Lauf, so weit du Kannst!
noch. Aber etwas regt sich in ihm. Das spüre ich. Ich spüre, dass es in seinem Kopf arbeitet, dass er Hoffnung schöpft. Die muss ich zunichtemachen. Ich muss bluffen, den Kaltblütigen spielen. Selbst wenn ich ihn nicht töten kann, muss ich so tun, als könnte ich es.
Und ich muss einen anderen Ausweg aus dieser Situation finden.
Er spricht.
»Ich habe mich schon tot gesehen.«
Er spricht leise, checkt mich ab. Ich fahre mit der Klinge über seinen Hals. Er wird steif, aber er hat nicht mehr so viel Angst wie vorhin.
»Erzähl mir nicht, dass du es nicht mehr bringst, Kleiner.«
Nun liegt Trotz in seiner Stimme. Ich umklammere ihn mit den Beinen, lasse seine Haare los, reiÃe mir das Klebeband vom Mund, packe ihn wieder an den Haaren und ziehe seinen Kopf mit einem Ruck nach hinten.
»Au!«, entfährt es ihm.
Ich drücke ihm die Klinge fest an den Hals. Wieder rinnt ein roter Tropfen seinen Hals runter. Ich warte, bis er es spürt, und strecke den Kopf an sein Ohr.
»Wie heiÃe ich, du Mistkerl?«
Sein Blick huscht zu mir rüber. Er antwortet nicht, sondern schnauft nur.
»Ich habe dich gefragt, wie ich heiÃe.«
»Blade«, flüstert er.
»Wie?«
»Blade.«
»Lauter.«
»Blade, Blade, Blade.«
»Trag mich zur Tür.«
Er schiebt sich an der Leiche vorbei und bleibt an der Tür stehen.
»Dreh dich um.«
Er wendet sich dem Raum zu. Ich presse ihm weiter das Messer an den Hals. Er hat immer noch nicht genug Angst. Ich spüre, dass er mich zu durchschauen beginnt. Ihm dämmert, warum er noch nicht tot ist. Ich muss schnell handeln, bevor er irgendwas versucht.
»Runter auf die Knie.«
Er rührt sich nicht. Er testet mich wieder. Ich muss sofort reagieren. Wenn ich Schwäche zeige, bin ich verloren.
Ich ritze ihm mit dem Messer über den Hals, schabe etwas Blut auf die Klinge und halte sie ihm vor die Augen, damit er es sieht. Er erstarrt wieder. Sein Blick ist auf das Messer geheftet. Ich presse es ihm schnell wieder an die Kehle.
»Ich habe gesagt: runter auf die Knie!«
Er lässt sich auf die Knie fallen. Ich umklammere ihn immer noch mit den Beinen und halte ihm das Messer an den Hals. Ich lasse seine Haare los, greife mit der freien Hand nach hinten, schlieÃe die Tür auf und ziehe den Schlüssel raus.
»Dir fehlt der Mumm, mich zu töten, was?«, sagt er plötzlich.
Jetzt ist Spott in seiner Stimme. Ich neige mich wieder dicht zu ihm.
»Dich zu töten?« Ich fahre mit der Klinge seinen Hals rauf und runter. »Willst du es darauf anlegen, Alter?«
Er antwortet nicht. Er wird stocksteif und schwitzt wieder.
»Diese letzte Bemerkung könntest du bereuen, Mistkerl.«
»Hör zu â¦Â«
»Hände auf den Rücken!«
Er schiebt die Hände langsam nach hinten. Er zittert wieder, aber ich nun auch. Ich muss schnell machen. Ich springe auf die FüÃe und trete ihn heftig in den Rücken. Er fällt nach vorn. Sein Gesicht knallt auf den FuÃboden. Ich schlüpfe aus dem Raum, schlage die Tür hinter mir zu und schlieÃe sie ab. Die Stimme des Mistkerls dringt nach drauÃen.
Aggressiv, drohend.
»Du bist tot, Bürschchen. WeiÃt du das? Denn du hast den Mumm verloren. Du konntest weder Paddy noch mich töten. Du bist erledigt. Und das weiÃt du.«
Er hämmert gegen die Tür. Um das Schloss bildet sich bereits ein Riss.
Den Flur runter, so schnell ich kann. Ich muss irgendwie hier rauskommen. Das Problem ist, dass der Kampf mit diesem Bastard mich meine letzte Kraft gekostet hat. Ich weià nicht, was ich noch habe auÃer Angst. Aber vielleicht reicht die, um mich weiterzutreiben.
Wenigstens ist niemand hier. Und es sind weder Stimmen noch Schritte zu hören, nur das Geklapper der Tür hinter mir. Der Kerl kann jeden Augenblick rauskommen.
Ich erreiche den Ausgang am Ende des Flurs.
Dahinter sind zwei weitere Flure, einer rechts und einer links. Drei Krankenschwestern kommen den einen Flur runter. Sie haben mich noch nicht gesehen. Im anderen ist niemand. Ich husche ihn entlang. Am Ende ist eine Glaswand mit einer Tür. Ich bleibe davor stehen und spähe durch.
Noch ein Flur. Auch leer.
Ich hoffe, er bleibt es. Denn weiÃt du was, Bigeyes? Ich habe eine Idee, wie ich hier rauskommen könnte. Wenn mein Glück mich nicht verlässt und ich den Mut aufbringe. Ich weiÃ, was drauÃen auf
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