Lauf, so schnell du kannst
wollten, dass die Menschen fast immer selbst schuld an den Bärenangriffen wären, aber die meisten Leute, die in Bärenland lebten, wussten es besser, zumindest was Schwarzbären betraf.
Sie mussten jetzt aufbrechen. Bei einem räuberischen Schwarzbären in der Gegend war es das Beste, möglichst schnell in sein Lager zu kommen.
»Wir sollten los«, sagte er. »Es ist ein langer Weg bis ins Lager. Wie willst du anfangen, auf meinem Rücken oder über meiner Schulter?«
Sie schüttelte den Kopf. »Du kannst mich nicht tragen. Es ist zu weit.«
»Jetzt nerv mich bloß nicht«, fuhr er sie an. Geduld war nicht seine starke Seite – oder seine schwache, wenn man schon dabei war. Und die Bemerkung war unglaublich dämlich, denn wann hatte sie ihn
nicht
genervt? »Wenn du gehen könntest, wärst du nicht gekrochen, und selbst wenn ich dir helfe, könntest du nicht mehrere Meilen in diesem Gelände hüpfen. Ich wiederhole noch mal die beiden Möglichkeiten: auf meinem Rücken oder über meiner Schulter. Entscheide dich.«
Ein weiterer Blitz ließ sie zusammenzucken. Mit einer zitternden Hand wischte sie sich übers Gesicht, und ihm wurde wieder bewusst, dass sie am Ende ihrer Kräfte war. »Was ist leichter für dich?«, fragte sie schließlich, und die Mühelosigkeit, mit der sie nachgab, verriet ihm mehr als alle Worte, wie viel diese Nacht ihr schon abverlangt haben musste.
»Leicht
ist kein Faktor. Vergiss es, ich habe grad für dich die Entscheidung getroffen. Ich werde dich zuerst über der Schulter tragen, dann habe ich die rechte Hand frei, um das Gewehr zu halten. Ich will schießen können, wenn ich muss. Wenn wir etwas mehr Abstand zwischen uns und dein Camp gebracht haben, werde ich dich huckepack tragen, und du kannst das Gewehr übernehmen. Meinst du, du kannst wach bleiben, um zu schießen, wenn du musst?«
Ihre Augen waren große, dunkle Höhlen in ihrem bleichen Gesicht. »Oh ja«, sagte sie grimmig. »Ich werde wach bleiben.«
14
Dare zog sie hoch und legte ihr einen Arm um die Taille, um sie zu stützen, während sie die Zähne zusammenbiss und sich durch eine Schmerzwelle kämpfte, die durch das Blut verursacht wurde, das in ihren Fuß strömte. Als er spüren konnte, dass sie sich etwas entspannte, lockerte er seinen Griff, ließ sie aber noch an sich gelehnt; so wie sie zitterte, konnte sie kaum das Gleichgewicht halten, selbst wenn sie den rechten Fuß nicht hochgehalten hätte.
»Okay, wir werden das folgendermaßen machen.« Er nahm ihr die Satteltaschen ab und legte sie sich über die linke Schulter, wobei ihm eine Tasche über den Rücken hing und die andere über die Brust. Der Riemen ihres schlammverkrusteten Gewehrs hing über seiner rechten Schulter. Sein eigenes Gewehr hielt er in der rechten Hand. »Du kommst über meine linke Schulter. Leg mir deinen linken Arm um die Taille, und ich werde dich mit meinem linken Arm festhalten. Mit vereinten Kräften solltest du ziemlich sicher sein. Ich weiß, dass du müde und durchgefroren bist und schlafen möchtest, aber du musst die Taschenlampe in der rechten Hand halten und mir den Weg leuchten, damit ich sehe, wo ich hingehe. Schaffst du das?«
Er konnte es in der Dunkelheit, die von den surrealen Blitzen durchbrochen wurde, zwar kaum erkennen, aber er glaubte, dass sie schwach und grimmig lächelte. »Eine Taschenlampe halten? Ja … das krieg ich hin.«
Es
war
eine saublöde Frage gewesen; eine Frau, die einen Berg hinuntergekrochen war, konnte definitiv eine Taschenlampe halten. Und zu jeder anderen Zeit hätte sie ihn darauf hingewiesen, was für eine saublöde Frage es gewesen war, aber heute Nacht schien sie sich Gelegenheiten entgehen zu lassen, ihn anzugreifen. Das machte ihm beinahe mehr Sorgen als die Situation, in der sie sich befanden, denn was, wenn sie eine Kopfverletzung hatte, von der sie ihm nichts erzählte?
Zum Teufel. Es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden, und die bestand darin zu fragen. »Hast du dir irgendwo den Kopf gestoßen?«
»Nein.«
Und das war es. Er konnte also nur vermuten, dass sie alles zurückhielt, bis sie in Sicherheit war; schließlich würde sie ihren Retter nicht gegen sich aufbringen wollen, nicht, wenn sie eine so schlechte Meinung von ihm hatte, dass sie damit rechnete, dass er sie dort liegen ließ, falls sie sagte, was sie dachte.
»Dann mal los. Hier ist die Taschenlampe.« Als sie die Lampe entgegennahm, bückte er sich, legte die Schulter gegen sie, schlang ihr den
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