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Lauf, so weit du Kannst!

Lauf, so weit du Kannst!

Titel: Lauf, so weit du Kannst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
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der Glastür. Ich sehe die Dunkelheit draußen und ein kleines Stück vom Parkplatz.
    Keine Spur von irgendwelchen Gestalten, soweit ich das von hier aus erkennen kann.
    Aber ich bin noch nicht an der Glastür, sondern spähe schräg zu ihr rüber. Ich zittere immer noch und der Schmerz in meinem Kopf wird schlimmer. Ich fasse an meine Augenbraue. Sie ist klebrig. Da ist Blut. Und das kommt nicht von dem Kampf mit dem Mistkerl.
    Meine Wunde platzt wieder auf.
    Ich mache noch einen Schritt auf die Tür zu, dann noch einen, spähe um die Ecke und halte die Luft an. Da ist niemand. Jedenfalls nicht in der Nähe des Ausgangs. Aber weiter hinten, auf dem Parkplatz, erkenne ich die beiden Typen. Hast du sie entdeckt? Einer ist hinter dem Renault und einer weiter rechts, hinter dem Lieferwagen.
    Sie schauen in meine Richtung.
    Hoffentlich haben sie mich nicht gesehen. Sie haben sich nicht bewegt. Ich glaube, sie sind zu weit weg, um viel zu erkennen. Und der Flur ist ziemlich dunkel. Trotzdem muss ich ab jetzt noch vorsichtiger sein. Ich blicke nach rechts.
    Du hast es erfasst, Bigeyes. Wir nehmen den Aufzug.
    Ich kauere mich hin und krieche mit dem Gesicht am Boden weiter. Selbst das ist riskant. Ich bin durch den Notausgang immer noch zu sehen. Und ich mache mir nicht nur Sorgen wegen der beiden Kumpels von dem Mistkerl, sondern auch wegen all meiner anderen Feinde da draußen.
    Aber ich habe keine Wahl.
    Ich muss weiterkriechen und das Beste hoffen.
    Ich greife rauf und drücke den Knopf für den Aufzug. Ich bete, dass niemand drin ist. Er surrt heran, es macht Pling und die Türen schnappen auf. Ich liege immer noch auf dem Boden und hoffe das Beste.
    Der Aufzug ist leer. Ich rolle mich rein und krieche zur Seite, sodass ich vom Notausgang aus nicht mehr zu sehen bin. Ich stehe schwankend auf. Auf dem Boden ist ein Blutfleck. Ich durchsuche meine Taschen. Kein Taschentuch. Ich hebe den Arm und drücke den Ärmel gegen die Wunde. Nach einer Weile nehme ich ihn wieder runter. Der Ärmel ist unten ganz rot.
    Aber darum kann ich mich jetzt nicht kümmern.
    Ich strecke den Arm aus und drücke auf den Knopf.
    Oberstes Stockwerk.
    Die Türen schließen sich. Der Aufzug ruckelt und fährt los. Aufwärts. Ich verfolge die Nummern der Stockwerke. Drei, vier, fünf, sechs. Ich bete, dass niemand zusteigt. Der Aufzug hält an.
    Sechster Stock.
    Verdammt, es sind noch drei Stockwerke bis ganz oben. Ich drehe den Rücken zur Tür und knie mich hin, als würde ich mir die Schuhe zubinden. Ich höre, wie die Türen aufgehen. Eine Frauenstimme draußen im Flur.
    Â»Kannst du mir helfen?«
    Ich drehe mich nicht um.
    Â»Ich habe dich gefragt, ob du mir helfen kannst.«
    Die Frau klingt ziemlich gereizt. Ich will sie nicht ansehen.
    Â»Bist du taub oder was?« Jetzt ist sie zornig.
    Dann eine Männerstimme.
    Â»Mrs Baker, Sie sollten nicht allein hier draußen sein.«
    Als ich die Türen zugehen höre, werfe ich einen verstohlenen Blick über die Schulter. Eine alte Frau in einem Rollstuhl starrt mich böse an. Ein Krankenpfleger bemüht sich um sie.
    Â»Mrs Baker …«
    Â»Ich will mit dem Aufzug fahren.«
    Â»Mrs …«
    Aber die Türen sind nun zu und der Aufzug fährt wieder los. Allerdings abwärts. Verdammt, Bigeyes, das hält mich auf. Das wäre nicht so schlimm, wenn ich fit wäre. Aber ich fühle mich so schwach, so kaputt. Nicht nur körperlich. Auch im Kopf. Ich fühle mich innerlich zerrissen.
    Am liebsten würde ich laut schreien.
    Und zu allem Übel bringt der Aufzug mich jetzt wieder runter.
    Er hält wieder. Dritter Stock. Diesmal knie ich mich nicht hin. Diesmal muss ich mir was anderes einfallen lassen. Die Türen gehen auf. Da steht ein alter Kerl, allein. Er will zusteigen. Aber ich versperre ihm den Weg.
    Â»Alles klar, Opa?« Ich grinse ihn blöde an. »Willst du mit mir mitfahren?«
    Er starrt mich an, weiß nicht, was er tun soll.
    Â»Willst du rauf oder runter, Alter?« Ich zwinkere ihm zu. »Sag runter, Knallkopf. Da fahr ich hin.«
    Er macht einen Schritt rückwärts. Ich drücke den Knopf.
    Â»Man sieht sich, Opa.«
    Die Türen gehen zu. Und der Aufzug fährt wieder aufwärts.
    Ja, ich weiß. Das war riskant. Aber was hätte ich sonst tun sollen? Ich darf nicht noch mehr Zeit vergeuden. Und ich kann niemanden im Aufzug gebrauchen. Ich kann nur

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