Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard

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wärst Krugman, aber dann habe ich bei einem Blitz erkannt, dass du im Sattel gesessen hast, und da wusste ich, dass er es nicht war. Wenn das nicht gewesen wäre, hätte ich mich weiter versteckt gehalten.«
    »Knappe Sache.«
    Das war eine Untertreibung, so viel stand fest. Angie schloss die Augen und ließ den Kopf zur Seite kippen, sodass er nur für einen Moment lang an seiner Schulter ruhte. Irgendwie brauchte sie diese kurze Berührung, um sich zu beruhigen. Dann richtete sie sich auf, schluckte und fuhr mit ihrer Geschichte fort.
    »Ich brauchte das Gewehr, aber es lag dicht neben der Stelle von Davis und dem Bären. Er spielte mit der Leiche«, sagte sie schonungslos. »Riss sie in Fetzen. Ich bin auf den Bären zugekrochen und bei jedem Blitz erstarrt. Ich wusste, dass er mich wahrscheinlich nicht sehen würde, dachte auch nicht, dass er mich bei all dem Lärm, den der Sturm machte, hörte, aber wenn der Wind gedreht hätte und er mich gewittert hätte … ich weiß nicht, ob er von Davis’ Leichnam abgelassen und sich auf mich gestürzt hätte. Ich dachte, schnapp dir nur das Gewehr und knall den Bären ab. Aber als ich das Gewehr endlich hatte, war der Mechanismus so verschlammt, dass ich wusste, dass ich es nicht wagen durfte, damit zu schießen. Ich kroch zurück, ging in mein Zelt, nahm ein paar Sachen und machte mich zu Fuß auf den Weg.«
    »Wann hast du dir den Knöchel verstaucht?«
    Sie schnitt eine Grimasse. »Innerhalb der ersten halben Stunde.«
    »Du bist also stundenlang gekrochen.« Sein Tonfall war neutral, aber hinter den Worten spürte sie eine gewisse Anspannung.
    Sie stieß ein kurzes, grimmiges Lachen aus. »Was hätte ich denn sonst tun können? Aufgeben? Unwahrscheinlich.« Sie deutete mit dem Kopf auf den Perkolator. »Ich glaube, unser Wasser kocht gleich. Wir sollten etwas Eintopf essen.«

20
    In kameradschaftlichem Schweigen aßen sie ihren Eintopf, saßen Seite an Seite auf der Matratze, mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Angie hatte immer gedacht, dass die Trockenmischungen, die man durch heißes Wasser in »Eintopf« oder »Suppe« verwandelte, essbar seien, aber mehr auch nicht. Dieser Eintopf jedoch wog an Trost alles auf, was ihm an Geschmack fehlte, und mit Salz, Pfeffer und einem kleinen Beutel Ketchup sowie etwas scharfer Soße schmeckte er gar nicht schlecht. Aber am besten war es, etwas Warmes und Sättigendes im Magen zu haben. Beinahe hätte sie zufrieden gesummt.
    Das Aufräumen danach bestand darin, die Plastikschalen und Löffel in den Müllbeutel zu werfen. Das wenige Tageslicht verging rasch, darum schaltete Dare die LED -Laterne ein. Angie schaute unbehaglich zu den Fenstern. »Was ist, wenn Krugman das Licht sieht?«
    »Unwahrscheinlich. Zum einen hat er keinen Grund, hierherzukommen. Er weiß nicht, dass die Hütte hier ist, weiß nicht, dass ich hier bin, und kann nicht wissen, dass du jetzt bei mir bist. Wenn er klug ist, wird er den Regen in deinem Camp abwarten, mit dem Gewehr in der Hand, falls der Bär zurückkommt.«
    Seine Einschätzung war beruhigend, denn er hatte absolut recht. Chad konnte nicht nach etwas suchen, von dessen Existenz er nichts wusste. Er mochte kein großer Outdoor-Mensch sein, aber er wusste doch, dass er den Berg hinabsteigen musste, statt ihn seitlich zu durchqueren. Jetzt, da sie etwas Schlaf und zu essen gehabt hatte, begann ihr Verstand wieder zu arbeiten und einige Schlussfolgerungen zu ziehen. Eine dieser Schlussfolgerungen war definitiv beunruhigend. »Ich nehme an, dass Krugman von Anfang an geplant haben könnte, auch mich zu töten.«
    »Könnte sein«, erwiderte Dare, und sie war dankbar dafür, dass er die Idee nicht sofort als das Produkt einer blühenden Fantasie abgetan hatte. »Es ist anzunehmen, dass er wusste, dass Davis ihm auf die Schliche gekommen war. Warum hätte er sonst eine Pistole mitnehmen sollen?«
    »Ich habe ihnen gesagt, dass sie ihre Zelte nicht ohne Taschenlampen und Gewehre verlassen sollen; Krugman könnte gedacht haben, dass eine Pistole reiche.« Sie dachte kurz darüber nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, selbst jemand ohne jede Erfahrung würde wissen, dass eine Pistole einen Bären nicht aufhalten kann, und ich habe ausdrücklich
Gewehr
gesagt.«
    »Warum sollte er überhaupt eine Pistole bei sich haben, es sei denn, er hatte etwas in der Art geplant? Ein Gewehr kann man nicht verbergen. Übrigens, hatte Davis sein Gewehr bei sich?«
    »Er hätte es bei sich