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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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aus. »Ich kann nicht angeln.«
    »Ich habe von dem Prozess gehört. Eine Gemeinheit.«
    Er konnte ihr da nicht widersprechen.
    »Hast du einen Anwalt? Wie schlimm sieht es aus?«
    »Keine Ahnung.« Er zuckte die Achseln. »Einen Anwalt habe ich mir noch nicht gesucht. Zu viel zu tun.«
    Sie hörte auf, in ihrem Kaffee herumzurühren. »Bobby, solche Dinge darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wenn man einen Polizisten vor Gericht stellen kann, nur weil er seine Arbeit gemacht hat ... das ist eine sehr ernste Angelegenheit.«
    Wieder teilte er ihre Auffassung.
    »Du weißt doch sicher, dass du Freunde hast. Ihr seid an diesem Donnerstag für uns eingesprungen, als ihr den Notruf angenommen habt. Niemand will, dass ihr deswegen Ärger kriegt.«
    Bobby hatte keine Lust, darüber zu reden. Was geschehen war, war geschehen. »Was ist in der Tiefgarage passiert?«, fragte er stattdessen. »Was ist dem guten Doktor zugestoßen?«
    D.D. seufzte, trank einen großen Schluck Kaffee und machte es sich bequem. »Ich bin nicht sicher. Allerdings würde ich vermuten, dass es bei ihm ein Seitensprung zu viel war.«
    »Eine im Stich gelassene Geliebte?«
    »Wahrscheinlich eher ein stinksaurer Ehemann. Der gute Doktor wurde von hinten angegriffen. Der Täter hat so heftig zugestoßen, dass die Klinge Dr. Roccos Hals halb durchtrennt hat.«
    »Eine ziemliche Schweinerei«, murmelte Bobby.
    »Das kannst du laut sagen. Der Täter hat das Opfer nach vorne gebeugt ins Auto gesetzt, sodass der Großteil des Blutes auf der Fahrerseite des BMW gelandet ist. Allerdings war der Spaß damit noch nicht zu Ende. Denn an dem werten Herrn Doktor wurde außerdem, tja, eine Amputation vorgenommen.«
    »Eine Amputation?«
    »Die Entfernung eines gewissen Körperteils«, erwiderte D.D. betont. »Es wurde im Handschuhfach sichergestellt.«
    »Aua!«, sagte Bobby.
    »Aua!«, stimmte D.D. zu. Er runzelte die Stirn. Ziemlich persönlich. Und außerdem recht aufwändig für einen öffentlichen Ort wie eine Tiefgarage.
    »Gibt es Bänder aus den Überwachungskameras?«
    »Die werden gerade gesichtet. Das, was ich bis jetzt gesehen habe, ist ziemlich verschwommen und zeigt nicht viel. Der Täter muss sich alles genau überlegt haben. Er hat den Doktor außer Gefecht gesetzt und ihn in sein Fahrzeug verfrachtet. Anschließend ist er, so stelle ich es mir wenigstens vor, auf der Beifahrerseite eingestiegen. Der BMW hat getönte Scheiben. Außerdem war es spät in der Nacht. Wenn jemand vorbeigekommen wäre, hätte er nur die Umrisse zweier Personen in einem Auto gesehen – nur dass der eine tot war und der andere Laubsägearbeiten mit einer gezackten Klinge veranstaltete. Menschen! Ich finde, die sehen alle zu viel fern.«
    D.D.s Essen wurde serviert. Mit leuchtenden Augen türmte sie Eier und Speckstreifen auf ihren Toast und streckte die Hand nach der Sirupflasche aus.
    »Da war bestimmt eine Menge Blut«, merkte Bobby an. »Bei so einer Tat ... es muss doch ziemlich weit gespritzt sein.«
    »Möchte man meinen.« Mit ihrer Gabel säbelte sie ein Stück von dem Sandwichturm ab und kaute genüsslich. »Du warst doch am Tatort, Bobby. Stell dir diese große, kalte Garage vor, und denk dann an die Einrichtung, zu der sie gehört. Womit haben wir es zu tun?«
    Bobby erinnerte sich. Im grellen Scheinwerferlicht hatte der Betonboden glatt und unversehrt gewirkt. Kein rotes Tröpfchen war zu sehen gewesen. Stirnrunzelnd dachte er nach, und plötzlich breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Ein Krankenhaus. Chirurgenkittel!«
    »Ins Schwarze getroffen. Wir haben einen Müllsack mit blutiger Chirurgenkleidung und Überschuhen in einem Container am westlichen Eingang gefunden. Offenbar hat unser kluger Mörder sich vermummt, seine Tat begangen und die benutzte Kleidung und die Überschuhe dann einfach zusammengeknüllt und fein säuberlich entsorgt. Nachdem er fertig war, hat er einen ruhigen Moment abgewartet, ist ausgestiegen, hat die Sachen ausgezogen und ist davonspaziert.«
    »In diesem Fall hätte man aber zwei Fußabdrücke finden müssen, die beim Aussteigen aus dem Auto entstanden sind«, wandte Bobby ein.
    »An der Beifahrerseite wurde verschmiertes Blut entdeckt. Anscheinend hat er die Lache aufgewischt, vielleicht mit dem Chirurgenanzug. Zwar hat er es nicht geschafft, alles restlos zu entfernen, aber die Abdrücke des Schuhprofils wurden zerstört. Gerissener kleiner Mistkerl.«
    »Er hat vorausschauend gedacht«, überlegte

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