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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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schon mal eine böse Nachricht auf seinem AB hinterlassen. Ich wählte seine Nummer. Die Leitung war tot.
    »Du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass Eric neben dem Telefon sitzt und sagt: ›Ach, Line, so sorry, dass ich dir wegen des Fotos nicht Bescheid gegeben habe, das muss mir irgendwie durchgerutscht sein‹?«
    Wir saßen in Lilas Küche und tranken ein Glas Prosecco, bevor Lila zu kochen begann. Suffragette hatte sich auf Lilas Schoß zusammengerollt. Aus Tonios Zimmer dröhnte Grönemeyer. Offensichtlich hatte er sich eine zweite CD zugelegt. Grönemeyer sang irgendwas von einem Stuhl im Orbit. Der Rest war zu vernuschelt, um es zu verstehen.
    »Ich weiß nicht, was ich geglaubt habe. Ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Morgen Nachmittag werde ich mal auf die Uhlandshöhe klettern und sehen, ob ich irgendwas herausfinde.«
    Lila leerte ihr Glas, hob beim Aufstehen Suffragette hoch und platzierte sie auf meinen Knien. Suffragette maunzte ungnädig und rollte sich dann wieder zusammen. »Ich werd dann mal kochen. Es gibt Hirsebratlinge an Quark mit frischen Kräutern. Dazu eine große Schüssel Salat. Ich hoffe, es schmeckt dir.«
    »Du weißt, dass mir alles schmeckt, was du kochst, selbst wenn es gesund ist.«
    »Und zum Nachtisch Schokoladenpudding mit Vanillesoße
und
Sahne.«
    Lila setzte Wasser für die Hirse und Milch für den Pudding auf, während wir plauderten. Sie beugte sich über ein Brettchen, um die frischen Kräuter zu hacken. Ich schenkte uns den Rest des Proseccos ein und stand auf, um Lila ihr Glas zu geben. Suffragette verzog sich beleidigt. Eigentlich stimmte es, was Leon gesagt hatte. Die runden Formen passten zu Lila. Auch ihre Lippen waren voll. Voll und sinnlich. Wie sie da stand, die Wangen von der Küchenarbeit leicht gerötet, ich hätte sie küssen mögen. Ich reichte ihr das Glas, wie hypnotisiert wurden meine Lippen von den ihren angezogen ...
    »Okay. Was ist los mit dir?«
    Lila stemmte die Hände in die Seiten und sah mich amüsiert an. Ich fuhr zurück wie von der Tarantel gestochen, sauste zurück an den Küchentisch und ließ mich auf den Stuhl fallen.
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich schwören können, dass du mich küssen wolltest.«
    Ich schlug die Hände vors Gesicht und stöhnte laut. »Lila, ich bin krank! Seit heute Morgen möchte ich jeden küssen, der mir über den Weg läuft! Sogar Herrn Tellerle!«
    »Aha. Das wolltest du mir also nicht erzählen. Ich kann dich beruhigen. Du bist nicht krank. Du leidest nur unter dem Dornröschen-Syndrom.«
    »Dornröschen-Syndrom?« Ich fand, das klang ziemlich krank.
    »In der Psychologie bezeichnet man als Dornröschen-Syndrom einen Kuss, der so einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat, dass man danach alle Menschen küssen möchte. Also so eine Art positives Trauma. Dornröschen und der Prinz eben. Die erste Frage wäre also, wer dir diesen grandiosen Kuss gegeben hat.« Sie legte den Kopf schief, sah mich fragend an und grinste. »Also ich würde jetzt mal spontan tippen, Eric war es nicht.«
    Du meine Güte. Natürlich wusste ich sofort, welcher Kuss das gewesen war. Und dabei war es nur die Andeutung eines richtigen Kusses gewesen! Wenn mich Leon leidenschaftlich geküsst hätte, wäre wahrscheinlich nicht mal der U-Bahn-Fahrer auf dem Weg zu Lila vor mir sicher gewesen. Irgendwie hatte ich aber überhaupt keine Lust, meiner Freundin davon zu erzählen. Dann würde sie nur wieder damit anfangen, Leon in den höchsten Tönen zu loben. Und ich hatte mit Leon abgeschlossen.
    »Und was macht man gegen dieses Dornröschen-Syndrom?«
    Lila zuckte die Schultern. »Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Das musst du schon selber herausfinden. Du kannst es ja mal googlen.«
    Ein paar Stunden später ging ich langsam die Treppen hinauf zu meiner Wohnung. Ich war bis oben hin vollgefuttert mit Pudding und Sahne. Trotzdem war mein Kopf proseccoleicht. Nach dem ersten Stock machte ich eine Sekunde Pause und holte tief Luft. Der proseccoleichte Kopf hatte soeben beschlossen, dass es nur einen einzigen Ausweg aus der Dornröschenfalle gab. Meine Schritte, bis dahin von der Leichtigkeit einer Gazelle, wurden plötzlich schwerer. Zwischen dem zweiten und dem dritten Stock war ich eine Kuh, zwischen dem dritten und vierten Stock ein Elefant, und zwischen dem vierten und fünften Stock ein hustender Elefant. Vor Leons Wohnung folgte ich einem plötzlichen Impuls, der mich selber überraschte, klopfte ganz zaghaft an die

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