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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Apparat.«

36
     
    Für Mr Bosu bedeutete es kein Problem, das Viertel zu finden. Schließlich war es seine erste Forderung an Robinson gewesen, dass er zuerst alles über Catherine erfahren wollte: ihr Zuhause, ihre Familie, ihren Mann, ihren Sohn. Mr Bosu hatte eine Liste ihrer sämtlichen früheren Arbeitsstellen, Fotos, die Daten von ihrem Führerschein und sogar banale Einzelheiten wie ihre Einkaufsgewohnheiten und die Namen ihrer Lieblingsrestaurants verlangt. Einige dieser Informationen waren recht langweilig gewesen, aber die meisten hatten ihn gefesselt.
    Dass ihre Eltern nie umgezogen waren, hatte ihn besonders fasziniert – und zwar hauptsächlich deshalb, weil er jeden Penny seines zukünftigen Honorars darauf verwettet hätte, dass auch seine Eltern noch in demselben alten Haus auf demselben alten Sofa saßen und in dasselbe alte Wohnzimmer von damals starrten. Er und Catherine waren aus dem gleichen Holz geschnitzt. Das hatte er am Anfang, als er sie, begleitet von einem erstickten Schrei und herumfliegenden Schulbüchern, zufällig auf der Straße aufgelesen hatte, nicht erwartet. Erst im Laufe der Tage, während er sie immer weiterleben ließ, war es ihm allmählich klar geworden. Sie war der einzige Mensch auf der Welt, der seine Bedürfnisse wirklich erfüllte, der einzige, der ihn bis ins Innerste kannte.
    Der Tag, an dem er sie bei seinem Eintreffen nicht mehr vorgefunden hatte, war der schlimmste in seinem Leben gewesen. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Bald würde er diesen Fehler aus der Welt geschafft haben.
    Pfeifend bog Mr Bosu in die Auffahrt ein. Als er seinem Wagen entstieg, pfiff er immer noch.
    »Sitz«, sagte er zu Trickster. »Diesmal wird es ein Soloflug.«
    Er stieg die Treppe hinauf und klopfte an die Tür.
    Von innen hörte er eine argwöhnische und ängstliche Stimme: »Wer ist da?«
    Mr Bosu schmunzelte, klappte den Ausweis auf, den er Colleen abgenommen hatte, und schwenkte ihn kurz vor dem Spion. Nur lange genug, um den Eindruck zu erwecken, dass es sich um einen offiziellen Dienstausweis handelte, ohne dabei einen Blick auf das Foto zu gestatten.
    »Detective Bosu«, verkündete er. »Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten, was einen alten Fall angeht, Mr Miller. Wir sollten sofort miteinander reden.«
    »Meinen Sie Richard Umbrio?«, erkundigte sich Frank Miller.
    »Ja, Sir.«
    Catherines Vater öffnete die Tür. Und Mr Bosu spazierte in aller Seelenruhe ins Haus.
     
    Wie sich herausstellte, war Frank Miller nicht auf den Kopf gefallen. Mr Bosu war nicht sicher, womit er gerechnet hatte. Vielleicht mit einem kleineren, gebeugteren Mann, niedergedrückt von dem schweren Schicksalsschlag, den seine Familie hatte einstecken müssen. Mit jemandem, der seinem eigenen Vater ähnlich war.
    Doch Frank Miller war hoch gewachsen und gut in Form und hatte eine aufrechte Haltung. Offenbar war er sportlich für sein Alter und stolz darauf, allein zurechtzukommen.
    Er warf einen Blick auf Mr Bosus hünenhaften Körperbau und das älter und runder gewordene Gesicht und stutzte prompt.
    »Kenne ich Sie nicht ... ?«, begann er. Dann kehrte die Erinnerung zurück, und die Augen des alten Mannes weiteten sich. Viel schneller, als Mr Bosu erwartet hätte, holte Frank Miller mit dem rechten Arm aus und versetzte seinem Besucher einen Schlag auf‘s Auge.
    »Mist!«, stöhnte Mr Bosu auf, taumelte zurück und hielt sich, ein wenig verspätet, die Hand vors Gesicht. Der alte Mann verlor keine Zeit, zielte nun auf Mr Bosus Nieren und verpasste ihm ein paar kräftige Hiebe, wegen der er später sicher noch Blut spucken würde.
    Dann kam der nächste rechte Haken. Genug war genug. Mr Bosu erhob eine fleischige Hand und fing Millers Schlag mit der Handfläche ab. Dann umfasste er die Hand des alten Mannes und drückte sie kräftig nach unten.
    Miller erbleichte, und zum ersten Mal malte sich Angst in seinen Augen.
    »Sag mir, wo der Junge ist.«
    Miller schwieg.
    »Ich weiß, dass du ihn hast. Sonst konnte sie nirgendwo hin. Natürlich hat sie ihn zu dir gebracht.« Nun zwang Mr Bosu Millers Hand nach hinten und bog ihm das Handgelenk durch, bis die Fingerknöchel des Mannes beinahe den Unterarm berührten. Millers Augen traten vor Schmerz hervor.
    »Du kannst es mir jetzt oder später erzählen. Aber ich werde die Information aus dir herausholen. Die einzige Frage ist, wie sehr du dabei leiden wirst.«
    »Verpiss dich«, stieß Miller hervor und versetzte Mr Bosu einen

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