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Lauf, so weit du Kannst!

Lauf, so weit du Kannst!

Titel: Lauf, so weit du Kannst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
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mich wartet. Nicht nur die zwei Typen, die ich mit dem Mistkerl gesehen habe.
    Da sind auch noch all die anderen.
    Durch einen der normalen Ausgänge komme ich auf keinen Fall raus. Nicht in diesem Zustand. Nicht mal, wenn ich topfit wäre. Bestimmt sind alle Ausgänge bewacht. Aber es gibt einen anderen Fluchtweg, wenn ich ihn erreiche. Und wenn ich raus in die Stadt komme, wird sie mir Schutz bieten. Ich habe einen Unterschlupf in der Nähe. Er gehört nicht zu meinen besten Hütten, aber er wird genügen. Wenn ich es dorthinschaffe, kann ich mich ausruhen. Und nachdenken.
    Aber zuerst müssen wir aus dem Krankenhaus rauskommen.
    Der nächste Flur. Ich bin langsam geworden. Jeder Schritt fällt mir schwer und meine Kopfwunde schmerzt. Ich muss weitergehen. Es ist immer noch niemand da, aber ich halte die Augen und Ohren offen. Draußen höre ich Autos vorbeifahren. Vor mir ist ein Fenster.
    Ich muss mich vorsichtig ranpirschen. Ich will nicht, dass jemand mich von draußen sieht. Ich bleibe stehen und spähe durchs Fenster. Da unten ist ein Parkplatz. Es ist dunkel, sehr dunkel. Das ist gut und schlecht. Gut, weil sie mich nicht so leicht sehen können. Schlecht, weil ich sie auch nicht sehen kann.
    Na ja, ein bisschen was sehe ich schon. Da sind genug Lichter, um ein paar Gestalten erkennen zu können. Die meisten sind harmlos. Das sehe ich. Nur Leute, die kommen und gehen. Ich halte nach meinen Feinden Ausschau, nach Gestalten, die sich nicht bewegen. Sie sind sicher da draußen und versuchen, harmlos zu wirken. Aber ich kenne sie.
    Da ist einer.
    Am hinteren Ende des Parkplatzes. Schau, da drüben, Bigeyes. Siehst du den Parkautomaten? Links davon. Hast du ihn entdeckt? Den Typen im langen Mantel, der sich gerade eine Zigarette anzündet? Er steht neben einem Citroën. Sieht aus, als würde er auf einen Freund warten. Aber das täuscht.
    Er wartet auf mich.
    Weiter rechts ist noch einer. Bei der Parkbucht für Krankenwagen. Ein großer Kerl mit Stirnglatze, der aussieht, als würde er jemandem helfen. Aber mir würde er garantiert nicht helfen.
    Komm schon. Wir können hier nicht rumhängen.
    Weg vom Fenster, ducken, vorbeischleichen, dann weiter den Flur runter, bis zum Ende. Das muss ich mir genauer ansehen. Da ist diesmal keine Tür, nur ein weiterer Flur, quer zu diesem. Und die Kumpels von dem Mistkerl könnten um die Ecke warten.
    Ich nähere mich dem Ende des Flurs. Keine Geräusche dringen um die Ecke. Ich habe nicht das Gefühl, dass dort jemand ist. Normalerweise spüre ich das. Ich brauche es nicht zu hören. Ich spüre, ob jemand in der Nähe ist. Aber nur wenn ich voll da bin. Und im Moment bin ich langsam im Kopf und kann nicht richtig denken. Wenn ich so drauf bin, unterlaufen mir leicht Fehler. Dann muss ich besonders aufpassen, weil ich mich nicht mehr auf mein Bauchgefühl verlassen kann.
    Ich bleibe an der Ecke stehen und lausche wieder. Nichts.
    Ich warte, versuche zu spüren, was hinter der Ecke ist. Warum gelingt mir das nicht? Bisher habe ich so was gespürt, gewusst. Aber ich bin zu schwer verletzt. Mein Körper funktioniert nicht mehr richtig, und mein Kopf auch nicht. Ich zittere wieder.
    Ich strecke den Kopf um die Ecke.
    Das ist riskant, aber mir bleibt nichts anderes übrig. Und wieder habe ich Glück.
    Niemand da. Nur ein weiterer leerer Flur. Am Ende eine Tür, rechts ein Aufzug, links ein Notausgang – eine große Glastür. Vermutlich wollte der Mistkerl mich auf diesem Weg rausbringen. Durch den Notausgang auf den Parkplatz.
    Seine Kumpels sind bestimmt in der Nähe, wahrscheinlich draußen vor dem Notausgang. Jetzt muss ich vorsichtig sein. Wenn sie mich sehen, bin ich erledigt. Das Problem ist, dass ich bis zum Ende dieses Flurs kommen muss, um zu tun, was ich vorhabe.
    Beweg dich. Zwing dich dazu.
    Den Flur runter, langsam. Ich drücke mich an der Wand entlang. Da ist der Notausgang. Ich kann nur hoffen, dass niemand auf der anderen Seite dieser Glastür wartet. Durch die können sie zwar nicht reinkommen, aber wenn sie mich entdecken, bin ich trotzdem aufgeschmissen.
    Ich habe nur dann eine Chance, zu entkommen, wenn mich unterwegs niemand sieht.
    Und das ist viel verlangt.
    Wenigstens ist es auf dem Flur nach wie vor ruhig. Jetzt bin ich gleich am Ausgang. Von draußen bin ich noch nicht zu sehen. Aber nicht mehr lange. Ich schleiche ganz langsam weiter, nähere mich

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