Lauf, so schnell du kannst
linken Arm um die Beine und richtete sich in einer schnellen und fließenden Bewegung auf. Für einen Moment war sie steif, die Arme gegen seinen Rücken gestemmt. Dann spürte er, wie sie sich zwang, sich zu entspannen und sich mit dem Oberkörper gegen ihn zu legen. Sie schlang den linken Arm um ihn. Wenn er keinen Regenmantel getragen hätte, hätte sie sich an seinem Gürtel festhalten können, aber so wie die Dinge lagen, musste sie sich mit Muskelkraft fixieren.
Sie richtete die Taschenlampe auf den Boden, schaltete sie ein und neigte sie so, dass der Strahl vor ihn fiel. »Ist das okay?«
»Halt sie noch etwas mehr nach unten.«
Sie gehorchte schweigend, und die hellen LED -Lichter beleuchteten den Boden zu seinen Füßen. Sie stützte die Lampe an seinem Bein ab, und er setzte sich in Bewegung.
Was das Verletzungspotenzial anging, so musste eine Wanderung durch Berggelände im Dunkeln bei Gewitter, mit einem Menschen auf dem Rücken und ohne eine Hand frei zu haben, um das Gleichgewicht zu halten, ganz oben rangieren – neben einem Gefecht. Wenn er die Taschenlampe nicht gehabt hätte, hätte er sie wahrscheinlich beide innerhalb der ersten halben Stunde umgebracht. Dare dachte nicht darüber nach, ob die Aufgabe, die er sich gestellt hatte, schwer war oder nicht, dachte auch nicht darüber nach, vielleicht einen Felsvorsprung zu finden und das Gewitter auszusitzen. Er und Angie hatten einen großen Vorteil: Der Mann, der versucht hatte, sie zu töten, wusste nicht, dass noch jemand in der Nähe war. Er würde nichts über Dares Lager wissen, seine Lage nicht kennen, noch nicht einmal etwas von seiner Existenz ahnen. Dare hatte nicht vor, diesen Vorteil aufzugeben.
Außerdem zerstörte der Sturm alle Spuren von Dare, sobald er sie hinterließ. Je weiter er kam, während es noch regnete, umso besser.
Angie war zwar eher mager, aber unter dieser Magerkeit bestand sie aus Muskeln, und sie war schwerer, als sie aussah. Außerdem hatte sie mindestens zehn, fünfzehn Pfund in die Satteltaschen gepackt, die sie getragen hatte. Trotzdem, er hatte schon Hirsche von diesem Berg getragen, die mehr wogen als sie, daher ignorierte er die Komplikationen durch das Wetter und den Umstand, sein Gewehr in der Hand tragen zu müssen, statt es sich über die Schulter zu hängen, und versuchte, möglichst nicht an ihren Knöchel zu kommen.
Sie war immer noch zu still, und das beunruhigte ihn. Er freute sich zwar, dass keine Klagen kamen, denn es konnte nicht bequem sein, kopfüber an seiner Schulter zu baumeln. Aber sie war etwas
zu
still. Hätte er nicht die Spannung in ihrem Körper gespürt, und wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass die Taschenlampe in ihrer Hand blieb, anstatt auf den Boden zu fallen, er hätte gedacht, sie wäre ohnmächtig geworden.
Nach einer halben Stunde meinte er: »Nur nicht hängen lassen!«
Ihre Brust hob sich ein wenig; er konnte die Bewegung im Rücken spüren. »Äh … doch. Buchstäblich.«
Hatte sie gelacht? Er hatte keinen Scherz machen wollen, aber er war froh, dass es wie einer rübergekommen war. Wenn sie lachen konnte, war sie okay.
Andererseits hatte sie vielleicht nach Luft geschnappt.
Sie hatte geschlottert und gezittert, aber die unwillkürlichen Bewegungen hatten aufgehört, und er fragte sich, ob sie jetzt in eine Unterkühlung geriet. Er ackerte noch ein paar Minuten weiter durch das Gelände, aber als er einen Felsbrocken von einer anständigen Größe mit einer leichten Höhle an einer Seite sah, beschloss er, ihn zu nutzen. Alle halbe Stunde eine kurze Rast zu halten, war vermutlich keine schlechte Idee; es würde ihn daran hindern, Fehler zu machen, und ihm eine Chance geben, ihren Zustand einzuschätzen.
»Lass uns einen Moment lang hier Pause machen«, sagte er, lehnte sein Gewehr gegen den Felsen und ließ sie sanft von seiner Schulter auf den Boden sinken. Er nahm wieder das Gewehr, dann zwängte er sich zu ihr in den kleinen Raum und drehte die Taschenlampe so, dass sie ein bisschen Licht hatten. Um die Batterien machte er sich keine Sorgen; LED -Lampen hielten bei normaler Benutzung monatelang, und die Batterien waren neu. Er hatte sogar Ersatzbatterien im Lager, nur für den Fall – aber es gab mehr als genug Saft, um sie dort hinzubringen. Und wenn nicht, Angies Taschenlampe steckte in ihren Satteltaschen, daher hatten sie Ersatz.
Er seufzte. Selbst teilweise aus dem Regen raus zu sein, war schon eine große Erleichterung. Seine Stiefel waren
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