiv, einfach … irgendwie unsichtbar.
    Obwohl sie sich das Foto angesehen hatte, hatte sie Mühe, sein Bild im Gedächtnis zu behalten. Sie erinnerte sich nur noch deutlich daran, dass er weder ein erfahrener Outdoor-Mensch noch ein besonders guter Schütze gewesen war. Als er sie im letzten Jahr gebucht hatte, hatte sie sogar den Eindruck gehabt, dass es ihm keinen großen Spaß gemacht hatte und er eigentlich gar nicht hatte da sein wollen, daher hatte sie auch keine Ahnung, warum er für dieses Jahr wieder gebucht hatte. Doch unterm Strich war es ihr egal, warum er es getan hatte, wichtig war nur, dass er es überhaupt getan hatte – denn sie brauchte das Einkommen. Die Jagdsaison würde bald vorbei sein, und falls kein Profifotograf Aufnahmen der verschneiten Berge für eine Naturzeitschrift oder so was machen wollte, würde sie für den Winter nichts anderes haben.
    Vielleicht würde Harlan entgegen jeder Wahrscheinlichkeit doch schnell ein Angebot für ihr Haus bekommen. Sie würde sich beeilen müssen, eine andere Bleibe zu finden, aber lieber war es ihr heute als morgen. Jetzt, da der schwere erste Schritt hinter ihr lag, brannte sie darauf weiterzuziehen. Es war wieder dieser Anflug von Realismus: Sobald sie über ihr Vorgehen entschieden hatte, war sie bereit zu handeln.
    Doch jetzt musste sie sich ums Geschäft kümmern und alles für die Tour organisieren. Sie hatte Chad Krugman eine E-Mail geschickt und um Einzelheiten über den Kunden Mitchell Davis gebeten, den er als Gast mitbringen wollte. War er schon einmal auf einer Jagd gewesen, welche Erfahrung hatte er, wonach suchte er, notwendige Lizenzen – dergleichen Dinge. Mr Davis war offenbar erfahrener als Chad, und er wollte einen Schwarzbären erlegen.
    Das allein erhöhte ihr Stresslevel. Sie war nicht auf Bärenjagden spezialisiert, darum war sie auch etwas überrascht gewesen, als Krugman bei ihr gebucht hatte. Ihre normale Vorgehensweise auf einer Jagd bestand darin, Bären zu meiden, weil sie ein wenig Angst vor ihnen hatte. Gut, doch etwas mehr als nur ein wenig. Sie gab sich die größte Mühe, niemanden wissen zu lassen, wie unbehaglich sie sich wirklich auf einer Bärenjagd fühlte, denn niemand wollte einen Führer, der alles andere als zuversichtlich war. Sie war durchaus zuversichtlich, was ihre Fähigkeit betraf, einen Bären zu finden. Aber das war kein Trost, denn tief in ihrem Inneren
wollte
sie gar keinen Bären finden – überhaupt keinen Bären, braun oder schwarz, groß oder klein. Warum konnte Krugmans Kunde nicht einen Elch jagen? Ein Elch stellte nicht dieselben Probleme dar; er würde sie wahrscheinlich nicht jagen und fressen. Bären, nun ja, Bären waren immerhin Raubtiere und noch dazu mächtige Raubtiere.
    Angie tat, was sie konnte, um ihre Furcht zu beschwichtigen und sich selbst und ihre Kunden so weit wie möglich zu beschützen; sie wandte alle Sicherheitsregeln im Umgang mit Bären an, was Nahrungsmittel und Abfall betraf, außerdem trug sie ständig zwei große Dosen Bärenspray bei sich und sorgte dafür, dass jedes Mitglied ihrer Gruppe das Gleiche tat. Trotzdem war ihr wohl bewusst, dass Pfefferspray bei Bären ungefähr genauso funktionierte wie bei Menschen, dass nämlich der Angesprühte hinter dem Sprüher herkam. Sie hatte nicht vor, selbst zu schießen, aber sie würde absolut sichergehen, dass ihre Munition stark genug dafür war, falls Schießen notwendig werden würde.
    Sie hatte sich bereits vergewissert, dass das Camp, das sie gemietet hatte, über eine Grundausstattung verfügte, aber trotzdem blieb noch viel zu tun; der Lagerplatz war ziemlich primitiv und bestand aus einigen Zelten, Luftmatratzen und einer Campingtoilette. Der Rest ihrer Vorräte würde eingepackt werden müssen: Lebensmittel und Wasser für drei Personen, genug Futter für die Pferde. Krugman und Davis brachten ihre eigenen Waffen und Munition mit, daher brauchte sie sich darum nicht zu kümmern. Und doch – eine Woche in den Bergen war nichts, was man mal eben planen konnte. Sie würde ihr

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