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Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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haben
sollen.«
Angie dachte wieder an die Szene des Mordes, beschwor die Erinnerung an die beiden Männer herauf, wie sie grell von Blitzen beleuchtet dagestanden hatten. Davis hatte ihr seine linke Seite zugewandt; er war Rechtshänder gewesen, also wäre sein Gewehr in der rechten Hand gewesen, wenn er es bei sich gehabt hätte. »Wenn er es hatte, dann habe ich es nicht gesehen, aber er könnte es leicht in der rechten Hand getragen haben, auf den Boden gerichtet.«
    »Also hat Krugman die Pistole mitgenommen. Vielleicht wusste Davis, dass er sie hatte, vielleicht auch nicht. Sagen wir rein hypothetisch, Davis wusste es nicht, denn wenn er es gewusst hätte, wäre er wachsamer gewesen. Übrigens, was ist Krugman von Beruf?«
    »Buchhalter.«
    Dare grunzte. Dann stand er auf und verschwand für einige Sekunden außer Sicht, und danach kehrte er mit einem Gewehr-Reinigungs-Set in Händen zurück. »Er hat wahrscheinlich einiges von Davis’ Geldern abgeschöpft, und Davis hat es herausgefunden. Aber Krugman war ihm die ganze Zeit über einen Schritt voraus. Wenn er geplant hatte, Davis auf dieser Jagd zu töten, dann hatte er wahrscheinlich auch geplant, dich zu töten. Schließlich wärst du die einzige Zeugin gewesen.«
    »Aber andere Leute wussten, dass er hier war. Ray Lattimore zum Beispiel. Harlan weiß es auch. Wie konnte er denken, dass er damit durchkäme?«
    »Vielleicht hatte er damit gerechnet, identifiziert zu werden, aber wenn er dich und Davis am ersten oder zweiten Tag der Jagd getötet hätte, hätte ihm das fast eine Woche verschafft, um außer Landes zu kommen, bevor irgendjemand auch nur angefangen hätte, nach dir zu suchen.« Dares Schmirgelpapierstimme war harsch und kalt geworden; seine Worte sandten ihr einen kalten Schauer über den Rücken, aber die Strategie, die er umrissen hatte, hallte in ihr wider, weil alles so zusammenpasste, wie sie es sich auch schon gedacht hatte. Was geschehen war, war schlimm genug gewesen, als sie noch gedacht hatte, dass Krugman spontan gehandelt hatte, vielleicht aus Zorn oder Verzweiflung oder weil Mitchell Davis einmal zu oft ein Kotzbrocken gewesen war. Die Vorstellung, dass Krugman nicht in Panik geraten war, sondern dass er Davis vorsätzlich ermordet und genauso vorsätzlich versucht hatte, sie zu töten, traf sie wie ein Schlag in die Magengrube.
    »Wenn man es so betrachtet, hat mir der Bär vielleicht sogar das Leben gerettet, weil er genau in diesem Moment aufgetaucht ist.« Doch trotz aller Mühe gelang es ihr nicht, Dankbarkeit für das Tier zu empfinden, zumal sie hilflos auf dem Boden gelegen und zugesehen hatte, wie es Davis’ Leiche zerfetzte, während sie wusste, dass es dasselbe mit ihr machen würde, wenn sie nicht klug vorging. »Ich frage mich jedoch, was Krugman gerade tut. Wartet er den Regen ab, sucht er nach mir, oder versucht er, so schnell er kann zu Lattimore zu gelangen?«
    Dare hob sein Gewehr auf und setzte sich neben die Laterne, bevor er die Waffe methodisch auseinanderzunehmen begann. »Wenn er versucht, Lattimore zu erreichen, wird er ziemlich schnell herausfinden, dass der Abfluss eines solchen Regens Flüsse an solchen Stellen fließen lässt, wo zuvor keine gewesen sind, und dass nur ein Narr versuchen würde, so einen reißenden Strom zu durchqueren.«
    Angie runzelte die Stirn. Sie wusste, was passieren konnte. »Wenn eins meiner Pferde verletzt oder getötet wird …« Sie brach ab, schäumte ohnmächtig vor Wut, weil die Wahrscheinlichkeit, dass sie Krugman in die Finger bekommen würde, gleich null war. Er befand sich praktisch außerhalb ihrer Reichweite, ganz gleich, was er tat. Wenn er es irgendwie zu Lattimore schaffte und entkommen konnte, würde er der Strafverfolgung ausgesetzt sein, aber wenn er sich in einem Land niederließ, das kein Auslieferungsabkommen mit den Vereinigten Staaten besaß, war er in Sicherheit – und sie hätte gewettet, dass er diesen Aspekt recherchiert hatte. Wenn er sich bei dem Versuch umbrachte, aus den Bergen zu kommen, dann würde er ohnehin tot sein. Stirnrunzelnd schaute sie zu Dare auf. »Ich weiß, dass ich nicht in der Lage sein werde, irgendetwas gegen ihn zu unternehmen, und das kotzt mich wirklich an.«
    Er stieß ein krächzendes Kichern aus, ein echtes, ehrliches Lachen nach Callahan-Manier, und diese merkwürdige Enge in ihrer Brust ließ ihren Magen einen Satz machen, als wäre sie durch das tiefste Tal einer Achterbahn gesaust. Sie beobachtete ihn ein paar

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