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Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Kampf durchdrehen sehen –, Hysterie erhöhte in einer Situation auf Leben und Tod jedenfalls nicht gerade die Überlebenschancen.
    »Weit genug entfernt, dass wir nicht tot sind, und das ist die Hauptsache.« Es krachten immer noch Blitze, Donner rollte nach wie vor in blechernen Echos über die Berge. Nur weil sie einen Blitzschlag überlebt hatten, der unbehaglich nahe gewesen war, hieß das noch nicht, dass sie auch den nächsten überleben würden. Sie waren nicht außer Gefahr, noch lange nicht.
    »Das Pferd ist weg.« Er sagte es unverblümt, eine ausdruckslose Feststellung von Tatsachen.
    Sie nickte mit einer kurzen Kopfbewegung.
    Er wartete auf den wütenden Schwall von Schuldzuweisungen, denn auf keinen Fall würde sich Angie Powell die Gelegenheit entgehen lassen, ihm zu sagen, was für ein dummes Arschloch er gewesen ist. Stattdessen saß sie nur da, und ihr Zittern wurde stärker, bis es überhaupt kein Zittern mehr war, sondern ein Beben, das ihren Körper erschütterte und sie nach Luft schnappen ließ. Schließlich öffnete sie den Mund.
    »Chad … Krugman … hat Davis getötet.« Sie saugte mehr Luft in ihre Lungen. »Hat auf … mich geschossen. Hat die Pferde gestohlen.« Sie brach ab, und ihr Zittern wurde jetzt noch intensiver, falls das überhaupt möglich war. Er schwieg, überrascht, dass sie nicht über ihn hergefallen war, sich in etwas Gefährlicheres verwandelt hatte. Obwohl er sich selbst alle möglichen Arten von Narr geschimpft hatte, dass er bei einem so gefährlichen Gewitter überhaupt ausgeritten war, war er doch weitergeritten, weil diese Pistolenschüsse mitten in der Nacht nichts Gutes bedeuten konnten. Es gab Folgen, über die er nachdenken musste, aber nicht jetzt. Jetzt war es das Wichtigste, Schutz zu suchen. Für den Moment würde er sich darauf konzentrieren, und nachdem sie eine Chance gehabt hatten, sich ein wenig auszuruhen, wäre es Zeit, sich Gedanken über Strategien und Möglichkeiten zu machen.
    Sie versuchte, noch etwas zu sagen, aber die Worte wollten sich einfach nicht bilden, sei es, weil sie so fror und so erschöpft war, oder aus einem anderen Grund, den er noch nicht kannte. Vielleicht hatte sie auch zu große Schmerzen. Er legte den Arm um sie, zog sie dicht an seine Brust und Schultern, als könnte er ihr etwas von seiner Kraft geben, indem er sie körperlich stützte. Er hatte es auf Schlachtfeldern getan, und der menschliche Kontakt schien stets zu helfen, aus welchem Grund auch immer. Schließlich nahm sie ihre Kraft zusammen und sagte nur dieses eine Wort: »Bär.«
    Bär?
Das Wort kam aus dem Nichts. Sein Kopf fuhr herum, sein scharfer Blick suchte die Landschaft ab, und seine rechte Hand hob bereits das Gewehr, das er hielt. Aber es war keine vierbeinige Bedrohung zu sehen. Die Sicht war so schlecht, dass das nicht viel hieß, aber für den Moment würde er sich auf das verlassen, was ihm seine Augen sagten. Stirnrunzelnd blickte er auf sie hinab. »Wie meinst du das,
Bär?«
    »Er kam … muss das Camp umkreist haben … Pferde sind verrückt geworden. Frisst … Davis’ Leiche. Riesig. Größter Bär, den ich je gesehen hab … ich war da, auf dem Boden …«
    Sie brach ab, aber sie brauchte auch nichts weiter zu sagen. Dare presste die Kiefer aufeinander. Aus nächster Nähe mit anzusehen, wie ein Bär einen Menschen zerfleischte, selbst wenn man wusste, dass der Mann bereits tot war, genügte gewiss, um jeden zu traumatisieren. Und sie kannte Bären, kannte die Gefahr, in der sie sein würde, wenn dieser sie gewittert hätte.
    Na großartig. Da draußen lief also nicht nur ein Killer herum, der hinter ihr her war, jetzt musste er auch noch einen menschenfressenden Bären in die Gleichung miteinbeziehen. Er hatte nur noch eine Frage, allerdings die wichtigste: »Grizzly oder Schwarzbär?«
    »Schwarzbär.«
    Er grunzte. Das gab einer ohnehin schon schlimmen Situation todsicher die allerschlimmste Wendung. Grizzlys waren zwar höllisch aggressiv, wie eine Kreissäge in stinkendem Fell, aber sie griffen normalerweise nur aus Gründen an: weil man in ihr Revier eingedrungen war, weil man einer erlegten Beute zu nahe gekommen war, weil man ihn erschreckt hatte oder, das war die schlimmste Situation von allen, weil man zwischen ein Weibchen und seine Jungen gekommen war. Schwarzbären waren anders; sie gingen auf Menschen ohne einen der Auslöser los, die einen Grizzly provozieren würden. Bärenfreunde konnten protestieren, so viel sie

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