Lauf, wenn du kannst
noch nicht erreicht.«
Da man im Treppenhaus keinen Empfang hatte, musste Bobby mit dem Telefonieren warten, bis sie in der Vorhalle waren. Er entdeckte zwei Sicherheitsleute am Haupteingang. Sie schienen zwar nach niemand Bestimmtem Ausschau zu halten, aber Bobby wollte lieber kein Risiko eingehen. Er packte Catherine am Arm und zog sie zu einem Seitengang. Durch eine kleinere Tür traten sie hinaus auf eine belebte Nebenstraße. Optimal. »Besorgen Sie uns ein Taxi«, befahl er.
»Ich habe ein Auto ...«
»Und die Polizei kennt Ihre Zulassungsnummer.«
Während Catherine sich daranmachte, ein Taxi anzuhalten, klappte Bobby das Mobiltelefon auf und drückte die Schnellwahltaste. Pop hob beim zweiten Läuten ab. »Pop, du musst mir einen Gefallen tun.«
»Bobby? Vorhin waren zwei Kerle hier. Sie haben sich umgeschaut, Fragen gestellt und viele hässliche Andeutungen gemacht.«
»Entschuldige, Pop, aber ich kann jetzt nicht reden und dir nichts erklären. Aber ich brauche eine Waffe und habe keine Zeit, zu dir zu fahren.«
»Was für eine möchtest du denn?«, erkundigte sich sein Vater.
»Eine Pistole. Nichts Ausgefallenes, aber genug Munition. Wirst du beobachtet?«
»Meinst du die beiden Anzugträger auf der anderen Straßenseite?«
»Mist.«
»Sie behaupten, du steckst bis über beide Ohren in der Scheiße.«
»Ich schwimme noch.«
»Ich habe es in den Nachrichten gesehen ... dein Foto wird gezeigt, Bobby, und es heißt, du sollst im Zusammenhang mit der Ermordung eines Staatsanwalts vernommen werden.«
»Ich war es nicht.«
»Das habe ich auch nie gedacht.«
»Vertraust du mir, Pop?«
»Ich habe keinen Moment an dir gezweifelt.«
»Ich liebe dich, Dad.« Und diese Bemerkung machte ihnen beiden vermutlich die größte Angst.
»Wo?«, wollte sein Vater leise wissen. Bobby schlug Castle Island vor. Eine halbe Stunde später trafen sie sich dort mit seinem Vater.
Auch Mr Bosu telefonierte. Er lenkte seinen Wagen durch das Seitenstraßengewirr im Stadtzentrum von Boston und hatte sich ein wenig verfahren, auch wenn er sich deshalb noch keine großen Sorgen machte. Der Junge saß still auf dem Beifahrersitz. Er war ein braver Junge, ruhig und gehorsam. Mr Bosu fand, dass er seiner Mutter sehr ähnlich war.
Trickster lag auf dem Schoß des Jungen. Nathan streichelte Tricksters Ohren, während Trickster an Nathans Hand leckte. Mr Bosu lächelte den beiden nachsichtig zu, als sein Gesprächspartner endlich den Hörer abnahm.
»Guten Tag«, sagte er mit lauter Stimme in Robinsons Mobiltelefon.
»Wer ist da?«, fragte der Mann.
»Mr Bosu natürlich. Wie ich annehme, spreche ich mit Richter Gagnon?«
Der gute Richter, alias Wohltäter X, war offensichtlich verdattert. »Wer ... was ...«
»Oder soll ich mich lieber Richard Umbrio nennen? Auch wenn ich das an einem nicht abhörsicheren Telefon nicht sehr ratsam finde. Doch eigentlich ist mir das egal. Der springende Punkt ist, dass Sie mir Geld schulden.«
»Wovon reden Sie?«, gab der Richter zurück.
Mr Bosu warf einen Blick auf den Jungen. Nathan musterte ihn argwöhnisch. Mr Bosu grinste. Eigentlich war das Grinsen freundlich gemeint gewesen, aber vielleicht hatte er zu viel Zeit in der Gesellschaft von Schwerkriminellen verbracht, denn der Junge wandte rasch den Blick ab und beschäftigte sich eingehend mit dem Hund.
Trickster leckte ihn am Kinn.
»Sie schulden mir zweihundertfünfzigtausend Dollar«, verkündete Mr Bosu in sachlichem Ton.
»Ich höre wohl nicht richtig!«
»Für Ihren Enkel.« Endlich hatte Mr Bosu die gewünschte, von Prachtvillen gesäumte Seitenstraße mitten in Beacon Hill gefunden.
»Wollen Sie mich auf den Arm nehmen ...«
»Nathan, mein lieber Junge, sag hallo zu deinem Großvater.«
»Hallo!«, rief Nathan, als Mr Bosu ihm das Telefon hinhielt.
»Sie Ungeheuer!«, tobte der Richter. »Wo zum Teufel sind Sie?«
»Gleich vor Ihrem Haus«, erwiderte Mr Bosu vergnügt.
Da Bobbys Vater unbedingt mit von der Partie sein wollte, verlor Bobby zehn wertvolle Minuten mit der Erklärung, dass das zu gefährlich sei. Schließlich sei Pop Waffenexperte und kein Scharfschütze, und so weiter und so fort.
Schließlich blieb Bobby nichts anderes übrig, als unhöflich zu werden. Er packte die Waffe und Catherine, sprang hastig auf den Fahrersitz des Autos seines Vaters und fuhr los. Im Rückspiegel sah er bedrückt, wie sein Vater allein und verloren dastand.
Bobbys Hände umklammerten das Lenkrad.
»Wo
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