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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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andermal, dann.« Er wandte sich zur Tür. Irgendwie tat er mir ja auch leid, der Arme kannte niemanden in Stuttgart und musste jetzt den Sonntag alleine verbringen. In dem Moment klingelte das Telefon. Ich konnte es nur gedämpft hören, weil es noch unter den drei Decken lag.
    »Ja, gerne ein andermal und einen schönen Sonntag«, sagte ich hastig.
    Ich sauste zum Telefon und vollführte dabei Sprünge wie ein junges Fohlen. Leon wollte gar nichts von Lila! Hurra! Ich wühlte unter den Decken, bis ich das Telefon fand.
    »Line, guten Morgen!«, meldete ich mich atemlos.
    »Ich bin’s nochmal, Lila. Bevor du jetzt Ringe in den Teppich läufst: Ich wollte dir nur kurz Bescheid geben, dass ich es mir überlegt habe. Ich glaube, Leon ist wirklich nicht mein Typ. Ich stehe mehr so auf kleiner und knuffiger.« Ich konnte das Grinsen in ihrer Stimme hören. Sie hatte mich verarscht. Gnadenlos verarscht.
    »Danke für die Info«, sagte ich und bemühte mich, ganz cool zu klingen. »Aber mein Typ ist er auch nicht. Viel zu wenig intellektuell. Er war übrigens eben hier und wollte mit mir spazieren gehen. Aber ich habe ja keine Zeit.«
    »Nein, natürlich nicht. Bis heute Abend dann.«
    Ich zog mir meine Altkleidersammlung vom Leib und lief schlotternd zur Dusche. Während ich mir die Haare wusch, sang ich lauthals
Guantanamera
. Ich meine, eigentlich konnte es mir ja egal sein, aber dass Leon nichts von Lila wollte und Lila sich nicht für Leon interessierte, machte die Sache erheblich einfacher. Zuzugucken, wie zwei Leute miteinander flirteten, wenn man zu dritt unterwegs war, war ausgesprochen nervig und man fühlte sich dann ganz schnell total überflüssig.
    Ich zog mich an, legte ein Brötchen vom Vortag auf den Toaster und kochte Kaffee. Während ich das leicht verbrannte Brötchen mit Salami kaute, sah ich sehnsüchtig hinaus auf die verschneiten Dächer. Die Schneehauben gaben der Stadt ihre Unschuld zurück. Sogar der Verkehr erschien gedämpfter als sonst. Sicher wäre es herrlich gewesen, mit Leon spazieren zu gehen. Andererseits hätte ihm das nur wieder falsche Hoffnungen gemacht. Also war es gut, dass ich mich bei meiner Schwester zum Kaffee eingeladen hatte. Meine Schwester lud mich nie von sich aus ein. Sie war der Meinung, dass man Schwestern nicht einladen musste. Entweder sie kamen von sich aus oder sie ließen es bleiben. Manchmal hätte ich mich trotzdem gefreut, eingeladen zu werden.
    Als Katharina mit 14 von der ersten Tanzstunde nach Hause kam, verriet sie mir, dass Frank aus der 9b sie gefragt hatte, ob sie mit ihm Abschlussball machen wollte. Vermutlich war es der Traum aller 41 Jungs, die mit Katharina in der Tanzstunde waren, mit ihr Abschlussball zu machen, aber sie flößte allen durch ihre Schönheit so viel Angst ein, dass keiner es gewagt hatte, sie zu fragen – außer Frank. Frank litt so fürchterlich an Akne, dass man nur dunkel erahnen konnte, wie sein Gesicht unter den Pickeln aussah. Es gab wahrlich hübschere Jungen, aber meine Schwester wollte nicht nur mit Frank Abschlussball machen, sondern erwählte ihn auch gleich zu ihrem zukünftigen Ehemann.
    »Line«, sagte sie zu mir, »spätestens mit 25 stehe ich mit Frank vor dem Traualtar.«
    Ich tippte mir an die Stirn. »Du hast sie ja nicht mehr alle!« Mit fünfzehn kannte ich Jungs nur vom Sehen. Sie waren laut, rechthaberisch und ich wusste nicht so recht, wozu man sie brauchte. Katharina war jedoch der Meinung, sie hätte durch unsere Mutter so viel Verrücktheiten und Außenseitertum gehabt, dass es ihr für den Rest des Lebens reichte.
    »Line, ich möchte so bald wie möglich eine eigene Familie. Vielleicht kann ich dann ein bisschen von dem nachholen, was ich selbst als Kind versäumt habe.«
    »Du gibst doch nur an«, entgegnete ich. »Werd erst mal erwachsen!«
    Frank verlor mit den Jahren die Pickel, nicht aber das Interesse an meiner Schwester. Unter der Pickelhaube war ein ganz netter Kerl hervorgekommen. Für mich war er wie ein kleiner Bruder, den ich leider erst kennen gelernt hatte, als ich aus dem Alter heraus war, in dem einem das Ärgern kleiner Brüder unbändigen Spaß machte.
    Katharina machte in Stuttgart eine Lehre als Buchhändlerin. Kurz nach ihrem 23. Geburtstag heiratete sie Frank in der Kirche des kleinen unbesiegbaren Dorfes. Die Kirchenbänke waren bis auf den letzten Platz besetzt und selbst in den Gängen drängelten sich die Neugierigen. Nicht etwa, weil wir so viele Gäste geladen hatten, sondern

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