Laufen und Trainieren - Die besten Lauftrainings der Welt
lange, wenig intensive Läufe absolvierten. Zudem empfahl er den Athleten eine strenge Diät (2000 Kalorien am Tag) und gelegentliches Fasten. Hartes Krafttraining hielt er für unnötig, Tempoläufe ließ er nur gelegentlich trainieren und wenn, dann mit großen Erholungspausen zwischendrin. Anfänger werden behutsam mit dem sogenannten Van-Aaken-Trab – 100 Meter laufen, 100 Meter gehen – aufgebaut.
Was ist das Besondere?
Die große Faszination an der Ausdauermethode nach van Aaken hat zwei Gründe: Erstens, sind seine Prinzipien einfach und leicht zu verstehen, zweitens, waren sie zu seiner Zeit, Mitte des 20. Jahrhunderts, schlicht bahnbrechend. Van Aaken war ein laufender Revoluzzer, er lehnte sich gegen die allgegenwärtige Meinung auf, nach der einzig das Intervalltraining vom Freiburger Startrainer Woldemar Gerschler zum sportlichen Erfolg führen könne. Gerschler hatte den Leichtathleten Rudolf Harbig Ende der 1930er Jahre zu Fabel-Weltrekorden auf 400 und 800 Metern getrieben. Während Gerschler glaubte, kurze, harte Einheiten machten den Erfolg aus, propagierte van Aaken genau das Gegenteil. Sein Ziel war es, die Ausdauer langsam über die Jahre immer weiter auszubauen. So empfahl er 5000-Meter-Läufern eine Trainingsleistung von 25 Kilometern – am Tag. Selbst Kinder sollten mindestens 10 Kilometer täglich trainieren. Wohlgemerkt immer so, dass sie sich nicht verausgabten. Dabei solle der Puls stets bei rund 130 Schlägen pro Minute liegen. Die Zeit spiele nur eine untergeordnete Rolle. Van Aaken betonte stets, dass jeder – also auch Kinder und Frauen – besseres Laufen lernen könne. Das brachte ihm nicht nur Sympathien ein, viele Wissenschaftler und Sportfunktionäre lehnten seine Theorien ab.
Wichtigster Merksatz
„Laufe langsam, laufe täglich. Sei nicht gefräßig, trinke mäßig.“ (Ernst van Aaken)
Stärken
Es ist ein Jammer, dass diejenigen, die ihrer Zeit voraus sind, immer erst dann den vollen Respekt für ihre Arbeit bekommen, wenn ihre Zeit vorbei ist. Ernst van Aaken musste hart um seine Anerkennung kämpfen. Er wurde nicht auf Anhieb für seine neuen Theorien bewundert, sondern anfangs von einem Gros der offiziellen deutschen Läuferszene gemieden, verspottet und abgelehnt. Natürlich trug er auch selbst dazu bei. Er war selbstbewusst, angriffslustig und bisweilen zornig.
Doch die Zeit gab ihm Recht. Selbst wenn die Forscher heute einige Schritte weiter sind, hat van Aaken mit seiner Ausdauermethode einen wissenschaftlichen Meilenstein gesetzt. Er war der erste Arzt der Sportgeschichte, der die physiologischen Prozesse des Laufens auf breiter Ebene erforschte. Viele gegenwärtige Erkenntnisse rund um die Sauerstoffaufnahme und –verwertung beim Laufen gründen auf seiner Forschung. Auch heute noch finden sich seine Prinzipien in weiterentwickelter Form in den meisten Trainingsplänen wieder.
Van Aakens Arbeit hat den Laufsport verändert. Es ist erstaunlich, dass Athleten, die gemäß seiner Methode trainierten, ihren Körper nie stark beanspruchten und trotzdem Erfolg hatten. Selbst die seltenen Tempoläufe waren relativ moderat. Zudem beobachteten selbst Kritiker, dass van Aakens Sportler in der Lage waren, über Jahre hervorragende Leistungen auf hohem Niveau zu zeigen, während andere Athleten dem Raubbau an ihrem Körper eher früher als später Tribut zollen mussten.
Der Arzt sah im Laufen vor allem eine Chance, die eigene Gesundheit zu verbessern – ob als Präventivmaßnahme oder als Therapieansatz. Was heute jedes Kind weiß und jede Krankenkasse empfiehlt, wurde damals noch kontrovers diskutiert. Van Aaken machte aus dem elitären Spitzensport Laufen einen Breitensport, der vor allem Menschen anzog, die allein für ihr Wohlbefinden laufen wollten. Eine von van Aakens Prinzipien lautete: „Meide die Inaktivität deines Organismus’ wie eine schwere Krankheit und pflege die Ausdauerfunktion als den Weg zur biologischen Dauerhaftigkeit dein ganzes Leben lang.“
Bis zu seinem Tode 1984 war van Aaken im Übrigen davon überzeugt, dass Frauen ausdauernder seien als Männer.
Schwächen
Einiges von dem, was Ernst van Aaken damals propagierte, ist mittlerweile überholt. Leistungssportler trainieren heute weit mehr als nur den langsamen Dauerlauf, um voranzukommen. Tempoläufe und Intervalle sind aus keinem Training für professionelle oder ambitionierte Sportler wegzudenken.
Eine weitere Schwäche des van-Aaken-Trainings ist die
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