Lauf, wenn du kannst
gesprochen. Umbrio hat auch Rocco mit einem Messer ermordet. Er ist derjenige, der Tony Rocco und Prudence Walker auf dem Gewissen hat.«
»Copley war nicht sofort tot, Bobby. In seiner Collegezeit hat er geboxt. Kam seine Gegenwehr überraschend für dich, Bobby? Hast du damit gerechnet, dass es so ein Gemetzel werden würde? Tja, aber er hat trotzdem zuletzt gelacht. Denn während er in der Badewanne verblutet ist, hat er uns noch einen Hinweis hinterlassen können. Er hat deinen Namen geschrieben, Bobby, mit seinem eigenen Blut.«
Mist, dachte Bobby.
»Colleen Robinson«, sagte er rasch, in dem Versuch, so viele Informationen wie möglich loszuwerden. »Sie ist die Vermittlerin, die von Richter Gagnon damit beauftragt wurde, Richard Umbrio anzuheuern. Verschaff dir Einblick in die Kontendaten des Richters, und such nach dem Namen Robinson. Du wirst feststellen, dass ich Recht habe. Der Richter war es, D.D. Er versucht verzweifelt zu vertuschen, dass er und Maryanne Inzest begangen haben. Sprich mit Dr. Iorfino, er wird dir alles erklären.«
»Stell dich, Bobby.«
»Ich kann nicht.«
»Zum letzten Mal ...«
»Wenn ich hinter Gittern sitze«, erwiderte Bobby nur, »gibt es niemanden mehr, der Catherine beschützt.«
»Verdammt, Bobby ...«
Er klappte das Telefon zu und drehte sich um. Dann durchquerte er, angetrieben von Wut und Trauer, den Raum. Catherine war noch am Telefon. Ihr Gesicht war bleich, und sie hatte die Augen weit aufgerissen.
Bobby packte sie an den Schultern und schüttelte sie heftig, ohne zu bemerken, was er da eigentlich tat.
»Was zum Teufel haben Sie angerichtet?«
»Bobby ...«
»Haben Sie geglaubt, es ist mir gleichgültig? Dachten Sie wirklich, es würde mich nichts ausmachen, mich als Werkzeug für einen Mord missbrauchen zu lassen?«
»Es ist doch nicht so wichtig.«
»Verdammt noch mal! Sie haben mich benutzt und angelogen und mich dazu gebracht, einen anderen Menschen zu töten.«
»Ich hatte keine andere Wahl! Bobby, bitte hören Sie mir zu ...«
»Halten Sie den Mund!«, brüllte er.
Und da schlug sie ihn. Mitten ins Gesicht. Mit aller Kraft. Ihm klingelten die Ohren. Er blinzelte. Ein Schreck durchfuhr ihn, und er stellte fest, dass er unwillkürlich mit dem Arm ausholte. Vor seinem geistigen Auge sah er, wie sein Arm nach vorne schoss und den Schlag erwiderte.
Durch den Aufprall würde sie zu Boden stürzen.
Und er ... was dann? Sollte er sich etwa vor ihr aufbauen und sich in seiner körperlichen Überlegenheit sonnen? Zusehen, wie sie sich klein machte, so wie sich seine Mutter damals ganz allein auf dem Küchenfußboden zusammengekauert hatte?
Sein Arm senkte sich. Das Dröhnen in seinem Schädel ließ nach. Er kam wieder zu sich und stellte fest, dass seine andere Hand noch immer Catherines Schulter umklammerte und dass seine Finger gnadenlos zudrückten, während ihr die Tränen übers Gesicht strömten.
So ruckartig ließ er los, dass sie ins Taumeln geriet. Doch sie fing sich wieder.
»Er wollte mir Nathan wegnehmen«, sagte sie. »Er wollte gehen und mir nichts lassen, einfach nur um seine Macht zu demonstrieren. Sie wissen nicht, wie das ist, Bobby, gar nichts zu haben. Sie haben ja keine Ahnung, wie das ist, wenn einem gar nichts mehr bleibt.«
»Sie hatten kein Recht ...«
»Wenn er mich nicht wirklich gehasst hätte, hätte es nie geklappt. Das ist nämlich der springende Punkt, wenn man andere Menschen zu etwas bringen will, ohne dass sie es merken. Jemanden zu etwas zu verleiten, das ihm eigentlich widerstrebt, ist unmöglich. Niemand tut etwas, das er nicht bereits im Herzen trägt.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Ich habe sein Gesicht gesehen. Als ich in Jimmys Augen geschaut habe, wurde mir schlagartig klar, dass er mich töten wird.«
»Lügnerin.«
»Bobby, ich habe mich nicht bei Ihnen bedankt, weil Sie ihn erschossen haben«, gab Catherine mit gerade zu unheimlich ruhiger Stimme zurück. »Sie haben mir das Leben gerettet.«
Vor Trauer hatte er nicht mehr die Kraft, zu sprechen. Er hatte überhaupt keine Kraft mehr.
»Bobby.« Sie hob die Hand und streichelte schüchtern seinen Arm. Er zuckte unter der Berührung zusammen. »Ich brauche Sie. Sie müssen mir helfen.«
Er lachte höhnisch auf. »Was, haben Sie sich etwa schon wieder jemanden ausgeguckt, den ich umlegen soll?«
»Als ich gerade meinen Vater angerufen habe, ist er nicht ans Telefon gegangen, Bobby.«
»Na und?«
»Richard Umbrio war am
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