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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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im Treppenhaus begegnen, würde ich ihm prophylaktisch eine scheuern. Aber alles blieb still. Weil ich so spät dran war, nahm ich das Rad. Mittlerweile war es hell und zum Glück war der Morgen mild und trocken.
    Das Amtsgericht lag beim Neckartor. Das war praktisch, weil ich durch den Schlossgarten radeln konnte. Bei
Hafendörfer
in der Eberhardstraße holte ich mir eine Brezel, falls ich warten musste. Im Schlossgarten fuhr ich im Zickzack um Frühsportler und Hundeausführer herum und gelangte nach wenigen Minuten in die Neckarstraße. Das Amtsgericht war ein hässlicher Klinkerbau. Es gab keinen Fahrradständer, also musste ich das Rad auf dem Gehsteig stehen lassen. »Türöffner bitte drücken« stand neben dem Eingang. Das war aber feierlich hier! Ich beschloss, mich nicht mit der Infothek aufzuhalten. So was kannte man ja, man bekam sowieso nur falsche Auskünfte oder wurde abgewimmelt. Stattdessen würde ich mich von oben nach unten vorarbeiten, bis ich das richtige Zimmer fand. Ich fuhr in das dritte Obergeschoss und trat aus dem Aufzug. Hier war ich eindeutig falsch. Das dritte Obergeschoss befand sich im Rohbau. Ich ging zu Fuß in den zweiten Stock – Bewegung musste sein – und stand vor einer geschlossenen Glastür mit vielen Klingeln, auf denen alle Leute Mustermann hießen. Ich überlegte gerade, bei welchem Mustermann ich klingeln sollte, als sich die Glastür öffnete und eine junge Frau mit einem Rollwagen herauskam, der mit Akten beladen war.
    »Entschuldigen Sie, ich möchte eine einstweilige Verfügung beantragen«, sagte ich, »wo muss ich denn da hin?«
    »Eine einstweilige Verfügung? Da sind Sie hier völlig falsch. Das hier ist das Handelsregister.«
    »Oh«, sagte ich, »ich wollte aufs Amtsgericht.«
    »Das Amtsgericht ist in der Hauffstraße«, sagte die Frau. »Einmal um die Ecke.«
    Ich sah auf die Uhr. Ich war sowieso spät dran gewesen und nun hatte ich noch mehr Zeit verloren. Ich ließ das Rad stehen und bog um die Ecke. Das echte Amtsgericht war auch ein Klinkerbau, sah aber deutlich besser aus als das Handelsregister. Ich landete in einem Innenhof, der auf der linken Seite von baufälligen Mietshäusern aus Backstein begrenzt wurde. Auf der anderen Seite der Häuser brauste der Berufsverkehr. Willkommen im Club, dachte ich. Am Neckartor wurden die höchsten Feinstaubwerte in ganz Stuttgart gemessen. Die Reinsburgstraße folgte dicht auf dem Fuß. Andererseits war das mit dem Feinstaub wahrscheinlich auch total übertrieben, denn wenn eine Stadt wie Stuttgart, in der Neuzugezogene auf der Meldestelle einen Kehrwochentest machen mussten, so tolerant mit dem Feinstaub war, dann konnte es nichts wirklich Schlimmes sein.
    An ein paar Kunstwerken aus Stein vorbei gelangte ich zu einer Drehtür, die zur Infothek des Amtsgerichts führte. Hier war es richtig schnieke. Die Richter mochten es wohl schicker als die Leute beim Handelsregister. Der riesige Infoschalter war indirekt beleuchtet und auf beiden Seiten mit Holz getäfelt. Dahinter stand ein Mann mit kariertem Hemd, Nickelbrille und einem freundlichen Grinsen im Gesicht. Vor mir stand eine Frau mittleren Alters mit einem Zettel in der Hand.
    »Ich hätte gern einen Pfändungsüberweisungs... Überweisungspfändungs...« Sie starrte angestrengt auf den Zettel.
    »Wat woll’n Se denn machen?«, fragte der Mann hinterm Schalter jovial. »Ein Konto pfänden?«
    »Ja, genau«, sagte die Frau erleichtert.
    »Hier. Hier is dat Formular für den Pfändungs- und Überweisungsbeschluss«, sagte der Mann und drückte ihr ein Blatt Papier in die Hand. »Und wat kann ich für Sie tun, junge Frau?«
    »Ich brauche eine einstweilige Verfügung. Und zwar so schnell wie möglich.«
    »Da sin Se n’bisschen spät dran, will ick mal sagen. Ob Se det heut noch kriegn ... na ja, versuchen Se mal Ihr Glück. Da vorn am Eingang, rechts, da is die Rechtsantragsstelle.«
    Ich hastete zurück über den Hof. Leon. An allem war Leon schuld. Sonst wäre ich schon viel früher hier gewesen. Ich fand die Tür, auf der »Rechtsantragsstelle« stand und gelangte in ein Wartezimmer, das ungefähr so aussah wie das Wartezimmer einer gut gehenden Hausarztpraxis in der Grippezeit. Etwa zehn, zwölf unglücklich aussehende Menschen saßen auf den Plastikstühlen und warteten schweigend. Komischerweise waren die Männer alle unrasiert. Ich murmelte einen Gruß, ließ mich auf einen Stuhl fallen und schloss die Augen, um über Leon den Verräter und Yvette das

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