Lauf, wenn du kannst
Bobby laut. »Und alles geplant.«
»Ja und nein. Er musste zwar planen, doch die benötigte Ausrüstung war vor Ort vorhanden. Also brauchte er nicht zu viel vorzubereiten. Angenommen, dass es sich bei dem Mörder nicht um einen Chirurgen handelt, was wir angesichts des Tatorts natürlich noch nicht ausschließen können.« Inzwischen hatte D.D. die Hälfte ihrer Portion vertilgt und seufzte genüsslich. »Ohhh, das schmeckt ja so gut. Ich schwöre, wenn man damit keinen Herzinfarkt riskieren würde, würde ich jeden Tag herkommen.
»Was ist mit Verdächtigen?«
»Komisch, dass du das fragst.«
»Du denkst dabei doch nicht etwa an mich?« Bobby war ehrlich überrascht.
»Sollte ich das?«
»D.D. ...«
»Immer mit der Ruhe, Bobby. Wir sind hinter deiner Freundin her, Catherine Gagnon.«
Bobby verzog unwillig das Gesicht. Der Seitenhieb mit der Freundin war als Provokation gemeint gewesen, aber er weigerte sich, anzubeißen. »Ich wüsste nicht, warum«, meinte er nach einer Weile.
»Die Staatsanwaltschaft beschäftigt sich seit gestern mit der Witwe. Gerüchten zufolge profitiert sie sehr vom Tod ihres Mannes. Man munkelt, sie könnte sich nach bezahlten Gehilfen umgesehen haben ... oder nach einem armen Irren, der es aus lauter Liebe tut.«
»Glaubt Copley wirklich, dass Catherine Tony Rocco gebeten hat, ihren Mann zu töten?«
»Copley wollte gestern Nachmittag ein Gespräch mit dem guten Doktor führen, aber Rocco hat ihn abgewimmelt.« Bobby nickte. Er umfasste die Kaffeetasse mit beiden Händen und dachte angestrengt nach. »Wenn Tony Rocco Catherines Komplize war, hatte sie doch keinen Grund, ihn zu töten oder jemanden auf ihn anzusetzen.« D.D. zuckte die Achseln und wich seinem Blick aus. »Rocco hat Jimmy eindeutig nicht umgebracht.«
»Nein«, stimmte Bobby leise zu. »Hat er nicht.« Er sah D.D. eindringlich an, doch sie starrte weiter auf ihren Teller.
»Aber vielleicht hat Catherine mit Rocco darüber gesprochen, dass er es tun könnte«, fuhr sie nach einer Weile fort. »Und möglicherweise hat sie gehört, dass die Staatsanwaltschaft sich dafür interessiert. Dann hätte sie ein Motiv, Tony Rocco den Tod zu wünschen, nämlich damit er sie nicht verpfeift.«
»Aber der Mörder war doch wahrscheinlich ein Mann.«
»Sie sieht gut aus, und sie hat Geld. Alles beides sehr nützlich, wenn man Hilfe braucht.«
»Ein Helfer, um den Helfer auszuschalten?«, spöttelte Bobby.
D.D. zuckte die Achseln. »So lautet wenigstens Copleys Theorie. Ich würde immer noch auf den eifersüchtigen Ehemann tippen. Wenn man jemanden aus rein geschäftlichen Gründen umlegt, sägt man doch anschließend nicht an seinem besten Stück herum.«
»Das weist eher auf persönliche Motive hin.«
»Außerdem dürfen wir die Botschaft nicht vergessen.«
»Die Botschaft?«
»Ja. Sie stand auf der Heckscheibe. Deshalb ist Dr. Rocco auch gefunden worden. Jemand hat sich vorgebeugt, um die Schrift zu lesen.«
»Und wie lautete diese Botschaft auf der Fensterscheibe?«
»Buh!«
»Buh?«
»Ja. Mit Lippenstift geschrieben.«
»Lippenstift?«
»Richtig. Und ich würde alles darauf verwetten, dass Catherine Gagnon genau diesen Rotton verwendet.«
D.D.s Teller war leer. Bobby griff nach der Rechnung.
»Copley wird dir heute Nachmittag einen Besuch abstatten«, meinte D.D.
»Will er von mir nur das eine, oder glaubst du, es ist wahre Liebe?«
»Er sagt, du und die Witwe wärt gestern nachmittag zusammen im Gardner-Museum gesehen worden.«
Bobby nahm Banknoten aus seiner Geldklammer, entfaltete sie und fing an, Ein-Dollar-Scheine abzuzählen.
»Das ist gar nicht gut«, sprach D.D. leise weiter, »wenn man sich mit der Ehefrau eines Toten blicken lässt. Die Leute könnten reden.«
Bobby suchte einen Zehner, fand keinen und entschied sich für zwei Fünfer.
»Die Frau macht nur Ärger«, sagte D.D.
»Er wollte sich von ihr scheiden lassen und das alleinige Sorgerecht für den Jungen beantragen. Manchmal ist es nur ein kleiner Schritt von der mittellosen Ex-Frau zur wohlhabenden Witwe. Donnerstagnacht hat Catherine Gagnon diesen Schritt getan. Und in unserem Geschäft müssen einen solche Dinge misstrauisch machen.«
Endlich hob Bobby den Kopf. »Glaubst du wirklich, dass sie das alles geplant hat?«
D.D. antwortete nicht sofort. Als sie endlich das Wort ergriff, bereute sie es schon im nächsten Moment. »Kanntest du sie, Bobby? Hattest du vor dem Notruf schon einmal Kontakt mit ihr?«
»Nein.«
D.D.
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