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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Schläfe, wo Copley ihm eins mit einer Lampe verpasst hatte.
    Sein Unterarm pochte auch. Schmerz von seiner selbst zugefügten Wunde. Er dachte daran, dass der Schnitt noch blutete und womöglich Spritzer auf dem Boden hinterließ, wenn er sich bewegte. Also hielt er Ausschau nach verräterischen Tropfen, aber in diesem Blutbad ...
    Das Haus war ein Schlachtfeld. Bücher, Papiere, aufgeschlitzte Kissen und, tja, Blut, jede Menge Blut, und zwar überall. Falls er wirklich auf den Boden geblutet hatte, war sein Blut nun so mit anderen Flüssigkeiten vermischt, dass vermutlich nicht einmal ein Labor den Unterschied herausfinden konnte. Offen gestanden kannte Mr Bosu sich damit nicht aus, denn Forensik war nicht gerade seine Stärke. Sein Wissen stammte aus Fernsehkrimis.
    Mr Bosu ging in die Küche und wusch sich gründlich Hände und Arme. Seine eleganten Lederschuhe, die fünfhundert Dollar gekostet hatten, waren nun glitschig von Blut. Er zog sie aus und versuchte, sie unter dem Wasserstrahl zu reinigen. Doch beim Anblick des Ergebnisses verzog er das Gesicht. Eines musste er sich für die Zukunft merken: Blut war nicht gut für teure Schuhe.
    Er machte sich auf die Suche nach dem Wäscheraum. Auf der Waschmaschine stand eine Flasche mit Bleiche, die er in die Küche trug und die Hälfte des Inhalts in die Spüle goss. Er hatte einmal eine Sendung gesehen, in der Blut im Abfluss hängen geblieben und von schlauen Spurensicherungsexperten entdeckt worden war.
    Mr Bosu war als Sexualtäter registriert, und das hieß, dass seine Fingerabdrücke, sein Blut und seine DNS in Datenbanken gespeichert waren.
    Er gab die restliche Bleiche auf ein Geschirrtuch und machte sich über die Blutspur her, die sich durchs Haus zog. Da es ihm nicht gelang, sämtliches Blut aufzuwischen, verschmierte er es, um Schuhabdrücke – und an manchen Stellen Pfotenspuren – zu verwischen. Er wünschte, er hätte noch mehr Chirurgenanzüge aus dem Krankenhaus geklaut. Die waren wirklich sehr praktisch gewesen.
    Zu guter Letzt nahm Mr Bosu sich das Bad vor. Ein schreckliches Gemetzel. Das Handtuch warf er in die Wanne auf Copleys Leiche.
    Halb fünf Uhr morgens. Mr Bosu hatte guten Grund, müde zu sein. Und außerdem knurrte ihm allmählich der Magen.
    Also machte er sich auf die Suche nach Trickster und fand den Welpen zusammengekauert unter dem Bett.
    »Es ist gut«, sagte er zu dem zitternden Hund. »Alles erledigt. Alles fertig.«
    Als er die Hand ausstreckte, kam der Welpe gehorsam herausgekrochen und schnupperte an Mr Bosus Fingerspitzen. Mr Bosu hob seinen Hund vom Boden auf und tätschelte ihm beruhigend den Kopf. Trickster hatte auf den Teppich gepinkelt. Tja, da konnte man auch nichts machen. Außerdem hatte er noch nie einen Krimi gesehen, in dem es der Spurensicherung gelungen war, Hundepisse nachzuverfolgen.
    »Du bist ein guter Junge«, meinte Mr Bosu zu seinem blutverschmierten Hund. »Morgen gibt es Steak zum Abendessen, Ehrenwort.«
    Gerade schickte sich Mr Bosu an, zu verschwinden, als das Telefon läutete. Er blieb stehen, fragte sich, wer bloß um diese Uhrzeit anrief, und lauschte dann gebannt, als der Anrufbeantworter das Gespräch annahm.
    »Copley, hier ist D.D. Wir sind gerade bei den Gagnons fertig geworden, und es wundert mich, dass ich Sie nicht dort gesehen habe. Es gibt einige Neuigkeiten.« Sie holte tief Luft. »Ich möchte mit Ihnen über Officer Dodge sprechen. Seine Verbindung zu Catherine Gagnon macht mir Sorgen. Vielleicht ... vielleicht hatten Sie ja in einigen Dingen doch Recht. Rufen Sie mich an, sobald Sie können. Ich bin in den nächsten Stunden mit Papierkram beschäftigt.«
    Es wurde aufgelegt. Mr Bosu ging in die Küche und starrte auf das blinkende Gerät. Dann fiel sein Blick auf einen Papierstoß, und als er sich den zusammenfassenden Bericht und die Namensliste ansah, ging ihm endlich ein Licht auf. Nun verstand er den Grund für das, was er gerade getan hatte.
    Und schon im nächsten Moment kam ihm ein neuer Gedanke.
    »Trickster«, murmelte er. »Ich glaube, jetzt weiß ich, was ich tun kann, damit Wohltäter X sehr, sehr zufrieden mit mir ist.«
    Der geniale Mr Bosu machte sich an die Arbeit.

32
     
    Als Bobby am Montagmorgen aufwachte, spürte er ein leichtes Pochen hinter den Augenlidern. Sein Genick tat weh, und seine Schulter schmerzte. Irgendwann in den frühen Morgenstunden hatte er sich vom Küchentisch auf das altersschwache Sofa geschleppt. Nun lag er, das Gesicht nach unten, in

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