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Lauf, wenn es dunkel wird

Lauf, wenn es dunkel wird

Titel: Lauf, wenn es dunkel wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Henry
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hatte. Es war nicht die Badezimmertür, die geöffnet worden war. Es war die Tür zu seinem eigenen Schlafzimmer.
    TJ war mit Cheyenne allein.
    Griffin ließ das Würstchen und das Messer fallen. Später dachte er, dass er es besser mitgenommen hätte. Er rannte den Flur entlang und riss die Tür zu seinem Schlafzimmer auf.
    TJ lehnte über Cheyenne. Ihr Rücken war an die Wand gepresst, ihre Knie bis zur Brust hochgezogen, sie bildeten eine Barriere. Ihre Augen waren vor Konzentration zusammengekniffen und ihre Lippen waren zurückgezogen, so wie bei einem Hund, der lautlos knurrte. TJ hatte ein Knie auf das Bett gesetzt und hielt ihre Handgelenke mit einer Hand umschlossen. Er drückte Cheyenne gegen die Wand, während er mit der anderen Hand versuchte, ihr den Mantel auszuziehen.
    Griffin stürzte sich mit einem Brüllen auf ihn und schlug mit der Faust auf seinen Kopf.
    TJ schrie auf und kippte auf das Bett. Als er sich auf seinen Rücken wälzte, fiel seine Mütze runter und sein dünner Pferdeschwanz rutschte raus.
    »Verdammt noch mal, spinnst du, TJ?«, schrie Griffin. Er hatte Angst gehabt, dass TJ Cheyenne etwas antun würde. Aber er war nur halb so besorgt um sich selbst. TJ wusste immer, wann es besser war, seinen Schwanz einzuziehen. Und im Augenblick wäre Griffin bereit gewesen, ihn zu töten.
    Cheyenne krabbelte vom Bett. Sie wollte zur Tür rennen und fiel hin, als die Schnur um ihren Knöchel sie zurückriss.
    Griffin bückte sich, um ihr aufzuhelfen, aber sie kratzte ihn. »Ich bin’s«, sagte er. Cheyenne schob ihn trotzdem fort und stand ohne fremde Hilfe auf. Sie quetschte sich zwischen Bett und Schreibtisch, bis sie mit dem Rücken an der Wand stand. Sie keuchte, aber sie weinte nicht. Griffin war sich plötzlich ziemlich sicher. Wenn er das Messer mitgebracht hätte, Cheyenne hätte es in beide von ihnen gerammt, reihum. Ohne zu zögern.
    »Was glaubst du eigentlich, was du da machst?«
    »Schau sie dir doch an, unser unbelecktes Goldmädchen«, jammerte TJ. »Ich wollte nur ein bisschen vom Gold abkratzen. Es ist genau so, wie Jimbo sagt. Sie ist so reich, dass sie sich ihren Arsch wahrscheinlich mit Zwanzig-Dollar-Scheinen abwischt. Und dann denkt sie bestimmt auch noch, dass ihre Scheiße nicht mal stinkt. Ich wollte ihr nur eine kleine Lektion erteilen. Damit sie kapiert, wie die andere Hälfte so lebt.« Rotz rann ihm aus der Nase.
    Griffin hatte die Hände zu Fäusten geballt. Am liebsten würde er TJ verprügeln. »Sag das noch mal. Was hat Jimbo gesagt?«
    Über TJs Gesicht huschte ein Hoffnungsschimmer. Halb setzte er sich auf. »Ach, weißt du, er hat ständig davon erzählt, dass sie wahrscheinlich glaubt, sie wäre was Besseres. Und dass sie mal ein bisschen runtergeholt werden muss.«
    »Und du glaubst den Scheiß?« Griffin rieb über seine Faust. Der mittlere Fingerknöchel war geschwollen. »Raus hier. Bevor ich’s mir anders überlege.«
    Nachdem TJ seine Mütze genommen hatte und aus dem Zimmer geflitzt war, schloss Griffin die Tür ab. Er drückte den Knopf im Türknauf runter, Cheyenne zuliebe, viel nützen würde er nicht. Als Griffin zu ihr zurückging, zitterte sie.
    »Keine Angst, er ist weg. Tut mir wirklich leid, dass ich dich allein gelassen habe. Wird nicht wieder vorkommen.« Mit der Spitze seines Zeigefingers berührte er ihren Wangenknochen. »Tut mir leid.«
    Sie zitterte stärker, und er befürchtete, dass er sie nur noch mehr verängstigt hatte. Aber als er vorsichtig seine Arme ausstreckte, legte sie ihr Gesicht gegen seine Brust. Ihr Atem roch nach Orangensaft. Er hielt sie fest und schaukelte sie vor und zurück. Es erinnerte ihn an den einen Schulball, auf den er gegangen war, als man beim langsamen Tanzen einfach nur ein bisschen mit seinen Füßen schlurfen musste.
    Gerade als er sich an das Gefühl gewöhnt hatte, dass er sie in den Armen hielt, wich Cheyenne zurück. Sie zog ihren Mantel zurecht. »Er wollte mir wehtun. Mich vergewaltigen, mich vielleicht sogar töten. Und ich denke, er hätte es getan, wenn du nicht gekommen wärst. Was für ein Mensch kann bloß glauben, dass ich das verdiene?«
    Griffin seufzte. »Bestimmt hat Jimbo ihn aufgestachelt. Er zieht TJ gerne auf und dann schaut er, was passiert. In der Welt da draußen werden Leute wie TJ und Jimbo nicht beneidet - sie sind niemand. Reiche Leute sind für sie nicht echt. Für sie sind das nur Leute aus Zeitschriften und dem Fernsehen. Die beiden waren noch nicht oft unter Reichen.« Er

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