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Lauf, wenn es dunkel wird

Lauf, wenn es dunkel wird

Titel: Lauf, wenn es dunkel wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Henry
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sein, dass sie ihn für einen der Bösen hielten und ihn töteten.
    War er einer der Bösen?
    Griffin war sich nicht mehr sicher.

Zeit zu handeln
    Cheyenne berührte zum hundertsten Mal das Ziffernblatt ihrer Uhr und bewegte sich dabei so wenig wie möglich, damit sie Griffin nicht weckte.
    Aber jetzt war es endlich so weit. Es war zwei Uhr früh, Zeit handeln. Der Nachmittag und der Abend hatten sich dahingeschleppt. Die anderen drei Männer waren in einem anderen Teil des Hauses geblieben. Wahrscheinlich schmiedeten sie Pläne, aber sie hatten so leise gesprochen, dass sie nichts verstehen konnte. Griffin war die meiste Zeit bei ihr geblieben und nur gegangen, wenn er etwas zu essen holen wollte. Cheyenne hatte gedöst oder so getan. Schließlich musste sie hellwach sein, wenn die Zeit reif war. Und je mehr sie schlief, desto mehr würden die anderen glauben, dass sie krank und hilflos war, obwohl sie den Eindruck hatte, dass das Antibiotikum langsam wirkte. Wenn sie schlief oder so tat, musste sie auch nicht mit Griffin reden. Und es hielt sie davon ab, darüber zu grübeln, ob sie es vielleicht besser nicht tun sollte, das, was sie tun musste.
    Meilen von hier entfernt würde ihr Vater bald die Anweisungen befolgen und eine schwarze, mit Geld vollgestopfte Reisetasche abliefern. Eine, in der kein Sender oder Farbbeutel oder sonst was steckte. Oder sie würden sie töten. Und ihr Vater musste allein kommen. Niemand sollte ihm folgen, weder in einem anderen Auto noch aus der Luft oder mit einem Computer. Oder sie würden sie töten.
    Cheyenne wusste das alles, weil Roy sie dabeihaben wollte, als er die Einzelheiten wiederholte. Er hatte ihr das Telefon gerade so lange in die Hand gepresst, dass sie »Daddy, bitte hilf mir!« rauswürgen konnte, bevor er es wieder an sich gerissen und den Ausknopf gedrückt hatte.
    Aber es spielte keine große Rolle, ob ihr Vater tat, was von ihm verlangt wurde oder nicht. Es spielte überhaupt keine Rolle mehr. Das hatte ihr zumindest TJ erzählt, als er sie angegriffen hatte. Er war auf das Bett geklettert, hatte ihre Armgelenke gegen die Wand gedrückt und ihr ins Ohr geflüstert. »Bist du noch Jungfrau, Cheyenne? Bist du? Weil es für dich vielleicht Zeit wird, dass du eine richtige Frau wirst. Vielleicht solltest du TJ an dich ranlassen, damit du noch ein bisschen Liebe abbekommst, bevor es zu spät ist.«
    Sie war so verängstigt gewesen, dass sie keinen Ton rausgebracht hatte. Sie hatte nur wild mit dem Kopf geschüttelt. Das war das Einzige, wozu sie fähig gewesen war. Beim Schütteln hatte ihr Kopf TJs Nase getroffen.
    Er hatte vor Schmerzen geächzt und seine Stimme war nur noch triefender und scheußlicher geworden. »Da, wo du hingehst, wirst du keine Liebe bekommen. Im Himmel treibt man’s nicht miteinander, oder, Baby? Na komm, lass dir schon von TJ eine schöne Erinnerung mit ins Grab geben.«
    Irgendwie hatte Cheyenne genug Speichel in ihrem Mund zusammengebracht, dass sie ihn anspucken konnte. Er hatte unterdrückt geflucht, und sie wusste, dass sie ihr Ziel getroffen hatte. Und dann war Griffin reingestürmt und hatte sie gerettet.
    Aber sie vor einem Möchtegern-Vergewaltiger zu retten war eine Sache. Einzugreifen, wenn Roy zu TJ oder Jimbo sagte, sie sollen sie mitnehmen, eine andere. Würde er sich diesen Männern – einschließlich seinem Vater – widersetzen und sie retten? Wenn ihre Rettung die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöhte, dass er geschnappt würde? Wäre es nicht viel einfacher für Griffin, wenn er sich selbst vormachte, die Männer würden sie wirklich freilassen?
    Klar, diese Verbrecher würden vermutlich geschnappt und landeten wegen Mordes im Gefängnis, aber vielleicht ja auch nicht. Und sie dachten alle nicht sehr vorausschauend. TJ zum Beispiel. Er wollte sie auf sein Niveau runterziehen, also hatte er sie begrapscht und betascht, ohne einen Gedanken an Griffin zu verschwenden, der gleich im Zimmer nebenan war.
    Cheyenne wünschte, sie hätte in ihre Tasche gegriffen, bevor TJ sie an die Wand geschoben hatte, wünschte, sie hätte ihn die Scherbe spüren lassen. Am liebsten hätte sie ihm die Kehle durchgeschnitten. Sie hätte es hinbekommen, da war sie sich sicher.
    Ob sie auch schaffen würde, was sie jetzt tun musste?
    Die anderen Männer waren vor ein paar Stunden gegangen und hatten sich auf ihre Positionen begeben, damit ihr Dad auch ganz sicher die Anweisungen befolgte. Wenn sie etwas vergessen hatten und zum Haus zurückkommen

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