Laugenweckle zum Frühstück
überstellt. McGöckele muss dann sofort reagieren, sonst droht ein Zwangsgeld.«
»Wann sind die Plakate dann weg?«
»Wenn alles gut läuft, werden die Plakate noch morgen abgehängt.«
Ich seufzte erleichtert. Mit etwas Glück würde der Göckeles-Albtraum morgen vorbei sein.
»Und noch etwas.«
»Ja?«
»Ich weiß nicht, ob Sie vorhaben, Schritte gegen McGöckele zu unternehmen. Schmerzensgeld oder so etwas.«
»Na ja. Ich bin ziemlich knapp bei Kasse. Schmerzensgeld wäre schon schön.«
»Sie hätten nach Paragraph 823 BGB natürlich ein Anrecht drauf, aber ich habe da noch ein paar Erkundigungen eingezogen. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Lassen Sie die Finger davon. Ich habe ein bisschen im Internet recherchiert. Der Konzern, der hinter McGöckele steht, ist ein ziemlich undurchsichtiger Multi-Konzern. So was wie Berlusconi auf Deutsch. Es könnte auch Scientology sein. Ich würde mich an Ihrer Stelle nicht mit denen anlegen.«
Ich sah mich mit dem Gesicht nach unten auf der Reinsburgstraße liegen, ein blutiges Loch im Rücken. Es hatte sich schon ein riesiger Verkehrsstau gebildet. Herr Tellerle kniete neben mir, fühlte meinen Puls und schüttelte den Kopf. Frau Müller-Thurgau schlug die Hände vors Gesicht. Ein Schaudern durchfuhr mich.
»Vielen Dank für die Warnung. Ich werde darüber nachdenken.«
Ich bedankte mich bei der netten Polizistin und machte mich endlich über mein Frühstück her. Für einen Ausruhtag hatte der Morgen ganz schön anstrengend begonnen. Erst diese seltsamen Kuss-Gelüste, und dann noch die Göckele-Mafia auf dem Hals ... Ich beschloss, beides zu verdrängen und stattdessen den Besuch beim Amtsgericht am nächsten Tag vorzubereiten. Blöderweise hatte ich vergessen, auf die Liste der zu erledigenden Dinge »Papier kaufen« zu schreiben. Ich fand kein einziges unbeschriebenes weißes Blatt. Wenn ich so früh wie möglich zum Amtsgericht wollte, konnte ich nicht erst Papier kaufen gehen. Dann musste es eben irgendein Schmierpapier tun.
Wie formulierte man formlos für das Amtsgericht? Zu allererst schrieb ich meine Adresse auf das Blatt. Das war schon mal ein guter Anfang. Dann schrieb ich links oben »An das Amtsgericht Stuttgart« und rechts, unter die Adresse, das Datum des nächsten Tages. Jetzt sah das Ganze schon hochoffiziell aus, trotz des gebrauchten Papiers. Und nun? Schade, dass das Telefon gerade nicht klingelte. War es überhaupt richtig eingesteckt? Neben dem Telefon lag der Zettel mit Dorles Nummer. Sicher würde mich ein Anruf bei Dorle inspirieren. Außerdem war es meine verwandtschaftliche Pflicht. Dorle nahm nach dem dritten Klingeln ab.
»Mei Mädle! Ha, des isch abr schee!«
»Hallo Dorle. Wie geht es dir? Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.«
»Des wär doch ned nedich gwä. Woisch, der liebe Gott bassd scho uff seine Schäfla uff.«
»Wie ist es denn so in der Reha?«, fragte ich.
»Also die Leid, die hier schaffad, sen arg nette Leid ond verschdandad ihr Gschäfd. On dr Scheffarzt sieht a bissle aus wie dr Dr. Brinkmann.« Sie senkte die Stimme. »Bloß mai Zemmernachbare schnarchd soo laut, do kosch koi Aug’ zudo.«
»Wie lange bleibst du dort? Ich dachte, ich komm dich mal besuchen.«
»Ha noi, des isch doch ned nedich. Ihr jonge Leid hen doch koi Zeid.«
»Bist du sicher? Ich komme wirklich gern.«
»Noi, noi. Hauptsach’, du kommsch zu maim Achzigschde, des isch mr wichdiger. Ond jetzt muss i uffhere, woisch, delefoniere isch hald no arg aschdrengend.«
Ich blieb einen Moment lang nachdenklich sitzen. Dorle wollte keinen Besuch? Das war aber gar nicht typisch. Ich hatte gedacht, dass sie hochbeleidigt wäre, wenn ich sie nicht besuchte.
Ich setzte mich wieder an mein formloses Schreiben. Ich hatte keine Lust, den Rest des Sonntags damit zu verbringen, und schrieb einfach drauflos.
»Ich, Pipeline Praetorius, erkläre hiermit, dass ich niemals mein Einverständnis dazu gegeben habe, dass die Firma McGöckele ganz Stuttgart mit Plakaten pflastert, auf denen mein Bild ist. Außerdem möchte ich nicht als Plastikfigur im
Gi-Ga-Göckele-Menü
verwendet werden und das Personal von McGöckele soll die albernen T-Shirts mit meinem Konterfei ausziehen. Schuld an allem ist der Fotograf Eric M. Hollister, der mein Foto verkauft hat, ohne mich um Erlaubnis zu fragen.«
Darunter setzte ich Erics Adresse und Telefonnummer und unterschrieb schwungvoll. Das musste doch jeden Richter überzeugen. Eric. Zumindest konnte ich ihm
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