Laugenweckle zum Frühstück
seinerseits nicht beklagen. The rest is silence. Oder fast. Die Heizung klopfte rhythmisch weiter.
22. Kapitel |
Montag
Goodbye, my almost lover
,
goodbye, my hopeless dream
.
I’m trying not to think about you
,
can’t you just let me be?
So long, my luckless romance
,
my back is turned on you
.
I should’ve know you’d bring me heartache
,
almost lovers always do
Die Morgendämmerung hatte sich schon ins Zimmer geschlichen, als ich aufwachte. Ich warf einen Blick auf den Digitalwecker. Kurz nach sieben. Moment mal. Digitalwecker? Ich hatte keinen Digitalwecker.
Ich lag in Leons Bett. Nackt. Neben mir lag Leon und schnarchte leise vor sich hin. Nur sein Kopf ragte aus der Bettdecke heraus, aber das hellblaue Frotteehäufchen auf dem Boden war ein sicheres Indiz dafür, dass auch er nicht besonders viel anhatte. Seine Haare waren verwuschelt. Allerliebst. Ich streckte die Hand aus und strich ihm vorsichtig über die Locken. Dann schloss ich die Augen wieder und rief mir die vergangene Nacht in Erinnerung. Mmm, einerseits. Auweia, andererseits. Ich hatte die Nacht mit einem Mann verbracht, der nicht einen einzigen Buchstaben in seinem Schlafzimmer hatte! Wie ging es jetzt weiter?
Das Amtsgericht! Ich hatte keine Zeit, hier zu liegen und über die vergangene Nacht und ihre Konsequenzen nachzudenken. Ich musste los, und zwar so schnell wie möglich!
Ich schälte mich vorsichtig aus dem Bett. Aus Mangel an Alternativen wickelte ich mich in die Pace-Flagge, sammelte meinen Kleiderhaufen und meinen Rucksack vom Boden auf und schlich aus dem Schlafzimmer. Ich würde bei mir Kaffee aufsetzen, rasch duschen und dann wieder herüberkommen, um Leon mit einem Guten-Morgen-Kuss und frischem Kaffee zu überraschen. Wie praktisch, so nahe zu wohnen! Ach, es würde wunderbar sein, einen Wand-an-Wand-Lover zu haben!
Ich war schon fast aus dem Wohnzimmer, als das Telefon klingelte. Sollte ich Leon wecken oder selber rangehen? Um diese Zeit konnte es doch nur ein Notfall oder etwas furchtbar Dringendes sein. Andererseits war es doch ein bisschen indiskret, einen Anruf für Leon entgegenzunehmen. Unsere Beziehung war ja noch ziemlich frisch. Während ich unschlüssig herumstand, sprang der Anrufbeantworter an.
»Hallo mein kleiner Knackpo«, gurrte eine Stimme, die ich nicht sofort einordnen konnte. »Ich wollte dir nur schnell Guten Morgen sagen. Wahrscheinlich stehst du unter der Dusche. Ich steige gerade in Mannheim um. Es war ein eeendlos langes Wochenende ohne dich, mein Zuckerschnäuzchen. Aber ich werde mir heute Nacht alles holen, was mir gefehlt hat. Meine Eltern haben mir ein Portiönchen echten Kaviar für uns mitgegeben. Bis heute Mittag in der Kantine,
sexiest man alive
!«
Ich starrte wie gelähmt auf den AB. Dann stürzte ich darauf zu und fing wie eine Wilde an, irgendwelche Knöpfe zu drücken, um diese erniedrigende Nachricht zu löschen. »Hallo mein kleiner Knackpo ...«
Aaargh
!!! Nein, nicht noch einmal! Ich packte den Anrufbeantworter, riss das Kabel mit einem kräftigen Ruck aus der Wand und donnerte das Ding auf den Fußboden. Yvettes Stimme erstarb. Die Lämpchen hörten auf zu blinken. Nichts wie raus hier. Ich drehte mich um.
In der Tür zum Schlafzimmer stand Leon in seinem himmelblauen Schlafanzug, Entsetzen in den Augen. »Du Arsch!« brüllte ich, zerrte mir die Pace-Flagge vom Leib, knüllte sie zusammen und warf sie ihm ins Gesicht. Dann raffte ich den Kleiderhaufen und meinen Rucksack an mich und rannte hinaus. Leon stand die ganze Zeit wie zur Salzsäule erstarrt in der Schlafzimmertüre.
Als ich zitternd und nackt im Flur nach meinem Wohnungsschlüssel kramte, kam jemand die Treppe von oben herunter. Jede Wohnung hatte dort eine Abstellkammer. Ich drehte mich nicht um. Es war mir absolut vollkommen hundertprozentig total egal, vor wem ich mich gerade zu Tode blamierte.
Kurze Zeit später stand ich unter der heißen Dusche und ließ mir das Wasser über das Gesicht laufen. Es vermischte sich mit meinen Tränen. Ich wusch mir die Haare, föhnte mich, kochte Kaffee und ignorierte das Klingeln an der Tür, das Klopfen und die gedämpften Rufe »Line, mach auf!«. Warum verteilte Leon nicht noch ein paar Flugblätter im Haus und beschrieb die Details unserer gescheiterten Affäre?
Ich stürzte einen Kaffee hinunter, packte den Stadtplan, das Schreiben für das Amtsgericht und die fettige Tüte von McGöckele in meinen Rucksack und verließ die Wohnung. Sollte ich Leon oder sonst jemandem
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